Der Tag der Wahrheit ist gekommen. Der SK Sturm zum vierten Mal in der Klubhistorie oder der Serienmeister aus Salzburg zum elften Mal in Serie? Die Bundesliga hat endlich wieder ein Herzschlagfinale in der letzten Runde zu bieten. Ganz Fußball-Österreich und speziell der schwarz-weiße Teil von Graz stellen sich die Frage, ob die Mannschaft von Trainer Christian Ilzer im „Endspiel“ gegen Austria Klagenfurt (17 Uhr, Sky live) dem immensen Druck standhält und sich zum neuen österreichischen Meister krönt.
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Horvat: „So viele Möglichkeiten hast du nicht im Leben“
Es handelt sich um eine Situation, in der nervenstarke Akteure gefragt sind. Ein Kandidat: Tomi Horvat. Der Mittelfeldspieler zählt zu jenen Spielern im Kader, die wissen, wie sich ein Meistertitel anfühlt. 2021 krönte er sich mit NS Mura zum slowenischen Meister, und das in einem an Dramatik kaum zu überbietenden Endspurt. Mit drei Punkten Rückstand und einer um drei Treffern schlechteren Tordifferenz auf Tabellenführer Maribor ging es in der letzten Runde ins direkte Duell. Mit einem 3:1-Auswärtssieg fing Mura den Rivalen noch um ein Tor ab.
„Es war ein unbeschreibliches Gefühl“, erinnert sich Horvat, „ich hoffe, dass wir mit Sturm das gleiche Ende wie damals erleben werden.“ Sollte dies der Fall sein, würde für den 25-Jährigen nicht nur „ein Traum wahr werden“, sondern auch die persönliche Titelsammlung wachsen. Denn zum Meistertitel mit Mura kommen auch drei Cupsiege (zwei mit Sturm, einer mit Mura).
„Den Cup haben wir in dieser Saison bereits gewonnen. So viele Möglichkeiten hast du nicht im Leben, um das Double zu erobern“, sagt Horvat, für den ein Triumph in der Liga noch mehr Wert als im Pokal hätte: „Bist du am Ende Erster, bist du der Beste des ganzen Jahres. Nach 32 Spielen vorne zu sein, bedeutet etwas. Es wäre einfach unglaublich.“
Matchwinner bei der Titelverteidigung im Cup war am 1. Mai bekannterweise Horvat höchstpersönlich, der sich darüber definiert, in den wichtigen Momenten da zu sein. „Ich mag es, wenn der Druck höher ist und es um etwas Spezielles geht. Das gibt mir den Push, sogar noch mehr zu machen“, verdeutlicht der Slowene, der auch am Sonntag eine entscheidende Rolle spielen möchte: „Ich hoffe, es gelingt mir wieder.“
Als Zehner näher dran
Eine Schlüsselrolle ist dem Offensivspieler sicher, schließlich ist er ein logischer Kandidat, in Abwesenheit des gesperrten Otar Kiteishvili als Zehner aufzulaufen. Dies ist eigentlich Horvats Paradeposition. „Dass Kite nicht spielen kann, ist natürlich schlecht. Er ist unser Schlüsselspieler und würde uns sehr helfen“, weiß auch Horvat, für den es jedoch kein Neuland wäre, in die Fußstapfen des Georgiers zu treten.
Als Kiteishvili im Herbst wochenlang passen musste, ersetzte ihn Horvat und erzielte binnen drei Spielen vier seiner sieben Bundesliga-Tore in dieser Spielzeit. In dieser Phase lenkte er auch seine persönliche Saison wieder in die richtigen Bahnen, nachdem er sich zuvor immer wieder auf der Bank wiederfand.
Die Position des rechten Achters gehörte in der Folge ihm, dabei halfen vor allem deutliche Fortschritte im Kampf gegen den Ball. „Die größten Unterschiede auf der Seite sind, dass du mehr Defensivarbeit verrichten musst und die Entfernung zum Tor größer ist. Als Zehner bist du dem Tor näher, kannst gefährlicher sein.“
Elf Pflichtspieltreffer kann Horvat in dieser Saison bislang vorweisen, ein neuer persönlicher Rekord. Aber noch ist die Saison ja nicht zu Ende: „Ich bin happy mit der bisherigen Ausbeute, aber ich will immer mehr. Ich habe eine weitere Möglichkeit, um noch mehr Tore zu erzielen als bisher.“
Ein Vorhaben, das Landsmann Jon Gorenc Stankovic nur gutheißen kann. „Tomi hat einen sehr guten Lauf“, weiß der Slowene, „du kannst immer etwas erwarten, wenn er den Ball am Fuß hat. Ich hätte nichts dagegen, wenn er wie im Cupfinale auch gegen Klagenfurt das Spiel entscheiden sollte.“
Während Kiteishvili fehlt, könnte der zuletzt gesperrte Stratege etwaige Meister-Emotionen auf dem Feld erleben. „Eine richtig geile Sache. Es ist unvorstellbar, wie wir uns entwickelt haben“, beschreibt Stankovic das Projekt, an dem er seit mittlerweile vier Jahren mitarbeitet. Dass die Meisterschaft am allerletzten Tag entscheiden wird, würde man nicht alle Tage erleben. Davon, alles abzuräumen, könne man normal ohnehin nur träumen: „Ein Double wäre der größte Erfolg meiner Karriere.“