„I think, es gibt Raum für Verbesserungen“, wechselt Tochi Chukwuani aus dem Nichts die Sprache und weist grinsend darauf hin, dass er neben der üblichen Kommunikation auf Englisch inzwischen schon ein bisschen Deutsch spricht. Ganz so, als wolle er unterstreichen, dass er immer besser in Graz ankommt. Sportlich hat es ein wenig gedauert, bis sich der Däne beim SK Sturm akklimatisiert hat. Vor der Verletzung von Jon Gorenc Stankovic bestritt er nur eine Handvoll an Spielminuten. Danach wurde er als dessen Ersatz ins kalte Wasser geworfen und schwamm. „Da sich Jon unglücklicherweise verletzt hat, bin ich als Sechser eingesprungen. Ich kann dort auch spielen, aber eigentlich ist es meine Zweitposition“, erläutert Chukwuani. Geholt wurde der 21-Jährige im Sommer eigentlich als Ersatz für Alexander Prass auf der Acht. Aber manchmal kann es ein wenig anders kommen, als Spieler und Trainer denken. „Es gibt Spieler, bei denen man erst vor Ort sieht, wo er seine richtigen Qualitäten hat“, erklärt Trainer Christian Ilzer, „wir haben für ihn eine leichte systematische Anpassung gemacht. Er ist nicht der Achter, der in einer Raute Box-to-box spielt. Aber auf der Sechs oder Doppelsechs? Fantastisch!“

Beim Gastspiel in Linz gegen Blau-Weiß ersetzte Chukwuani zur Pause Stankovic, gegen Brügge rückte er in die Startelf, bei der 5:0-Gala gegen Salzburg stand er erstmals in Liebenau zu Spielbeginn am Feld. Der U21-Teamspieler vermochte anzudeuten, dass er sich zu einem wichtigen Bestandteil der Sturm-Elf entwickeln könnte. Ilzer lobt jedenfalls, „wie abgezockt und mit welcher Ruhe er in seinem jungen Alter auf der Sechs agiert, wie er Situationen unter großem Gegnerdruck löst, seine Duellqualität im Zweikampf.“

Tochi Chukwuani: „Eine großartige Erfahrung“

Für Chukwuani war es ein spezielles Erlebnis, erstmals vom Anpfiff an auf Grazer Boden in den Genuss der Heimspielatmosphäre zu kommen. „Du kannst auf dem Feld richtiggehend spüren, wie uns die Fans helfen und einen Energieschub verleihen“, berichtet der Mittelfeldspieler, dem die Bedeutung des Kräftemessens mit dem finanziellen Ligakrösus bewusst war: „Die Jungs haben mir erklärt, wie wichtig dieses Spiel ist. Es sind die beiden Giganten in Österreich im direkten Duell. Erst konnte ich es nicht ganz glauben, aber als ich auf dem Feld stand, konnte ich es auch spüren. Eine großartige Erfahrung.“

Laut Ilzer würde Chukwuani „absolute Führungsqualität“ auszeichnen: „Deshalb war es für ihn am Anfang schwer zu verkraften, dass er noch gar keine Rolle spielt. Da hat er viele Informationen bekommen, er bekam eine neue Idee vom Fußball präsentiert. Inzwischen haben wir uns aufeinander eingegroovt.“ Chukwuanis Dank wiederum gilt Trainern und Mitspielern, die ihn an der Hand nehmen und helfen. Wobei, es gibt ihn definitiv noch, den Raum für Verbesserungen.

Malick Yalcouye freut sich über sein erstes Tor für den SK Sturm
Malick Yalcouye freut sich über sein erstes Tor für den SK Sturm © GEPA

Selbigen gibt es bestimmt auch bei Malick Yalcouyé noch, wenngleich der 18-Jährige verglichen mit Chukwuani einen Blitzstart in sein Sturm-Abenteuer hingelegt hat. Bislang ist es ein Genuss, dem Mittelfeldspieler bei der Ausübung seines Berufs zuzusehen. Gegen Salzburg bejubelte der Brighton-Leihspieler sein erstes Pflichtspieltor für Sturm. Außerhalb des Platzes tritt der Teenager schüchtern auf. Sobald Fußball gespielt wird, wirkt er wie ausgewechselt und präsentiert einen Instinkt für das Spiel, den man ihm bei Sturm auch keinesfalls nehmen möchte. „Ein verrückter Spieler“, lacht Mika Biereth, „er bringt so viel Energie mit und hat ein gutes Näschen, um im Angriffsdrittel Mitspieler zu finden, oder selbst Tore zu erzielen.“ In den beiden Ligaspielen vor seinem Debüttor fiel er bereits mit jeweils einem Assist auf.

Malick Yalcouye erinnert Christian Ilzer an Naby Keita

Yalcouyé übersiedelte erst Anfang des Jahres nach Europa, schon im Sommer war der Spieler aus Mali Brighton eine Ablöse von sieben Millionen Euro an den schwedischen Traditionsverein IFK Göteborg wert. „Wichtig ist jetzt, ihn auch auf seiner Persönlichkeitsentwicklung zu begleiten, weil einfach alles sehr schnell geht. Kulturell ist es in seinem Alter ein großer Sprung“, sieht Ilzer nicht nur für die fußballerische Weiterentwicklung eine Verantwortung.

Die Zeit wird weisen, wohin sich Yalcouyé auf dem Platz entwickelt. Man braucht jedoch wenig Fantasie, um mit einer großen Karriere zu spekulieren. „Ich sage immer, er erinnert mich an Naby Keita aus Liverpool-Zeiten“, meint Ilzer, „warum sollte nicht auch Malick Yalcouyé so ein Spieler werden?“