Aus 15.500 Kehlen tönte nach Schlusspfiff „Happy Birthday“. Sturm-Trainer Christian Ilzer feierte seinen 46. Geburtstag. „Eine nette Geste der Fans. Noch schöner ist es nur, wenn alle „Steiermark“ singen. Dann weiß ich, dass wir gewonnen haben.“ Auch der Klassiker von STS wurde intoniert – und auch, wenn sich die Hartberger bei der heimlichen Landeshymne durchaus auch angesprochen fühlen dürfen, in Liebenau war wieder ein Sieg von Sturm zu feiern. Und der war – so ehrlich und fair waren auch die Hartberger – absolut verdient. „Gratulation an Sturm. Ein sehr guter Gegner hat es uns heute schwer gemacht“, sagt Hartberg-Sportchef Markus Schopp.

Und die Mannschaft von Schopp setzte den ersten Nadelstich. Nach einem Ballverlust von Manprit Sarkaria spielte Mamadou Sangare einen tollen Diagonalball. Und den Querpass von Dominik Frieser verwertete Sturm-Leihspieler Christoph Lang aus kurzer Distanz (4.). Sturm ließ sich vom frühen Rückstand aber nicht aus der Ruhe bringen, setzte sofort nach.

Noch höher, noch intensiver, noch aggressiver. „Dem waren wir heute nicht gewachsen“, gab Hartberg-Innenverteidiger Paul Komposch zu. „Wir haben zwar 1:0 geführt, aber waren grundsätzlich nicht gut in der Partie.“ Immer wieder haben die Hartberger zum hohen Ball als Mittel gegriffen. „Das ist nicht unser Spiel“, sagte Komposch. Erst in der zweiten Hälfte ist das Spiel der Oststeirer besser geworden. Da führte aber bereits Sturm. Zuerst glich Seedy Jatta bei seinem Startelfdebüt aus (13.). „Mein erstes Spiel von Beginn an und gleich mein erstes Tor für Sturm. Ich fühle mich wirklich gut. Ich liebe diese Atmosphäre hier. Ich bin fit, bin aber erst bei 90 Prozent. Ich werde besser“, sagte Jatta. Alexander Prass sorgte dann noch vor der Pause für die Führung (42.). Das Risiko der Grazer zahlte sich aus. In der letzten Linie spielten die Innenverteidiger Gregory Wüthrich und David Affengruber alleine gegen die Hartberg-Offensivspieler Lang und Frieser. „Wer nichts riskiert, wird nichts gewinnen“, sagte Affengruber. Für Schopps Geschmack ist es seiner Mannschaft zu selten gelungen, die Laufduelle entsprechend vorzubereiten.

Auffällig war: Immer wieder – auch unmittelbar vor dem Treffer von Prass – sind Spieler beider Mannschaften ausgerutscht. Der Rasen in Liebenau ist besser als vor der Länderspielpause, muss aktuell aber mit Sand behandelt werden, weil sich die verlegte Dicksode (etwa vier Zentimeter hoch) mit dem Unterbau verbinden muss. Dafür braucht man ein Gewicht in Form von Sand. Zudem sorgen die kleinen Körner dafür, dass nur die oberste Schicht des neuen Rasens in Mitleidenschaft gezogen wird.

Zurück zum Spiel. In der zweiten Hälfte waren vor allem die Grazer gefährlich. Hartberg war zwar besser im Spiel, fand im letzten Drittel aber keine Lösungen. Sarkaria war es hingegen, der die Partie mehrmals hätte entscheiden können, aber immer am guten Hartberg-Torhüter Raphael Sallinger scheiterte. „Ich glaube, man hat nie daran gezweifelt, wer dieses Spiel gewinnt. Dieses Gefühl haben wir auch den Fans gegeben, die uns unterstützt haben“, sagt Affengruber. Sturm-Trainer Ilzer war zufrieden. „Wir haben heute verdient einen sehr guten Gegner geschlagen.“ Aber auch die Hartberger nahmen aus dem Spiel viel mit. „Es war für die Entwicklung jedes einzelnen Spielers eine tolle Erfahrung. So werden wir reifer“, sagte Schopp. „In unserer Analyse werden so viele Themen angesprochen werden, dass wir wieder besser werden und das wird in den nächsten Wochen hoffentlich zu sehen sein.“ Nächste Woche spielt Hartberg auswärts bei BW Linz. Die Grazer haben am Donnerstag in der Europa League Atalanta Bergamo zu Gast. „Den Spielern muss bewusst sein, dass wir unsere Grenzen weiter nach oben verschieben müssen. Dann ist uns mit unseren Fans auch gegen eine internationale Spitzenmannschaft alles zuzutrauen“, sagt Ilzer.

Bei Hartberg blieb Donis Avdijaj in der Kabine, Ruben Providence übernahm für den nicht mehr voll fitten Offensivmann. Die Schopp-Elf war gegen abwartende Grazer deutlich präsenter, nach einer Stunde legte Sturm aber wieder einen Gang zu. Otar Kiteishvili scheiterte nach Vorarbeit der beiden Teamspieler Sarkaria und Prass an Sallinger, der kurz darauf auch einen Sarkaria-Hammer parierte. Einmal war Hartbergs Schlussmann schon geschlagen, Sarkaria traf jedoch nur die Stange (69.). Sturm war einem dritten Treffer nun deutlich näher als Hartberg dem Ausgleich. Richtig gefährlich wurde es für den Tabellenführer nicht mehr.