Man möchte meinen, der Rekordspieler (550) und Rekordtorschütze (179) des SK Sturm wäre etwas unnahbarer. Mario Haas verkörpert aber genau das Gegenteil. Wer mit ihm spricht, trifft auf eine Frohnatur. Und der Schmäh rennt – vor allem, wenn es um das Thema Fußball geht. Und das tut es auch kurz vor seinem 50. Geburtstag, den der Grazer, der in der Schönausiedlung aufwuchs, am Montag feiern wird. „Klar steht der 50er auf dem Papier, aber ich fühle mich nicht so. Weil ich junge Spieler trainiere, fühle ich mich wohl auch jünger. Darum ist es besser, keine älteren Teams mehr zu trainieren“, sagt der Coach der U16-Akademie Steiermark Sturm Graz schmunzelnd.
Dem Fußball ist der Steirer mit acht Jahren verfallen. „Damals hat es nicht viel Auswahl gegeben und schon gar nicht so viele Dinge abseits vom Sport wie heute. Der Fußball ist mein ganzes Leben Wegbegleiter geblieben“, sagt Haas, der mit Sturm unzählige Erfolge feiern durfte. „Als Eigenbauspieler in deiner eigenen Stadt Meister zu werden, das ist unvergleichbar. Der erste Titel war der Allerbeste von den drei Meisterschaften.“ Von all seinen 179 Toren für Sturm besitzt er einen digitalen Zusammenschnitt. „Jedes Tor ist für sich etwas Besonderes – manche von der Entstehung, manche vom Abschluss. Aber klar war das Fersler-Tor 2008 gegen die Wiener Austria, das zum Tor des Jahres gewählt wurde, wunderschön. Das ist ja aus dem Nichts gekommen.“
Viele weitere mehr sollten es sein. Sogar gegen Real Madrid erzielte der Stürmer in der Champions League ein Kopfballtor. „Davor habe ich meine Haare blond gefärbt. Trainer Ivica Osim hat mich gefragt, ob ich zu Hause Probleme hätte. Aber es hat anscheinend geholfen“, sagt er laut lachend. Es ist nur eine von unzähligen Anekdoten, die dem „Super-Mario“ zum Jahrhunderttrainer von Sturm einfallen. „Er hat mich geprägt und immer unterstützt – fußballerisch und privat. Er war ein echter Topmensch.“ Der 2022 verstorbene Bosnier sollte es auch sein, der Haas zum von ihm trainierten japanischen Klub JEF United holte. Es sollte die zweite Auslandsstation der Sturm-Legende sein – nach dem Wechsel 1999 zu Straßburg, dem ein tränenreicher Abschied nach dem zweiten Meistertitel in den Armen von Osim vorangehen sollte. Emotionen, die man bei Haas öfters sah, weil er das Herz am rechten Fleck trägt und keine Rolle spielt. 2013 bekam er für sein Lebenswerk den Styrian Sports Award von Kleine-Zeitung-Chefredakteur Hubert Patterer. Auch da gab es Tränen nach einer Laudatio von Ex-Teamkollege Markus Schopp, mit dem er wie mit vielen anderen der „98er“ befreundet ist.
43 Länderspiele bestritt der „Bomber“, der für seine schnellen ersten Meter und seine hohe Endgeschwindigkeit bekannt war (“Und mit der Routine ist die Ruhe vor dem Tor dazugekommen“), für Österreich. Die WM-Teilnahme 1998 „steht noch einmal über allem“. Auf Klubebene hält Haas zudem noch eine „Bestmarke“. 2001 erzielte er das Tor zum 2:0 beim 2:1-Sieg gegen Panathinaikos Athen in Griechenland. Es war der bislang letzte Sturm-Treffer in der Königsklasse. „Hoffentlich werde ich schon am Donnerstag, wenn Sturm in Frankreich gegen Brest spielt, abgelöst. Ich traue der jetzigen Mannschaft in dieser Gruppe viele Punkte zu. Diese Truppe hat sich Jahr für Jahr verbessert und entwickelt“, sagt Haas, der eigentlich nie Trainer werden wollte. „Irgendwann hat es mich dann doch gepackt.“
Gepackt hat Haas auch das Padel-Tennis. Dazu ist Golf schon seit 30 Jahren seine große Leidenschaft. „Da kommt man schön runter. Mein Handicap von 21 halte ich konstant“, sagt der Jubilar, der heute im kleinen Rahmen feiert, aber in zwei Wochen eine größere Party geplant hat. Und ein Schmäh darf nicht fehlen, warum es im Golf nicht zur Profikarriere reicht: „Die kleine Kugel trifft man nicht so leicht wie die große.“ Happy Birthday!