Vokuhila-Perücke und aufgeklebter Oberlippenbart – das Aussehen von Mika Biereth bei der Doublefeier auf dem Grazer Hauptplatz werden nicht nur Fans des SK Sturm noch lange in Erinnerung behalten: „Die Feier war legendär, das ist aber die Ausnahme. Es gibt Zeiten, wo du so etwas machen kannst. Das war die perfekte Zeit dafür.“ Der Däne trug im Frühjahr als Arsenal-Leihgabe mit neun Pflichtspiel-Toren zum Erfolg bei und wurde in der Folge zum Rekordtransfer der Grazer. Kolportierte 4,7 Millionen Euro überwies Sturm nach London („Druck mache ich mir deshalb gar keinen. Ich schaue nicht auf Zahlen, nur die Leistung auf dem Platz zählt.“), um den 21-Jährigen bis 2028 unter Vertrag zu nehmen. „Er ist sehr komplett von seinen Anlagen, hat aber in allen Bereichen noch Entwicklungspotenzial, das wir zur Geltung bringen wollen. Aber er ist auch als Typ großartig, ist unglaublich konsequent und verantwortungsbewusst. Mika kann ein Führungsspieler werden“, schwärmt Trainer Christian Ilzer.

Der Torjäger schlägt erst spät zu

Unter dem steirischen Coach fühlt sich auch Biereth wohl: „Sonst wäre ich nicht hiergeblieben. Wir machen schon viel Arbeit gegen den Ball, aber je weiter wir den Ball in der gegnerischen Hälfte gewinnen, desto einfacher ist es, Tore zu erzielen.“ In vier Pflichtspielen traf der Sohn einer Bosnierin und eines Dänen bereits drei Mal. Jedes Mal sehr spät, nämlich in der 87., 98. und in der 120. Minute (Cup-Verlängerung). „Das beweist, wie fit wir als Mannschaft sind. Wir können bis zur letzten Minute Vollgas geben“, sagt der Angreifer.

Mika Biereth bei der Doublefeier am Hauptplatz
Mika Biereth bei der Doublefeier am Hauptplatz © GEPA

Geboren und aufgewachsen ist der Rechtsfuß in London, spielte zwölf Wochen lang bei Chelsea. „Die haben mich als Rechtsverteidiger gesehen. Das wollte ich nicht, darum bin ich zu Fulham gegangen, dort durfte ich als Stürmer spielen“, erzählt Biereth, der aber bei Chelsea seinen besten Freund kennenlernte – den jetzigen Bayern-Star Jamal Musiala. „Mit ihm bin ich auch zur Schule gegangen. Er hat wirklich eine tolle Karriere bis jetzt. Gegen ihn in der Champions League zu spielen, wäre toll. Aber mein Lieblingsgegner wäre mein Ex-Klub Arsenal“, sagt Biereth, der schon mal zu hören bekommt, dass er die Gunners verlassen musste, um Titel zu gewinnen. „Von außen betrachtet ist das nicht ganz falsch“, sagt er lächelnd. „Aber ich bin natürlich froh, dass ich in Graz meine ersten beiden Profititel gewinnen konnte.“

Mika Biereth, das große Golf-Talent

So sehr er auf dem Platz auf Fußball fokussiert ist, so sehr versucht er abseits davon, Abstand zu gewinnen. Playstation spielen, Serien schauen („Prison Break ist mit Abstand die allerbeste.“) oder Golf gehören da dazu. „Jetzt bleibt nicht viel Zeit, aber im Sommer habe ich zweimal pro Tag gespielt. Ich habe ein Handicap von 12“, sagt Biereth, der mit Gregory Wüthrich, Dimitri Lavalee und Max Johnston Gleichgesinnte im Team hat.

Um noch mehr Ruhe zu haben, übersiedelte der U21-Teamspieler Dänemarks vor Kurzem aus der Stadt in das Grazer Umland. „Ich bin lieber im ländlichen Bereich, kann da besser abschalten. Und zum Trainingszentrum habe ich nur 15 Minuten. Das passt sehr gut“, sagt Biereth, der eines überhaupt nicht kann und sogar hasst – nämlich kochen. Da trifft es sich gut, dass er mit Emir Karic einen Teamkollegen als Nachbar hat. „Er ist ein ausgezeichneter Koch, der regelmäßig für mich auftischt. Sogar für meine Familie, die zu Besuch war, hat er schon gekocht. Emir erleichtert mir mein Leben immens. Er ist ein super Teamkollege und der perfekte Nachbar.“

Mika Biereth (links) mit Gregory Wüthrich in der Golfpose
Mika Biereth (links) mit Gregory Wüthrich in der Golfpose © GEPA

Gegen Altach will Biereth am Samstag (19.30 Uhr, Merkur-Arena, 13.500 Tickets sind verkauft) seine Qualitäten wieder unter Beweis stellen. Idole oder Lieblingsklub hat er keinen, aber würde seinen Spielstil als „Mischung aus Erling Haaland und Harry Kane – für Arme“, wie er betont, bezeichnen. „Haaland ist eine Tormaschine, Kane lässt sich auch gerne fallen und schafft Raum für andere. Das ähnelt meiner Spielweise.“