Die Rudelbildung inklusive Rangelei im Spiel zwischen Sturm und Salzburg mit den nachfolgenden Sperren bleibt weiter undurchsichtig. Im Mittelpunkt der Unklarheiten steht Manuel Schüttengruber, seines Zeichens VAR (Video Assistant Referee) in dieser Begegnung. Der Unparteiische sagt in einem „Krone“-Interview, dass er nur von zwei Kameras „für mich brauchbare Bilder“ erhalten hat. Somit konnte er den Würgegriff von Oumar Solet bei Jon Gorenc Stankovic nicht als solchen erkennen. Bei Sky versteht man die Welt nicht mehr, schließlich sind alle eingesetzten Kameras HD-tauglich. Außerdem sitzen im VAR-Büro weiter ein AVAR (Roland Brandner), also ein Assistent des VAR, ein Operator, der die Bilder technisch zur Verfügung stellt – also einspielt – und ein Supervisor. Also einer, der alles überblickt. In diesem Fall war dies György Ring, der Assistent von Schiedsrichter-Boss Viktor Kassai. Wie die Herren gearbeitet haben, und warum es keine besseren Bilder gab, bleibt das Geheimnis der Beteiligten.
Das Foto der Agentur „Gepa Pictures“, das den Würgegriff einwandfrei zeigt, wurde nicht berücksichtigt, weil der Bericht bereits geschrieben wurde, wie es heißt. Ein offensichtliches Beweismittel wird schlichtweg nicht berücksichtigt. „Erstens fordere ich mehr Transparenz im Schiedsrichterwesen. Warum geht das in England und bei uns nicht? Zweitens kann meine 80-jährige Oma auf einem alten Röhrenfernseher die Aktion von Solet erkennen. Und drittens kann ich mir nicht vorstellen, dass Sky nur zwei HD-taugliche Kameras hat. Kurz gesagt, da stimmt etwas nicht, ich weiß nur noch nicht was“, sagt Sturm-Geschäftsführer Andreas Schicker.
Dass sich die seit Jahren vor allem von Sturm kritisierten Schiedsrichter einmal zur Wehr setzen, will und kann Schicker nicht beurteilen. „Wir waren sicher nicht immer angenehm und haben unsere Kritik auch öffentlich gemacht. Unser Ansinnen war aber stets, das Schiedsrichterwesen zu verbessern. Das ist glücklicherweise auch passiert. Ob wir dafür jetzt die Rechnung zahlen? Es kann sich jeder sein eigenes Bild machen und für sich bewerten, ob die Entscheidungen bei den aktuellen Sperren fair sind“, sagt Schicker. Er selbst hat noch nicht entschieden, ob er gegen seine Sperre Protest einlegen wird. „Der Kniefall war sicher nicht meine beste Idee, ich wollte mich für die Mannschaft einsetzen, das hat wohl nicht geklappt“, so Schicker.
Gegen Oumar Solet und seinen „Würgegriff“ gegen Stankovic kann der Strafsenat der Bundesliga (Senat 1) keine weiteren Maßnahmen treffen. Grund ist der Bericht von Schüttengruber und der Hinweis, dass es eine Tatsachen-Entscheidung seitens des VAR war. Die Fernsehbilder zeigen weitere Aktionen von Solet. Aber einige „VARnehmungen“ der Entscheidungsträger bleiben fragwürdig und sind wahrlich nicht transparent. Es macht den Eindruck als ob Unparteiische willkürlich in einem Bericht angeben können, Situationen gesehen, aber falsch wahrgenommen haben. Wie in diesem Fall, wo die entscheidende Szene zwischen Solet und Stankovic für Schüttengruber – aus welchen Gründen auch immer – nicht erkennbar war. Sieht man also in die richtige Richtung und der „Tatort“ ist verdeckt bzw. uneinsehbar, zählt es als falsch wahrgenommen. Klar soll nicht für jede Kleinigkeit im Nachhinein ein Verfahren eingeleitet werden, aber wenn selbst Schüttengruber davon spricht, dass er nach Ansicht des Fotos Schiedsrichter Stefan Ebner „darauf hinweisen hätte müssen, Solet auszuschließen“, wäre dieser konkrete Fall ein Musterbeispiel gewesen.