Fußball sei kein kompliziertes Spiel, referiert Pep Lijnders: „Aber wenn dir das Selbstvertrauen fehlt, fühlt es sich wie ein kompliziertes Spiel an.“ Um Missverständnisse zu vermeiden: Der Salzburg-Trainer spricht von seinem eigenen Team und nicht vom heutigen Gegner GAK.

Während die „Bullen“ unter der Woche mit einem 3:0-Sieg im Cup-Achtelfinale gegen die WSG Tirol ein in dieser Saison gar nicht mal so gewohntes Erfolgserlebnis sammelten, machten sich die Grazer mit der Niederlage in Bregenz viel von dem Schwung des 1:1-Unentschiedens gegen Rapid zunichte.

„Wir haben sehr viel von dem vermissen lassen, was uns gegen Rapid stark gemacht hat“, meint Trainer Rene Poms, der in Salzburg wieder jenes Gesicht sehen möchte, das seine Elf bei seinem Einstand demonstrierte. „Ich hoffe, die Spieler haben verstanden, dass wir genau mit dieser Energie, mit dieser Lauf- und Einsatzbereitschaft zu Werke gehen müssen, um erfolgreich sein zu können. Wenn man das nicht macht, kann man auch gegen einen Zweitligisten nicht gewinnen.“

Selbst wenn die GAK-Spieler diese Lektion gelernt haben, kann man auswärts bei den „Bullen“ nur schwer drei Punkte einplanen. Wie weit alleine die finanzielle Schere zwischen den beiden Kontrahenten auseinandergeht, ist kein Geheimnis. Sportlich agierte Salzburg in den vergangenen Jahren für gewöhnlich viel souveräner, aber am eigenen Selbstverständnis vor einem Duell mit dem GAK hat das aktuelle Tief verständlicherweise nichts geändert. Die Frage nach der Zielsetzung in diesem Spiel kann Mads Bidstrup kurz und bündig beantworten: „Darauf gibt es nur eine Antwort: drei Punkte.“

Salzburg tat sich gegen Aufsteiger immer wieder schwer

Selbstläufer waren Duelle des entthronten Serienmeisters mit dem jeweiligen Aufsteiger im vergangenen Jahrzehnt jedoch keineswegs. In immerhin 13 von 32 Paarungen gab es nämlich keinen Salzburg-Sieg. In einigen Saisonen sogar eine negative Bilanz, beispielsweise in der vergangenen Spielzeit, als Neuling Blau-Weiß Linz (1:0, 1:1) gegen Salzburg ungeschlagen blieb. 2021/22 fügte Austria Klagenfurt Salzburg mit 2:1 eine von lediglich zwei Liganiederlagen zu und erkämpfte am finalen Spieltag ein 1:1. Der LASK eroberte 2017/18 einen Sieg und zwei Remis, Altach ließ die Mozartstädter 2014/15 mit zwei Siegen und einem Unentschieden verzweifeln. In Mattersburg erlaubte sich Salzburg 2015 gleich beim Saisonauftakt einen 1:2-Ausrutscher, die Burgenländer eroberten im Saisonverlauf einen weiteren Punkt. Auch der FC Wacker Innsbruck remisierte 2018/19 gegen den haushohen Favoriten.

„Es ist kein Geheimnis, dass Salzburg der große Favorit ist gegen uns, aber du hast in jedem Spiel eine Chance“, will Poms natürlich auch in Wals-Siezenheim punkten und erinnert: „Es wird an uns liegen, wie viel wir in das Spiel investieren. Das Ziel ist natürlich, etwas mitzunehmen. Wir wissen aber, dass es dafür Minimum das gleiche Engagement braucht, das wir gegen Rapid gezeigt haben.“

Salzburg war in der 1. Runde der erste Bundesliga-Gegner des GAK seit 17 Jahren. In einer spektakulären Partie setzte es eine 2:3-Niederlage. Mit dem Umstand, dass die Rotjacken Anfang November immer noch ihrem ersten Sieg hinterherlaufen würden, war damals nicht zu rechnen.

„Sie spielen immer noch ein ähnliches System, agieren weiterhin sehr vertikal“, analysiert Lijnders und weiß angesichts der Bestellung von Poms: „Mit einem neuen Coach kommt immer eine neue Energie, ein neuer Glaube.“ Zeigt der GAK sein „Rapid-Gesicht“, könnte dies die nächste Überraschung mit sich bringen.