Walter Koleznik kommt ins Strahlen. Das liegt nicht nur daran, dass er heute seinen 82. Geburtstag feiert. Es geht auch um Erinnerungen, die in ihm hochkommen, wenn er darauf angesprochen wird, welche Gedanken ihm zum Grazer Derby kommen. „Ich habe doch ein paar gespielt“, sagt die GAK-Legende schmunzelnd. Genau genommen bestritt er 28 Stadtduelle gegen den SK Sturm.
Und da er bereits mit 482 Partien Rekordspieler des GAK ist, passt es, dass auch keiner mehr Derbytore als Koleznik bei den Rotjacken erzielt hat. Acht Mal traf der einstige Offensivmann gegen Sturm ins Schwarze. Ein Spieltag bleibt für ihn persönlich unvergessen. Am 16. September 1967 empfing Sturm den GAK in der Gruabn. „Damals haben wir trotz 0:1-Rückstandes noch 3:1 gewonnen. Ich habe alle drei Tore geschossen. Da ist mir alles gelungen“, erinnert sich Koleznik, als ob es heute wäre. „Dass ich Rekordtorschütze des GAK in den Derbys bin, freut mich natürlich.“
Warum dem so ist, liegt nahe. „Früher waren die Derbys die absoluten Highlights der Saison. Es ist einfach etwas Wunderschönes, in einer Stadt diese Duelle zu haben. Die Spiele sind immer ausverkauft und alle Menschen finden es natürlich aufregend“, sagt Koleznik, der Vergleiche zwischen der damaligen und der heutigen Zeit nicht passend findet. „Viele Spieler, darunter auch ich, waren früher keine Profis. Ich habe auch nebenbei gearbeitet. Die Angebote, die ich hatte, auch aus Asien, habe ich abgelehnt. Ich wollte für ein bisschen mehr Geld nichts riskieren und habe die Entscheidung nie bereut. Keine Profis zu haben, wäre heute undenkbar für die Vereine. Es sind ja auch gänzlich andere Summen im Spiel.“ Auch, dass früher viele Grazer bzw. Steirer in den Klubs engagiert waren, unterscheidet sich von der aktuellen Situation. „Früher haben ja sogar GAK- und Sturm-Spieler zusammengearbeitet. Da ist natürlich der Schmäh nie zu kurz gekommen.“
„Natürlich bleibe ich ein Leben lang ein Roter“
Bis auf eine kurze Zeit in Eggenberg im Unterhaus verbrachte Koleznik seine gesamte Fußballerkarriere beim GAK. Auch das gibt es heutzutage praktisch nicht mehr. Kein Wunder, dass ihm der Klub auch nach Karriereende ans Herz gewachsen ist. Egal, ob als Interimstrainer oder als Sportlicher Leiter – der sechsfache ÖFB-Teamspieler hat für seinen GAK (“Natürlich bleibe ich ein Leben lang ein Roter“) immer sein gesamtes Herzblut hineingesteckt – vor allem in der Zeit als Sportlicher Leiter 2010 bis 2012, als die Athletiker wirtschaftlich zu kämpfen hatten. „Gott sei Dank ist es am Ende gut ausgegangen. Und was dann mit dieser Serie an Meistertiteln von der 1. Klasse aufwärts bis in die Bundesliga gelungen ist, passiert weltweit nicht oft. Hochachtung und Gratulation an alle, die dafür verantwortlich sind“, sagt Koleznik strahlend.
So oft es ihm möglich ist, verfolgt der Grazer die GAK-Spiele im Stadion – vielleicht auch am Samstag das Derby gegen Sturm. Die Ausgangsposition ist für Koleznik völlig klar: „Sturm ist als Doublegewinner und aktueller Tabellenführer klarer Favorit. Aber in einem Derby habe ich schon so viele Überraschungen erlebt. Da entwickelt der auf dem Papier Schwächere oft ungeahnte Kräfte und kann am Ende doch punkten. Ich wünsche dem GAK so einen Tag und drücke fest die Daumen.“