Den ersten Matchball im Titelrennen konnte der SK Sturm nicht nützen. Das 2:2 gegen den LASK hat die Entscheidung auf die letzte Runde der Meisterschaft verschoben. Jetzt braucht es am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen Austria Klagenfurt noch einen großen Kraftakt, um dann mit Freude den Teller in die Höhe stemmen zu können. Der Fahrplan des SK Sturm steht: gut regenerieren, top vorbereiten und mit Vollgas gegen die Kärntner ins Spiel gehen.
Nicht dabei sein wird Otar Kiteishvili. Der Mann des Spiels der gestrigen Partie ist gelbgesperrt. Der Georgier avancierte in den letzten Wochen zum wohl wichtigsten Spieler bei den Grazern. Mit seinem „Weckruf“ zur Pause im Cup-Finale und mit seinen Leistungen, Assists und Toren auf dem Platz war er zuletzt das Um und Auf im Grazer Spiel. „Es tut uns natürlich weh, wenn Otar nicht spielt. Aber wir sind eine gute Mannschaft und werden ihn hoffentlich ersetzen können“, sagte Gregory Wüthrich. Trainer Christian Ilzer deutet auf seinen Kopf und sagt: „Der Plan, wie das geht, ist da drinnen.“
Eine Show von Otar Kiteishvili
Gegen den LASK wäre Kiteishvili nicht wirklich zu ersetzen gewesen. Er tanzte in einem sehr schwierigen Spiel immer wieder durch die Reihen und sorgte nach dem Rückstand durch Florian Flecker (20.) für den Ausgleich in der 30. Minute. Nach Wiederanpfiff war es abermals „Kite“, der für Grazer Jubel in Linz sorgte. Er traf zum 2:1 (48.), um 18.04 Uhr schien das Spiel gedreht, Sturm auf Meisterkurs. In Hartberg führten die Salzburger zu diesem Zeitpunkt bereits mit 3:1. Eine etwaige steirische Schützenhilfe blieb aus.
„Es wäre geil gewesen, hier schon die Meisterschaft klarzumachen, dann müssen wir das halt in Graz machen“, sagte Jusuf Gazibegovic auf dem Weg in die Kurve. Sturm hat es nicht klargemacht, weil Dimitri Lavalee Marin Ljubicic im Strafraum zu Fall brachte: Elfmeter. Der Gefoulte trat selbst an und traf in der 76. Minute zum 2:2. Es war in dieser Phase des Spiels ein gerechter Ausgleich, weil die Linzer sich mit aller Wucht gegen eine Niederlage stemmten, mit Dynamik, mit intensiven Zweikämpfen und mit guter Qualität im Spiel. „Unser mit Abstand größtes Ziel war, dass Sturm nicht bei uns zu Hause den Titel feiert. Es war ein 50:50-Spiel mit einem gerechten Remis. Leider hat Sturm unsere Fehler gnadenlos ausgenutzt“, sagte Philipp Ziereis.
Aber auch Sturm gab nicht auf, obwohl man den Eindruck hatte, dass einige Spieler dann doch etwas verkrampft agierten. Die Chance, Meister zu werden, schwirrte eben in den Köpfen umher. „Das ist ja ganz normal“, sagte Stefan Hierländer, fügte aber hinzu: „Ich denke nicht, dass man im Spiel daran denkt.“
Was haben sich alle Sturm-Sympathisanten um 18.46 Uhr gedacht, als der eingewechselte Seedy Jatta den Ball an die Latte köpfelte? Die Spieluhr zeigte die 90. Minute. Es wäre der „Lucky Punch“ und wohl der Titel gewesen. War es aber (noch) nicht. „Mit dem Kopfball von Seedy Jatta haben Zentimeter gefehlt, aber es ist bezeichnend für unsere Saison, dass wir jetzt keine lockere Woche haben“, sagte Ilzer, der von einem „leistungsgerechten 2:2“ sprach. „Es ist natürlich Enttäuschung spürbar. Wir hatten eine Hand am Teller. Wir werden uns konzentriert auf das Endspiel gegen Klagenfurt vorbereiten und gemeinsam mit unseren Fans den Titel fixieren. Wenn wir unser Spiel auf den Platz bringen, bin ich überzeugt, dass wir das schaffen, was am Beginn der Saison keiner geglaubt hat – dass wir das Double holen und Salzburg beide Titel wegnehmen“, sagte der Coach.