Es gibt Spiele und Situationen, nach denen man nicht zur Tagesordnung übergehen kann. Nach der Rückkehr von der 1:2-Niederlage bei Austria Wien saßen die GAK-Verantwortlichen noch lange in Weinzödl zusammen. „Es finden ganz viele Besprechungen und Sitzungen statt, in denen wir versuchen, den richtigen Weg zu finden“, berichtet Sportdirektor Dieter Elsneg, denn klar ist: „Wir sind in einer sehr schwierigen Situation.“
Das Spiel am Verteilerkreis in Wien passte perfekt ins bisherige Bild. Der Gedanke, mehr Fokus auf die defensive Kompaktheit zu legen, war kein falscher, erübrigte sich jedoch durch die wieder einmal billige Art und Weise der Gegentore. Nach einem unnötigen Elfmeter konnte sich der Aufsteiger noch zurückkämpfen, eine Eigentor-Coproduktion von Jakob Meierhofer und Lukas Graf bedeutete jedoch das K. o. Neuntes Bundesliga-Spiel, wieder kein Sieg, weiter Tabellenletzter.
„Wir brauchen jetzt nicht in Selbstmitleid verfallen und mit der Situation hadern, dass wir in allen Spielen knapp dabei sind, aber trotzdem nur mit vier Punkten dastehen. Wir sind selbst schuld, müssen selbst die Verantwortung tragen und uns selbst wieder rausholen. Einen anderen Zugang gibt es nicht“, betont Elsneg, der aber auch selbst weiß: „Natürlich wird der Druck größer, und es werden immer mehr Personen hinterfragt. Das gehört zum Business.“
Der erste Reflex im Fußballgeschäft ist in Krisenzeiten oft, über den Trainer nachzudenken. Wie sehr wird Gernot Messner aktuell beim GAK hinterfragt? „Es ist immer zu einfach gedacht, wenn man sagt, es liegt nur am Trainer. Wenn es so wäre, wäre es der leichteste Zugang, immer den Trainer zu wechseln“, sagt Elsneg, der die zu tragende Verantwortung breiter sieht: „Da beziehe ich mich mit ein. Auch andere Personen und jeden einzelnen Spieler. Diese Situation ist gemeinsam entstanden, sodass wir uns auch alle hinterfragen müssen.“
Der 34-Jährige unterstreicht: „Das oberste Ziel ist, diese Talfahrt gemeinsam durchzustehen und nicht als naheliegendste Variante einen Trainerwechsel anzustreben.“ Gleichzeitig ist es unmöglich, Jobgarantien auszusprechen. Man kennt die Dynamiken im Fußball. Laut Elsneg gehe es darum, die Überzeugung zu haben, es gemeinsam schaffen zu können: „Dies wird ständig neu evaluiert.“
Bei aller Entschlossenheit, die Ruhe zu bewahren, wird dies immer schwieriger, da im Umfeld die Unruhe zunimmt. Auch das ist keine ungewöhnliche Reaktion in einer kritischen Phase. „Trotzdem geht es darum, ohne Emotionen Entscheidungen zu treffen, an denen man festhält und bei denen man sich auch nicht dreinreden lässt. Aber klar, der Druck wird immer größer“, so Elsneg. Die Überzeugung des Sportchefs ist trotz allem, dass der GAK schon bewiesen habe, schwierige Situationen meistern zu können: „Das betrifft die länger zurückliegende Vergangenheit, wie auch die jüngere, wenn man an Dornbirn denkt.“
Apropos schwierige Situation. In eine solche hat sich Michael Lang manövriert, der gegen die Austria aus disziplinären Gründen fehlte. „Er hat sich unter der Woche nicht wie ein professioneller Fußballer verhalten. In dieser Situation ist das für mich noch gravierender“, schüttelt Elsneg den Kopf und schließt weitere Konsequenzen für den Stammspieler nicht aus: „Das war die erste Reaktion, weitere Schritte werden wir überlegen.“