Ein Hintergedanke der Derby-Startelf des GAK war, es gegen die von Legionären dominierte Millionentruppe des SK Sturm bewusst mit zehn Österreichern, darunter fünf Steirer, zu probieren. Man kann Trainer Gernot Messner wahrlich nicht vorwerfen, dass er es nicht in aller Regelmäßigkeit mit neuen Reizen versucht, um seine Mannschaft aus der Krise zu führen. Mal rotiert er das Personal, mal ändert er das System. Einzig der Umstand, dass sich das Schlusslicht am Weg zu besseren Resultaten zu oft selbst im Weg steht, änderte sich in dieser Spielzeit bislang kein einziges Mal. Oder wie es Messners Frau mit einer Kurznachricht nach dem Spiel in zwei Worten auf den Punkt gebracht hat: „Wie immer…“
Was nicht einmal in der Unterliga gut geht
Viel zu billige Gegentore musste der GAK in den vergangenen Wochen schon oft analysieren. Im Derby brauchte Messner nicht lange nach der Wurzel des Übels suchen: „Wenn du drei Gegentreffer aus Standards kriegst, kannst du egal in welcher Liga nicht gewinnen, wahrscheinlich auch nicht in der Unterliga.“ Auch wenn alle Tore offiziell Sturm-Spielern zugeschrieben wurden, rechnete Messner zumindest zwei Verlusttreffer als Eigentore. Der Gedanke, dass man sich so manches Tor in Wahrheit wieder selbst geschossen habe, war aus diversen GAK-Mündern zu hören.
Zwei Tage vor dem Derby präsentierte Sturm-Trainer Christian Ilzer dem Kärntner bei einem Plausch am Rande der steirischen Galanacht des Sports die Statistik, dass der GAK in der Bundesliga die zweitwenigsten Großchancen zugelassen habe. 23 Gegentore aus zehn Spielen sprechen trotzdem eine klare Sprache. Die Gefühlslage, dass seit Saisonbeginn vieles gegen den GAK läuft, ist nachvollziehbar. „Es ist einfach verhext“, sagt der Coach, der in den beiden Zweitliga-Saisonen davor insgesamt nur sieben Niederlagen zu verarbeiten hatte.
Die eigene Mitte
Vor Saisonbeginn war der 44-Jährige selbst gespannt, was es mit ihm macht, sollte es einmal mehrere Niederlagen in Folge setzen. Aktuell sei das Gefühl ein zweischneidiges. Auf der einen Seite suche er die Fehler in der Analyse zuerst bei sich. Was vom Matchplan ist aufgegangen, was nicht? Auf der anderen Seite gibt es Kraft, dass der GAK in fast jeder Partie gut mit dabei war. Selbst gegen Sturm kämpften sich die Rotjacken zwischenzeitlich von 0:3 auf 2:3 zurück: „Wenn wir in jedem Spiel chancenlos wären, müsste ich mich eh fragen, was ich hier überhaupt tue.“
Eine Hilfe sei, dass er so oder so in jeder Situation versuche, die eigene Mitte zu finden: „In den letzten Jahren bin ich auch nicht abgehoben. Man hat nicht viel von mir gehört, als wir viel gewonnen haben. Jetzt hört man auch nicht viel von mir, wenn wir nicht gewinnen. So bin ich eben als Typ.“
Geht es mit oder ohne Gernot Messner weiter?
Die Frage, ob dieser ruhige und überlegte Typ Trainer beim GAK noch gefragt ist, stellen sich derzeit die Verantwortlichen. An internen Sitzungen mangelt es nicht. Beleuchtet wird vieles, auch die Person des Coaches. Nach dem Derby kann man Messner jedenfalls weiter die Moral des Teams zugutehalten. „Die Mannschaft lebt und zeigt, dass sie keine tote Mannschaft ist. Auch wenn man nicht die Vereinsbrille trägt, kann man ihr und dem Trainerteam das nicht absprechen“, findet Sportdirektor Dieter Elsneg.
Auch in Kategorien wie Schicksalsspielen möchte man nicht denken. Dafür ist man sich der Kräfteverhältnisse im Vergleich mit Sturm zu sehr bewusst. In solch einem Duell müsste für einen Befreiungsschlag tatsächlich alles aufgehen. Mit Rapid und Salzburg werden die Aufgaben in der Liga nicht einfacher.
Was dafür gegnerunabhängig Woche für Woche abgeklopft wird: Wie groß ist die Überzeugung, es gemeinsam schaffen zu können? Ist die notwendige Energie dafür noch da? Elsneg: „Ich predige schon seit Wochen, dass wir gemeinsam alles versucht haben müssen, um wieder in die Spur zu kommen. Das Gemeinsame lässt sich weiterführen, wenn in der Analyse herauskommt, dass die Überzeugung von allen da ist, es gemeinsam zu schaffen.“ Diese Frage wurde bislang stets pro Messner beantwortet. Ob sich nach dem Derby die Überzeugung durchsetzt, einen neuen Reiz setzen zu müssen oder der Glaube weiterhin besteht, wird sich in den internen Beratungen weisen.