Kampfansagen im Vorfeld müsse man sich kaum anhören. In Wahrheit ginge es um die Tage nach dem Spiel, lacht Joachim Standfest: „Es ist halt viel schöner, wenn du derjenige bist, der anrufen kann, und nicht angerufen wirst.“ Gemeint sind Duelle mit Vereinen, die im eigenen Lebenslauf eine große Rolle spielen. Diesbezüglich hat der Bundesliga-Spielplan für den Altach-Trainer einen Viererpack zu bieten, den man als Reise in die eigene Vergangenheit bezeichnen muss.
Verbundenheit mit allen Ex-Vereinen
Nach den Aufeinandertreffen mit dem WAC (2:0), Sturm (1:2) und Austria Wien (1:1) wartet heute mit dem GAK der vierte Verein, auf den sich die 508 Partien lange aktive Bundesliga-Karriere des Steirers aufteilt. Beim GAK nahm 1998 die Profilaufbahn des früheren Rechtsverteidigers ihren Ausgang. Für keinen Klub bestritt er mehr Pflichtspiele als die 263 für die Rotjacken. Highlight seiner GAK-Zeit war das Double 2004, davor gelangen bereits zwei Cupsiege.
„Eine Verbundenheit ist zu jedem Ex-Verein da. Bei allen Klubs gibt es Leute, mit denen ich guten Kontakt habe“, sagt Standfest. Im Vergleich spezieller sei das Kräftemessen mit dem GAK nicht, aber alles in allem natürlich schon etwas Besonderes: „Ich freue mich, dass der GAK wieder da ist. Das ist gut für alle. Die Geschichte, wie der GAK zurückgekommen ist, ist großartig und bewundernswert.“
Verbundenheit der 2004er-Generation
An Kontakten mit GAK-Verbundenheit, die er im Falle eines Sieges anrufen könnte, mangelt es nicht. Gerade die Double-Generation von 2004 steht auch zwei Jahrzehnte später noch in Kontakt. „Mit Gernot Sick und Andreas Schranz war ich einer der Jüngsten, die dazugestoßen sind. Die Mannschaft ist über Jahre zusammengewachsen, tabellarisch haben wir uns fast jedes Jahr verbessert. Wir sind dann so gut mit einzelnen Spielern verstärkt worden, dass es sich irgendwann ausgegangen ist. Wenn du so viele Jahre zusammenspielst, ist es schon etwas Besonderes“, erläutert Standfest.
Um genau zu sein, ist es sich sportlich ausgegangen, wirtschaftlich jedoch bald nicht mehr. 17 Jahre lang war der konkursgeplagte GAK kein Teil der höchsten Spielklasse, ehe die Rückkehr gelang. „Ein erfrischender Aufsteiger mit sehr viel Euphorie“, findet Standfest. Dass es das eine oder andere Spiel zur Anpassung braucht, sei normal, weil die Bundesliga etwas ganz anderes sei als die 2. Liga: „Dass der GAK diesen Schritt gehen kann, konnte man jedoch bereits sehen. Qualität ist in dieser Mannschaft genug vorhanden.“
Der 44-Jährige selbst war in Altach nach dem Cup-Aus gegen Donaufeld beziehungsweise der Auftakt-Niederlage gegen die WSG früh mit heftigem Gegenwind konfrontiert. Mit einem Sieg beim LASK gelang schnell die Trendwende. Für den Coach war viel der Situation geschuldet. „Altach hat in den letzten Jahren immer gegen den Abstieg gespielt. Jeder erhofft und erwartet sich, dass es anders wird“, erklärt Standfest. Aus diesem Blickwinkel sei die Enttäuschung verständlich gewesen, nachdem die Vorfreude auf die neue Saison groß war. Eine Qualifikation für die Meistergruppe sei angesichts der Ausgeglichenheit in der Liga aber nicht das logische Ziel: „Wir wollen gegenüber der Vorsaison einen Schritt nach vorne machen und einfach besser sein als letztes Jahr.“
Der nächste Schritt soll in Graz gelingen. Eine Stadt, die Standfest nach wie vor als seinen familiären Lebensmittelpunkt bezeichnet: „Das wird er auch sein, wenn ich irgendwann nicht mehr Trainer sein werde. Ich bin einfach in Graz daheim.“ Dass der GAK nach wie vor auf seinen ersten Saisonsieg wartet, sei für Altach weder ein Vor- noch ein Nachteil.
Beim letzten Bundesliga-Sieg des GAK am Platz - gegen den GAK
Konkret wartet der GAK seit dem 18. April 2007 auf einen Sieg in der Bundesliga, als zu Hause ein 2:1-Erfolg gegen die Wiener Austria gelang. Wie es der Zufall so will, war Standfest ein Teil dieser Partie. „Das stimmt, aber damals auf Seiten der Austria“, grinst der 34-fache Teamspieler. Als aktiver Kicker war es sein einziges Duell mit dem GAK. Für den FAK traf sein nunmehriger Co-Trainer Roman Wallner, Sturm-Geschäftsführer Andreas Schicker wurde kurz vor Schluss eingewechselt. Dietmar Berchtold und Rade Djokic ließen den GAK jubeln.
„Beim GAK ist es damals bereits dem Ende zugegangen, sie sind mit einer jungen Mannschaft aufgelaufen“, erinnert sich Standfest, der in der Winterpause davor nach Wien-Favoriten übersiedelt ist, „es war damals für die ganze Bundesliga schade, dass der GAK weg war, schließlich war er in den Jahren davor ein großer Verein.“ In der Gegenwart geht es für den Rückkehrer darum, sich in der Bundesliga zu etablieren. Dafür werden auch Siege notwendig sein. Der Sieges-Kreis soll sich laut Standfest jedoch keineswegs gegen Altach schließen: „Wir werden alles dafür tun, dass es nicht so ist. Wir sind nicht nach Graz gefahren, um dem GAK den Sieg zu übergeben. Das ist ausgeschlossen.“