Von Gegenspielern gefürchtet, von den eignen Fans geliebt. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches für einen Fußballer. Bei Jonathan David ist die Gemengelage eine etwas andere. Der Stürmer des OSC Lille hat mit seinem bislang 24 Jahre langen Leben mehr erlebt als so mancher 80-Jähriger. David ist in den USA geboren, lebte sieben Jahre auf Haiti und übersiedelte dann mit seiner Familie ins kanadische Ottawa. Die frühen Jahre haben David geprägt, die Zeit in Port-au-Prince wird er niemals vergessen.on Gegenspielern gefürchtet, von den eigenen Fans geliebt. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches für einen Fußballer. Bei Jonathan David ist die Gemengelage eine etwas andere.
Der Stürmer des OSC Lille hat in seinem bislang 24 Jahre langen Leben mehr erlebt als so mancher 80-Jähriger. David ist in den USA geboren, lebte sieben Jahre auf Haiti und übersiedelte dann mit seiner Familie ins kanadische Ottawa. Die frühen Jahre haben ihn geprägt, die Zeit in Port-au-Prince wird er wohl niemals vergessen. Mittlerweile spielt der Kanadier bei Sturms heutigem Gegner im Achtelfinale der Conference League, dem OSC Lille. Für seinen Klub erzielte er in 169 Spielen 75 Tore, ist aus der Stammformation der Franzosen nicht mehr wegzudenken. In seiner Heimat wird er „kanadische Perle“ genannt. Das hat zum einen mit seinem fußballerischen Können zu tun, aber gleichermaßen mit seinem außergewöhnlich gutherzigen Charakter. Haiti hat er ins Herz geschlossen, demnach versucht er, mit finanzieller Unterstützung junge Fußballer zu fördern, ihnen Chancen zu bieten.
Apropos Chancen. Auf dem Platz vergibt der 24-Jährige kaum Möglichkeiten. Da ist der nette und hilfsbereite Kanadier plötzlich ein eiskalter Verwerter von Chancen. Mittlerweile ist halb Fußball-Europa an ihm dran, will den abschlussstarken Goalgetter verpflichten. Um weiter bei den Chancen zu bleiben. Salzburg hatte 2017 die Möglichkeit, David zu verpflichten, er entsprach beim Probetraining aber nicht. Gent, auch Teil des Red-Bull-Konsortiums, nahm das Talent schließlich unter Vertrag. Der sensible David brauchte seelische Betreuung, um im neuen Umfeld zu performen. Als der Wohlfühlfaktor passte, traf er am laufenden Band.
27 Millionen Euro Ablöse
Die Leistungskurve zeigte steil nach oben und wurde jäh unterbrochen. Seine Mutter verstarb am 14. Dezember 2019. David war damals 18 Jahre alt und verarbeitete seine Trauer mit seinem gelebten Traum, dem Fußballspielen. Er wurde Torschützenkönig in Belgien und Lille sicherte sich die Dienste dieses Ausnahmefußballers für eine Ablösesumme von kolportierten 27 Millionen Euro. David ist mittlerweile ein Star wider Willen. Denn er steht nicht gerne im Rampenlicht, ist auch nicht auf sozialen Medien zu finden. David hat keine Starallüren und will keinen Heldenstatus. Für die jungen Talente auf Haiti ist er längst ein Hero, der ihnen die Chance ermöglicht, dem Elendsviertel in Port-au-Prince zu entfliehen.
Dem Menschen Jonathan David darf man applaudieren, dem Fußballer Jonathan David auch. Nur Tore muss er heute in der Merkur-Arena nicht unbedingt erzielen.