Es sind Geschichten, wie sie nur der Sport schreiben kann – in diesem Fall der Fußball. Obwohl der SK Sturm am letzten Gruppenspieltag der Europa League bei Sporting Lissabon eine klare 0:3-Niederlage einstecken musste, gab es für die Grazer Grund zum Feiern. So reichte es dank eines gleichzeitigen 4:0-Sieges von Atalanta Bergamo gegen Rakow für den dritten Tabellenplatz und dem damit verbundenen Verbleib auf dem europäischen Parkett – im Frühjahr geht es für die „Blackies“ in der Conference League weiter, die Steirern überwintern damit erstmals seit 23 Jahren im Europacup.
„Es ist ein komisches Gefühl. Ich habe mich kurz gefreut, aber du kannst dich ja nicht bei einer 0:3-Niederlage freuen. Spätestens mit dem 0:2 ist es ein Spiel geworden, wo wir alle leiden mussten, das nicht schön anzuschauen war, wo wir qualitativ und körperlich unterlegen waren. Da kann ich mich im ersten Moment nicht freuen. Wenn ich aber zurückblicke, war es ein wunderbares Jahr. Ein Jahr, in dem in den letzten Monaten nicht alles leicht war“, analysierte Cheftrainer Christian Ilzer nach dem Abpfiff die Partie. Eine Stunde später fügte Sturms „Dirigent“ aber lächelnd hinzu: „Umso länger das Spiel hinter mir liegt, desto größer wird die Freude. Es war der Kopf nicht mehr frei. Furchtbar, aber umso schöner!“
Premiere in der Conference League
Die Freude war es auch, die bei David Affengruber überwog: „Die schönste Niederlage meines Lebens. Wir waren nicht gut im Spiel drinnen. Wir brauchen nicht viel zu analysieren – wir sind weiter. Wenn man das vergangene Jahr berücksichtigt, dann haben wir es uns verdient. Denn letztes Jahr war schon sehr bitter. Und heuer sind wir eben mit vier Punkten durch. Das nehmen wir gerne mit und freuen uns schon auf die Conference League. Wir spielen das erste Mal in diesem Bewerb und ich hoffe, die Reise geht weit. Und das ist möglich.“
Auch Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker verwies auf das bittere Aus im Vorjahr und betonte: „Wir haben gesagt, wenn wir die Gruppe überstehen, ist es super. Mit ein bisschen Abstand überwiegt dann sicher die Freude. Am Ende, wenn man beide Jahre zusammenzählt – letztes Jahr sind wir mit acht Punkten ausgeschieden – sind wir definitiv einmal verdient weitergekommen.“
Ein Wellenbad der Gefühle
In dasselbe Horn blies auch Sturm-Kapitän Stefan Hierländer: „Es sind sehr gemischte Gefühle. Wenn man 0:3 verliert, tut es schon weh. Aber dann erfährt man, was in Polen passiert ist. Es gibt doch etwas, um sich zu freuen. Ein frühzeitiges Christkind. Es war schwierig, alles mitzubekommen. Man bekommt das 0:3, in Polen passiert auch etwas. Es war ein Wellenbad der Gefühle. Aber es ist für den österreichischen Fußball gut, dass eine Mannschaft überwintert. Wir waren glücklich heute. Aber man bekommt immer, was man verdient.“ Verdientermaßen hat die gesamte Sturm-Familie gefeiert, die einen mehr und länger, die anderen weniger und kürzer. „Es war alles erlaubt“, sagte einer schmunzelnd.