Als Ehrenkapitän auf Lebenszeit hat man bei Sturm einen Vorteil: Eine Karte im VIP-Klub ist immer reserviert. „Und die für das Derby habe ich schon angenommen. Ich freue mich auf das Spiel“, sagt Anton „Andy“ Pichler. Und der Weizer, der vor wenigen Tagen 69 Jahre alt geworden ist, kann über Derbys mehr berichten, als jeder andere. 40 Mal ist er auf dem Spielfeld gestanden, wenn Sturm gegen GAK angepfiffen worden ist – öfter als jeder andere. „Ich hoffe, die Richtigen gewinnen“, sagt Pichler. Die Frage, wer das ist, erübrigt sich. „Rot spielt in meiner Garderobe nach wie vor keine Rolle. Und auch meine Frau weiß bis heute, wie man sich als Gattin des Ehrenkapitäns auf Lebenszeit zu kleiden hat“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

An die Duelle mit dem Stadtrivalen erinnert sich Pichler gerne. Etwa an das spektakuläre 4:4 am 5. September 1975, als Mario Zuenelli für den GAK das 100. Derbytor der Geschichte erzielt hat. Oder an einen 3:2-Erfolg, als die Schwarz-Weißen 0:2 zurücklagen und das Spiel doch noch drehten. „Zum Glück habe ich mehr Derbys gewonnen als verloren“, sagt Pichler. Und „normalerweise“ sollten die Schwarz-Weißen auch das Spiel am Samstag gewinnen, sagt Pichler. „Wir haben uns aber meistens als Favorit schwerer getan“, warnt er aber auch.

In der Stadt herrschte herausragende Stimmung

Spiele gegen den GAK waren für Pichler immer etwas Besonderes. In der Stadt hätte damals eine besondere Stimmung geherrscht, im Vorfeld wäre es zu Aktionen gekommen. „Wir wurden immer gebeten, uns mit den GAKlern zu messen. Egal ob Tennis, Tischfußball oder Eisstockschießen“, erinnert sich Pichler. „Das fehlt mir heute ein bisschen.“ Nachsatz: „Vielleicht kommt das wieder, den Leuten taugt das nämlich. Vielleicht war der GAK schlicht und ergreifend zu lange weg.“

An Bedeutung haben Grazer Stadtderbys trotzdem nicht verloren. Und dass der Tabellenführer gegen den Letzten spielt, ist in diesem Zusammenhang völlig egal. „Egal, was die Tabelle sagt, wenn du gegen den GAK verlierst, bist du bis zum nächsten Derby die Nummer zwei in der Stadt“, sagt Pichler. Dementsprechend schmerzhaft wären solche Niederlagen gewesen. „Misserfolge im Derby haben wehgetan – und nicht nur ein paar Tage.“

Mit einer Sturm-Niederlage rechnet der Derby-Rekordspieler diesmal nicht. „Ich bin davon überzeugt, dass Sturm gewinnen wird – das Spiel kann sogar relativ klar ausgehen“, sagt Pichler. Individuelle Qualität und Form würden für die Schwarz-Weißen sprechen. „Sie haben zuletzt wieder zu ihrer Form gefunden. Und wenn du Salzburg 5:0 besiegst, dann löst das in der Mannschaft auch etwas aus.“