Christian Ilzer wartete gar nicht lange, um das 0:3 gegen den WAC auf den Punkt zu bringen. „Eine Watschn für uns, die schmerzt“, fand der 46-Jährige und begann damit herauszuarbeiten, worauf es nach der schmerzlichen Woche in Schwarz-Weiß ankommt, und was man besser bleiben lassen sollte. „Dieses Spiel hatte eine klare Botschaft. Diese Botschaft müssen wir schnell erkennen“, so Ilzer.

Was keinesfalls gefragt ist: Den blutleeren Auftritt gegen die Lavanttaler mit dem schwierigen Switch zwischen Champions League und Bundesliga-Alltag zu begründen. Dass die 1:2-Niederlage bei Stade Brest zum Auftakt in der Königsklasse die Köpfe der Grazer senken ließ und auch Kräfte kostete, liegt auf der Hand. Doch diese Thematik will der Sturm-Coach erst gar nicht aufkommen lassen, schon gar nicht am Beginn der intensiven Herbst-Phase: „Wir dürfen auf gar keinen Fall irgendwelche Ausreden kreieren. Denn der Mensch ist fähig, wahnsinnig viel zu leisten. Dafür braucht man Kraft im Kopf. Diese Kraft im Kopf ist nicht gottgegeben, die muss man entwickeln. Es ist unser Job, das zu tun. Dafür tut Jammerei und Ausredensucherei nicht gut.“

Zu wenig Energie, zu wenig Power

Entsprechend benannte Ilzer den größten Mangel gegen den WAC deutlich: zu wenig Energie, zu wenig Power. In der Halbzeitpause ging es nicht um Taktik, sondern darum, „die Jungs wieder zu emotionalisieren“. Zu diesem Zeitpunkt lag Sturm 0:1 zurück. Otar Kiteishvili ließ sich am eigenen Strafraum den Ball abluchsen, Thierno Ballo verwertete eiskalt. Die Hausherren kamen verbessert aus der Kabine, konnten den Ausgleich jedoch nicht erzwingen. Dafür machte David Atanga mit einem Traumtor den Deckel drauf, indem er den Ball von der Strafraumgrenze ins Kreuzeck jagte. Erik Kojzek besorgte in der Nachspielzeit den Endstand.

„Wir haben schon gegen die WSG eine Halbzeit versemmelt. Um einen Gegner in der österreichischen Bundesliga zu schlagen, darf es nicht passieren, dass wir jedes Spiel eine Halbzeit lang nicht so präsent sind“, erinnerte Ilzer daran, dass Sturm zuletzt schon im Heimspiel gegen die Tiroler mit einem 0:2 in die Pause ging, ehe noch ein 4:2-Sieg gelang. Diese Trendwende im Spiel klappte gegen den WAC nicht.

Nicht bezahlt, um einen einfachen Job zu machen

Gefragt ist nun vor allem Kopfarbeit. „Diese Gier, diese Kraft, diese Winner-Mentalität jeden dritten Tag im eigenen Kopf zu generieren, ist kein einfacher Job. Aber wir werden nicht bezahlt, um einen einfachen Job zu machen“, stellte Ilzer klar. Als amtierender Doublesieger hat Sturm in der jüngeren Vergangenheit ganz viel richtig gemacht und entsprechend viel investiert. An die Tugenden, die den Erfolg brachten, gilt es wieder anzuknüpfen.

„Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn du sehr schmerzvoll präsentiert kriegst, woran es liegt“, meinte Ilzer, „denn es ist oft so im Leben, dass du unglaubliche Energie entwickelst, um irgendwo hinzukommen, und dann wird es plötzlich komfortabel.“ Dies sei menschlich erklärbar. Aber bei Sturm seien momentan keine Erklärungen gefragt, kein Breittreten der Probleme, kein Zerreden der Situation. „Wir müssen handeln. Die Spieler sind super reflektiert. Jeder weiß, dass wir ein paar Dinge nachdrehen müssen.“

Oder wie es Ilzer abermals auf den Punkt bringt: „Wenn wir wollen, können wir es natürlich mit Ausreden erklären, aber wir müssen Lösungen finden. Das ist unser Job, damit wir nicht blutleer und energielos sind.“