Ein kleiner Wermutstropfen ist für Rudi Roth dann doch mit seiner so glorreichen Derby-Geschichte verbunden. Er, der in seiner Zeit als Profi-Fußballer bei den Roten nahezu ein „Spezialist“ für die Spiele gegen den Lokalrivalen war, musste nach einem Derby seine Karriere beenden. „Ein Sturm-Spieler hat mir auf den Hinterkopf getreten, ich war danach 14 Tage im Spital, bin nie mehr als Profi aufs Feld zurückgekehrt“, erzählt er. Um gleich anzufügen: „Aber das Spiel haben wir auch nicht verloren.“ Es war ein torloses Unentschieden, das das letzte Stadt-Duell für den Aktiven Roth gewesen sein sollte.

Warum es Roth so wichtig ist, dass auch dieses Spiel nicht verlorenging? „Weil ich in insgesamt sieben Derbys dabei war und kein einziges verloren habe“, wie er erklärt. An eines erinnert er sich besonders gern: Am 5. September 1974 trennten sich die beiden Grazer Stadtrivalen in Liebenau mit einem 4:4-Unentschieden. Der GAK war damals durch das 100. Tor eines Derbys durch Mario Zuenelli in Führung gegangen, lag dann 2:3 zurück, schaffte aber noch den Ausgleich. Das 4:4 vor offiziell etwas mehr als 18.000 Zuschauern ist bis heute das trefferreichste Spiel. „Und ich bin sicher, es waren 20.000 Zuschauer dabei, die Leute sind damals auf die Lichtmasten geklettert, um dabei zu sein“, erinnert sich Roth, der unterstreicht: „Auch damals herrschte eine Rivalität. Aber die Fans sind trotzdem zusammen und nebeneinander die Conrad-von-Hötzendorf-Straße zum Stadion gegangen.“

Freilich, Rivalität war auch damals schon dabei. „Die Stadt war in den Tagen vor den Derbys elektrisiert. Aber wir hatten noch andere, lustige Wetten statt körperliche Auseinandersetzungen. Einer musste ein Fassl Bier zu mir rauf auf den Berg schieben, weil der GAK gewonnen hat, ein anderer musste einen Ziegenbock durch die Stadt treiben“, schwärmt Roth. Für ihn selbst gab es neben den Derbys noch ein GAK-Highlight. Nach dem Zwangsabstieg 1974 aufgrund der Ligareform (“Wir waren in der Tabelle vor Sturm, aber dann wurde eine Fünf-Jahres-Wertung erstellt, wo Sturm knapp voran war“), folgte der sofortige Wiederaufstieg mit Roth im Tor. „Das war mein Meistertitel als Spieler – der GAK hat dann mit mir als Präsident ja auch den Meistertitel geholt. Das hat in Österreich sonst keiner geschafft, in Deutschland auch nur ein Beckenbauer oder Hoeneß.“

Auch unter Präsident Roth agierten die „Roten“ in den Derbys gut, gewannen vielleicht sogar die wichtigsten zwei. Das erste (und einzige) Cup-Finale zwischen den Grazer Klubs ging 2002 ebenso an den GAK (3:2) wie der Supercup kurz danach (3:0). Was er sich vom ersten Bundesliga-Derby nach 17 Jahren erwartet? „Sturm ist Favorit, klar, die spielen in der Champions League und es ist toll, was die zusammengebracht haben. Aber in einem Derby ist alles möglich – und das ist genau das, was für den GAK spricht.“ Manko: „Angstgegner“ Roth wird auf der Tribüne fehlen. „Aber wenn der GAK Veranstalter ist, bin ich sicher live dabei. Dann das erste Mal mit meiner Tochter“