Es war wieder ein unfassbarer Europacup-Abend in der Merkur-Arena. Die Vorstellung der Grazer hätte sich auch ein ausverkauftes Stadion verdient gehabt. Sturm glänzte in diesem Spiel, präsentierte sich auf den Punkt bärenstark. Mit einem 4:1-Sieg im Hinspiel der Conference League gegen Slovan Bratislava hat sich der SK Sturm die Tür zum Achtelfinale selbst weit aufgestoßen. In einer Woche im Rückspiel (22. Februar, 21 Uhr) braucht man „nur“ noch durch diese Tür gehen und schon steht man unter den letzten 16 Mannschaften eines internationalen Bewerbs. So wie zuletzt vor 23 Jahren. Und dann winken den Schwarz-Weißen weitere 600.000 Euro. 300.000 Euro hat man ja schon mit dem Einzug ins Play-off „verdient“. Für den Sieg am Donnerstag gibt es keine Extraprämie.
Slovan-“Fans“ präsentierten sich in Graz von ihrer schlechten Seite
Die 12.817 Besucher sind jedenfalls voll auf ihre Kosten gekommen. Sturm spielte groß auf, trotz des ungewohnten Bildes auf dem Spielfeld. Denn Trainer Christian Ilzer ist von „seiner“ Raute abgegangen. Er bot mit David Affengruber, Gregory Wüthrich und Dimitri Lavalee eine Dreierkette auf. An den Außenbahnen durften Jusuf Gazibegovic und Alexander Prass ihre Qualitäten unter Beweis stellen. Nicht nur der Sturm-Fan war von der Startformation „irritiert“, auch die Gäste aus der Slowakei. Denn nach vier Minuten führte Sturm mit 1:0. Mika Biereth war mit dem Außenrist zur Stelle.
Dank Stankovic mit Führung in die Pause
Niemand konnte erahnen, was noch kommen sollte an diesem Abend. Mit einem Dämpfer ging es weiter, weil Gerson Rodriguez (8.) den Ausgleich erzielte. Die Abstimmung im Defensivverhalten stimmte bei dieser Aktion nicht wirklich. Es sollte der einzige Ausrutscher der Grazer mit Folgen bleiben. Slovan war nicht schlecht, Sturm aber in fast allen Belangen die bessere Mannschaft. Vor allem in der Offensivbewegung zeigten die Grazer ihre Klasse. Und dank des Kopfballtreffers von Jon Gorenc Stankovic (27.) ging es mit einer 2:1-Führung in die Pause.
In der zweiten Hälfte waren die Schwarz-Weißen gar nicht mehr zu stoppen, da lief der Ball durch die Reihen der Slowaken extrem schnell und sehr präzise. Das Elfer-Tor von Otar Kiteishvili (64.) brachte die Vorentscheidung. Der Georgier war zuvor im Strafraum gelegt worden. Und als dann auch noch Vladimir Weiss (78.), Sohn des slowakischen Trainers, nach einem Foul an Gazibegovic und VAR-„Einspruch“ Rot erhalten hatte, spielten die Gastgeber ihre Dominanz noch klarer aus. Der eingewechselte Weiss war übrigens nur zehn Minuten auf dem Spielfeld gewesen.
Der Kommentar: In dieser Verfassung ist das Europacup-Jahr für Sturm noch lange nicht zu Ende!
Besser machte es dann Amady Camara. Der 18-Jährige aus Mali traf bei seiner Europacup-Premiere genau acht Minuten nach seiner Einwechslung in der 91. Minute zum 4:1-Endstand. Und der war zugleich der höchste Sieg im Europacup seit dem 5:0 gegen Petrovac in der Europa-League-Qualifikation 2009.
Sturms Europacup-Sternchen Amaday Camara: „Da ging es einfach ums Überleben“
„Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, am Ende auch die nötigen Tore gemacht“, sagte Torschütze Stankovic. „Wir haben Gas gegeben, nie aufgehört, auch nach dem 1:1. Jetzt ist Halbzeit, in einer Woche in Bratislava müssen wir noch einmal alles geben. Im Fußball kann alles passieren, wir wollen nicht, dass Slovan zurück ins Spiel kommt.“