Schwarze, schicke Schuhe, graue, elegante Hose, weißes, anliegendes T-Shirt, die Haare geflochten (Braids), die Ohren geschmückt mit jeweils einem Ring. Sein Erscheinungsbild ist auffällig, sein Auftreten lässig, sein Blick ist ernst. Emanuel Aiwu könnte vom Aussehen her als Rapper durchgehen. Der 1,85-Meter-Mann ist aber Fußballer, neu beim SK Sturm, vertraglich gebunden bis 2028.
Einen Rapper hört der Fußballer aber sehr gerne. Meek Mill ist fester Bestandteil der Playlist vor Spielen. „Seine Lieder pushen mich so, dass ich in den richtigen Drive und den Modus komme“, sagte Aiwu. Noch hört er die Musik für sich mit den Kopfhörern. Aber wenn die derzeitigen DJ‘s in der Kabine nicht performen, werde ich das korrigieren“, sagt der 23-Jährige mit einem Grinser im Gesicht. Er ist bei Sturm sehr gut aufgenommen worden, sowohl von den Spielern, von denen „ich ein paar Gesichter schon gekannt habe“, als auch vom gesamten Betreuerteam. „Das muss ich jetzt sagen“, sagt er augenzwinkernd.
Aiwu nimmt das Leben mit Humor und hat Spaß. „Auf dem Platz bin ich seriös“, betont er. Trainer Christian Ilzer bestätigt: „Charakter, Trainingseinstellung, Energie – das alles passt sehr gut. In Italien und England musst du als Innenverteidiger coachen, das bringt er mit. Wir haben einen sehr guten Spieler dazubekommen in der letzten Linie. Er hat aber auch eine Hybridfunktion, er kann auf der Sechs spielen oder rechts hinten.“ Die vergangenen beiden Jahre haben der Entwicklung von Aiwu sehr gutgetan, wie er selbst sagt. „Vor allem die Championship (Englands zweite Liga, Anm.) war physisch fordernd.“
Aiwu freut sich auf alle Spiele mit seiner Mannschaft und sieht die Champions League „als Bühne, auf der man sich präsentieren kann. Außerdem haben wir eine gute Mannschaft und können auch dort für Furore sorgen“, sagt Aiwu. Wie der einstige Rapid-Spieler von den Wiener Fans im Liga-Auftaktspiel am 4. August (17 Uhr) empfangen wird, „kann ich nicht sagen. Ich hatte bei Rapid eine schöne Zeit. Aber jetzt konzentriere ich mich voll und ganz auf die Aufgabe bei Sturm“, so der Verteidiger.
Seit geraumer Zeit läuft die Karriere des gebürtigen Innsbruckers gut. Das war aber nicht immer so. Immer zur Seite stand Aiwu seine Mama Heidi. „Sie ist eine tapfere Person, die aus jeder Situation das Beste macht. Sie hat geschaut, dass es mir und meinem kleineren Bruder Elias immer gut geht. Sie hat uns gute Werte mitgegeben und immer gesagt, dass wir hart arbeiten und fleißig sein sollen, dafür wird man belohnt. Sie ist mein Idol und ich bin ihr ewig dankbar dafür“, sagt Aiwu mit einem ernsten Gesichtsausdruck. Von Mama Heidi kommt auch der Satz: Misserfolg ist ein notwendiger Umweg zum Erfolg.
Emanuel Aiwu hat ein lässiges, fast draufgängerisches Auftreten, ist aber ein bodenständiger Familienmensch, der ein einfaches und ruhiges Leben bevorzugt. „Viele denken, ich bin ein Draufgänger, das Gegenteil ist der Fall“, sagt er. Mode ist seine kleine Leidenschaft, hervorgerufen von seinem Vater, der „oft Sachen an hatte, die sich nicht jeder tragen traut“. Stylingtipps an Kollegen wird er aber keine verteilen. Er beschränkt sich auf die Kommandos auf dem Platz und die zu führenden Zweikämpfe. „Ich bin ein physischer Spieler, ich mag es, die Stürmer zu spüren. Ich bin aggressiv am Mann. Allerdings muss ich jetzt wieder mehr aufpassen. In der Championship hat es nämlich keinen VAR gegeben“, sagt Aiwu.