Bis heute ist Marco Perchtold der letzte Spieler, der in einem Bundesliga-Derby zwischen dem GAK und dem SK Sturm die Gelbe Karte gesehen hat. Als die beiden Stadtrivalen am 17. Mai 2007 letztmals in der Meisterschaft die Klingen kreuzten, wurde der damals 18-Jährige in Diensten der Rotjacken in der Nachspielzeit verwarnt.
„Es war damals eine 0:1-Niederlage. Torschütze Mario Haas. Ich kann mich noch ganz gut erinnern“, meint der inzwischen 36-Jährige, „damals habe ich rechts hinten gespielt.“ Inzwischen ist längst das defensive Mittelfeld die sportliche Heimat Perchtolds, das damalige Talent reifte zum Kapitän des GAK.
Als solcher ist er bemüht, den Fokus auf die Gegenwart zu richten. Denn als ob ein Kräftemessen mit dem Lokalrivalen nicht schon brisant genug wäre, ist die Situation beim Schlusslicht sportlich angespannt. Sturm wiederum lacht von der Tabellenspitze. Über die Favoritenrolle muss man nicht lange diskutieren. Ist es als Außenseiter so gesehen sogar das richtige Spiel in einer schwierigen Zeit?
„Natürlich hätten wir den ersten Sieg gerne schon vorher gehabt, damit wir jetzt nicht mit dem Rücken zur Wand stehen und großen Druck haben“, sagt Perchtold und sieht es als Aufgabe der Mannschaft, den Druck in gute Energie umzumünzen. Das Ziel ist, den Bock umzustoßen. Die Arbeit in der Länderspielpause sei jedenfalls eine sehr gute gewesen. Dies meint der Routinier auch gruppendynamisch: „Wir hatten sehr gute Gespräche. Auch Gespräche, in denen das eine oder andere negative Wort gefallen ist. Wir haben es in unserer Situation auch gebraucht, dass Dinge klar angesprochen werden.“
2022 und 2023 gingen jeweils im Herbst Cup-Derbys über die Bühne, die von riesigem Hype begleitet wurden. Auch diesmal ist die Vorfreude in Fußball-Graz groß. Mit der Rückkehr der Bundesliga-Derbys könnte man meinen, dass Duelle zwischen GAK und Sturm wieder etwas gewöhnlicher werden. Ein Eindruck, dem Perchtold widerspricht: „Egal ob Cup oder Meisterschaft, ein Derby ist immer etwas Spezielles. Das spielt man nicht so oft. Es sind die beiden Stadtrivalen, die größten Klubs spielen gegeneinander. Das ist nie etwas Alltägliches.“
Die Stadt Graz und das Land Steiermark hätten sich dieses Derby jedenfalls verdient. Ganz am Anfang seiner Profikarriere und nun gegen Ende erlebt Perchtold das spezielle Derby-Flair auf dem Platz. Über weite Strecken seiner Laufbahn blieb ihm diese Gelegenheit jedoch verwehrt.
„Natürlich ist das nicht optimal gelaufen. Die Geschichte des Klubs kennen wir eh alle“, sagt Perchtold, der 2007 mit dem heutigen Co-Trainer Ralph Spirk in der Startelf stand, der nunmehrige Sportdirektor Dieter Elsneg saß auf der Ersatzbank. „Aber das damalige Derby ist überhaupt nicht vergleichbar mit dem Spiel, das wir jetzt vor der Brust haben. Auch das Ergebnis möchten wir nicht noch einmal haben.“ Jeder Punktgewinn wäre ein Erfolgserlebnis, das der GAK gerade bestens brauchen könnte.