Den Wert mancher Präsente erkennt man im ersten Augenblick nicht immer. „Wir müssen dieses Tool Champions League einfach nützen“, forderte Christian Ilzer, „auch wenn die Niederlagen schmerzen, aus Entwicklungssicht ist es ein fantastisches Geschenk.“

Gesunkenes Durchschnittsalter

Das 0:1 gegen Brügge erinnerte daran, warum der SK Sturm als krasser Außenseiter in die Königsklasse gestartet ist. Dies wären die Grazer auch gewesen, wenn ihnen die routinierten Schlüsselspieler Gregory Wüthrich, Jon Gorenc Stankovic und Dimitri Lavalée zur Verfügung gestanden wären. So sank das Durchschnittsalter der Startelf im Vergleich zum Auftakt gegen Brest von 25,3 auf 22,7 Jahre. „Wir haben noch nicht viel Erfahrung auf Champions-League-Niveau“, untertrieb Ilzer ein wenig. Laut Meinung des Sturm-Trainers haben es seine Spieler „durch die Bank sehr gut“ gemacht.

Auf diesem Level war es allerdings nicht gut genug. Dies ist angesichts der Voraussetzungen jedoch keine Schande. Die Liste an verbesserungswürdigen Details ist lang. Einige Beispiele: Gegen den Ball kam Sturm gegen spielstarke Belgier kaum ins Pressing, verlor zu viele Zweikämpfe. Dazu kam der Stellungsfehler von Max Johnston beim Gegentor. Mit dem Ball blieben laut Ilzer jene Wirkungstreffer aus, mit denen man den Gegner aus der Balance bringen und die notwendige Energie im Stadion erzeugen hätte können.

Wichtig sei nun, dass seine Schützlinge bei allem Ärger über die Ergebnisse die persönliche Begeisterungsfähigkeit nicht verlieren und gierig darauf bleiben, sich zu entwickeln. „Du musst auch im Kopf den Sprung machen, deine eigenen Grenzen zu erweitern und dir zuzutrauen, diesem Level auf Augenhöhe zu begegnen. Du musst dich anpassen und dorthin entwickeln wollen. Dann kann jeder einzelne Spieler von der Reise durch die Champions League unglaublich profitieren“, so der 46-Jährige.

Erst spät „Eier gezeigt“

Geht man nach den Eindrücken, welche die Spieler auf dem Feld gesammelt haben, scheint diese Message anzukommen. Jusuf Gazibegovic erzählte, wie die ganze Zeit Diagonalbälle um die Ohren gesegelt seien und das gefühlt bei Puls 180. In den letzten 15 Minuten habe man jedoch „Eier gezeigt“ und hätte sich etwas zugetraut: „In der Champions League musst du auch einmal individuell etwas lösen können. Man lernt dazu, sieht aber natürlich auch, wo es noch ein bisschen fehlt.“

Internationale Auftritte hatten ihren fairen Anteil an Sturms nationaler Entwicklung zum Doublesieger, darunter waren auch einige unerfreuliche Erlebnisse. Die Königsklasse bietet die Chance auf weitere Schritte. Ilzer: „Ich betone immer wieder, dass diese Sturm-Mannschaft heuer extremes Potenzial hat, wenn wir gemeinsam diesen Weg gehen. Dann weiß ich, dass ein richtiger Spielverlauf auch einmal auf unsere Seite kippen wird.“