Oft sind es die vermeintlich unbedeutenden Szenen, die viel aussagen. In der Nachspielzeit des Steirer-Duells mit Hartberg rettete Innenverteidiger Emanuel Aiwu nach einem Ballverlust von Tormann Kjell Scherpen in höchster Not. Der Sieg wäre Sturm angesichts des 2:0-Vorsprungs auch bei einem Gegentor in dieser Szene kaum zu nehmen gewesen, aber das Zu-Null wäre dahin gewesen.

„Ein Credo von uns in diesem Spiel war: Gemeinsam am Limit verteidigen“, berichtet Trainer Christian Ilzer, „dann zu sehen, dass man alles tut, um ein Gegentor zu verhindern, hat mir schon getaugt. Unbedeutend in welcher Phase des Spiels alles zu tun, um den Fehler eines Mitspielers zu korrigieren, geht absolut in die richtige Richtung.“

Erstmals in dieser Saison ein Zu-Null-Spiel

Dass Ilzer zuerst Jusuf Gazibegovic und nicht Aiwu für die Rettungstat beglückwünschte („scheinbar war ich auch schon hitzebeeinträchtigt“) und dieser den Dank annahm, fällt unter die Kategorie Anekdote. Die schwarz-weißen Mundwinkel gingen nach diesem Sieg vor allem deshalb nach oben, weil er laut Coach viele kleine Schritte nach vorne mit sich brachte. Dies ist eine wichtige Erkenntnis nach einer schwierigen Vorbereitung, auch wenn das meisterliche Werkl noch nicht auf Betriebstemperatur läuft.

Von besagten kleinen Schritten gab es viele. Etwa das Zu-Null-Spiel – das erste in dieser Saison, inklusive Vorbereitung. Beginnend mit dem 6:1 beim Testspielauftakt in Weiz kassierte Sturm in jeder Partie zumindest ein Gegentor. „Die Viererkette spielt sich immer besser ein“, findet Ilzer.

Ein Schritt vorwärts für diverse Spieler

Auf Spielerseite gab es diverse Steps nach vorne. Die slowenischen EM-Teilnehmer Jon Gorenc Stankovic und Tomi Horvat kriegen laut Ilzer immer mehr Substanz. Otar Kiteishvili kehrte in die Startelf zurück: „Wir müssen ihn in Schwung bringen, dies aber sehr feinfühlig steuern.“ Mika Biereth war unter der Woche krank, meldete sich am Freitag zurück und hatte nach der Partie wieder 38 Grad Fieber. Bei der Trinkpause versicherte er Ilzer, dass er durchspielen könne und schoss noch das vorentscheidende 2:0: „Er gibt alles, was in ihm steckt. Es freut mich, dass er sich belohnt hat.“

Die Vorlage lieferte Seedy Jatta mit einem abgerissenen Schuss – ein erfreuliches Lebenszeichen des so oft verletzten Norwegers: „Seedy hatte einen guten Einfluss auf das Spiel.“ Das Führungstor ging auf das Konto von Dimitri Lavalée (Warum aus dem Belgier plötzlich ein „Goalgetter“ wird), dem Ilzer attestiert, sich immer wohler auf der Position des Linksverteidigers zu fühlen: „Eine komplexe Position.“ Hartberg war für diverse Akteure ein Fortschritt.

Ilzer plädierte nach der Auftaktniederlage bei Rapid dafür, die Ruhe zu bewahren. Er wählte das Bild eines Puzzles, das man Teil für Teil fertigstellen muss. Zu tun gibt es nach wie vor genug. So gilt es beispielsweise Neuzugang Tochi Chukwuani an die Anforderungen bei Sturm zu gewöhnen. Dazu kommt der Transferpoker. Manprit Sarkaria möchte den Sprung ins Ausland wagen, Szymon Wlodarczyk und Amadou Dante sollen abgegeben werden.

„Ob Zu- oder Abgänge, wir arbeiten intensiv daran. Das Puzzlebild, wie unser Kader aussehen soll, ist noch nicht voll“, sagt Ilzer und erinnert daran, dass der Transfermarkt international erst jetzt so richtig in Schwung kommt. Noch wird es weitere Schritte brauchen, bis bei Sturm wieder ein Rädchen ins andere greift. Umso bedeutender ist in solch einer Phase jeder Sieg.