Der SK Sturm hat sich von der europäischen Bühne für diese Saison verabschiedet, als letzter österreichischer Vertreter in dieser Saison. Mit dem Einzug ins Achtelfinale der Conference League war den Grazer Akteuren ein Eintrag in die Geschichtsbücher des Klubs bereits vorher sicher. Daran änderte das jetzige Aus gegen Lille nichts.
Alles in allem haben sich die Schwarz-Weißen in diesem europäischen Spieljahr anständig präsentiert. Das Überwintern im Europacup war mit etwas Glück verbunden. Man qualifiziert sich nicht oft mit vier Punkten in der Gruppenphase der Europa League für das Play-off der Conference League. Man sprach von ausgleichender „Gerechtigkeit“ für die Saison 2022/23, als man mit acht Zählern die internationale Fußballbühne im Herbst verlassen musste.
Diesmal verabschiedete man sich erst im Achtelfinale, mit einem Gesamtscore von 1:4. Lille war schlichtweg eine Nummer zu groß. Nach dem 0:3 im Hinspiel, nahmen die Grazer mehr Risiko und holten im Rückspiel ein 1:1. Trainer Christian Ilzer änderte die Startformation an drei Positionen, bot erstmals das Sturm-Duo Mika Biereth und Szymon Wlodarczyk (statt des verletzten Manprit Sarkaria) auf. Er stellte Jusuf Gazibegovic auf links und Max Johnston rechts in der Abwehr, Stefan Hierländer begann. Eine Variante, die neu war, der aber auch die Durchschlagskraft nach vorne fehlte. Tomi Horvat hatte in der 2. Minute die beste Möglichkeit auf die frühe Führung. Man kann nur erahnen, was es werden hätte können. Geworden ist es wie schon im Hinspiel eine klare Sache für Lille. Mit der 1:0-Führung durch Tiago Santos in der 43. Minute war allen klar, das Fußball-Wunder bleibt diesmal aus. Der Ausgleich durch Mika Biereth (45.+2) zum 1:1 änderte daran nichts. Der Goalgetter hielt nach einem sehenswerten Kopfball von Gregory Wüthrich seinen Scheitel hin.
Sturm gab sich nie auf
Zur Pause wurde Sturms Torschütze durch Amady Camara ersetzt und Otar Kiteishvili durch Alexander Prass. Wohl eine Entscheidung mit zwei Gedanken des Trainers. Erstens könnte das Duo neue Akzente setzen. Und zweitens dürfte es in Hinblick auf das erste Spiel in der Meistergruppe am Sonntag auswärts gegen Austria Klagenfurt eine Belastungssteuerung gewesen sein. Auch die weiteren Wechsel sind so zu erklären. Am Spielgeschehen hat sich nicht viel verändert. Lille blieb die bessere Mannschaft, Sturm gab sich aber bis zum Schlusspfiff nie auf.
„Man hat in den ersten Minuten gesehen, dass der Glaube groß war, natürlich müssen wir uns dann belohnen“, sagte Kapitän Stefan Hierländer nach dem Spiel. „Wenn Lille dann die Kontrolle hat, ist es sehr schwer Zugriff zu bekommen. Kompliment an die Mannschaft, ich bin stolz, wie sie sich präsentiert hat in Europa.“ Auch Jusuf Gazibegovic meinte: „Das war eine gute Antwort auf letzte Woche, ich bin schon ein bisschen stolz, dass wir unser wahres Gesicht gezeigt haben. Wir waren giftig, da war der Sieg drinnen. Jetzt müssen wir in der Liga immer unser Sturm-Gesicht zeigen, dann wir es eine geile Saison.“
Das Ausscheiden ist in der Stunde bitter. Dennoch hat sich Sturm im Europa passabel präsentiert. Die aktuellen Protagonisten machten wichtige Erfahrungen auf einem höheren Fußball-Level, konnten in dem einen oder anderen Spiel „die eigenen Grenzen erweitern“, wie Sturm-Trainer Christian Ilzer sagte.
Sportlich hat Sturm Neues kennengelernt. Wirtschaftlich hat sich der Klub in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Zwischen sechs und neun Millionen lukrieren die Grazer aus dieser Europacup-Saison. Geld, das für neue Spieler, aber auch für die Frauen und den Nachwuchs investiert wird. Stichwort: Trainingszentrum in Graz-Puntigam.
Bleibt nur zu hoffen, dass sich auch die Merkur-Arena sehr bald auf einem adäquaten europäischen Level präsentiert, damit Sturm weiterhin in Graz internationale Topgegner empfangen kann und darf.