Fluch und Segen liegen im Fußball oft sehr nahe beieinander. Blickt man ein Jahr zurück und ruft sich die Transfer-Geschichte von Alexander Prass in Erinnerung, findet man ein gutes Beispiel. Wäre damals alles nach dem ursprünglichen Plan gelaufen, hätte der SK Sturm gestern nicht einen der größten Transfers der Vereinsgeschichte fixieren können. Für kolportierte zwölf Millionen Euro wechselte Prass in die deutsche Bundesliga zur TSG Hoffenheim.
Im Sommer 2023 hätte eigentlich der französische Verein FC Lorient Prass‘ neuer Arbeitgeber werden sollen. „Es wäre damals schon einer unserer größten Transfers gewesen, aber wir haben als Verein Größe bewiesen, weil das Gesamtpaket nicht ganz gepasst hat“, erinnert sich Geschäftsführer Sport Andreas Schicker. Es sei zwar zu spüren gewesen, dass der Ligue-1-Vertreter den Oberösterreicher verpflichten wolle. Aber als es sich an den Zahlungszielen spießte, kamen laut Schicker Bedenken: „Ich habe ein vertrauensvolles Verhältnis zu Alex und mit ihm vereinbart, dass er bleibt. Das Ende der Geschichte ist bekannt. Wir haben das Double geholt, Lorient ist abgestiegen.“
Prass ein „richtig guter Transfer“ für Sturm
Am Ende profitierten alle Beteiligten. Für Prass ist Europa-League-Starter Hoffenheim sportlich ein guter nächster Schritt. „Für die wirtschaftliche Seite von Sturm Graz ist es ein richtig guter Transfer“, findet Trainer Christian Ilzer. Letzten Sommer Nein zu sagen und nach Saisonende auch die EM abzuwarten, machte sich in einem gestiegenen Marktwert bezahlt, da Teamchef Ralf Rangnick den inzwischen neunfachen Nationalspieler auf der international gefragten Position des Linksverteidigers einsetzte.
„Sturm war die goldrichtige Entscheidung“, sagt Prass zum Abschied, „ich konnte mich als Spieler und Mensch weiterentwickeln, durfte mit diesem fantastischen Klub dreimal im Europacup spielen und drei wunderschöne Titel gewinnen.“
Prass kam im Sommer 2021 ablösefrei als Zweitligaspieler vom FC Liefering und machte nach Anfangsschwierigkeiten eine rasante Entwicklung durch, die ihn als ein Paradebeispiel für Sturms aktuellen Weg in die Vereinshistorie eingehen lassen. Nun könnte er einen in beide Richtungen spannenden Transfermonat bis zum Ende der Übertrittsfrist am 5. September einläuten. „Es wird definitiv noch einige Änderungen am Kader geben“, kündigte Ilzer nach der 0:1-Auftaktniederlage gegen Rapid an. Die Grundkaderplanung war früh abgeschlossen. In Sachen später Adaptionen ist Schicker allerdings gewillt, den August noch gut zu nützen.
Abgang von Sarkaria im Sommer möglich
Was Abgänge betrifft, ist es kein Geheimnis, dass Szymon Wlodarczyk und Amadou Dante gehen können. Auch bei Manprit Sarkaria kann sich noch im Sommer etwas tun, muss es aber nicht. Die Zukunftsgespräche mit dem Stürmer laufen jedenfalls, wie Schicker bestätigt: „Mani hat in seinen Jahren bei uns bewiesen, wie gut er ist und dass er ein Qualitätsspieler ist. Er befindet sich jedoch in seinem letzten Vertragsjahr.“ Die Unterredungen werden entscheiden, in welche Richtung es geht. Alle Optionen sind möglich: „Auch, dass er nach der Saison ablösefrei geht, weil wir nicht jeden Vertrag verlängert bekommen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass er noch im August gegen Ablöse geht.“ Aus wirtschaftlicher Sicht wäre dies eine legitime Überlegung, sollte ein etwaiger Deal alle Parteien zufriedenstellen.
Sollten mit Sarkaria und Wlodarczyk zwei Stürmer den Verein verlassen, erscheint es wahrscheinlich, dass Sturm im Angriff reagiert. Was den Modus möglicher Transfers betrifft, sprich Fixverpflichtung oder Leihe, ist Flexibilität gefragt. Nach der Doublesaison wurden mit Dimitri Lavalee (inklusive Kaufoption) und Mika Biereth zwei ursprünglich geliehene Akteure gehalten. Noch sei in punkto Neuzugänge nichts konkret, doch Schicker unterstreicht: „Im August wird sich am Markt noch einiges tun. Darauf wollen wir vorbereitet sein.“