„Das tut schon weh“, musste Trainer Gernot Messner zugeben. Niederlagen, nach denen man sich jede Menge Lob abholen kann, haben den bitteren Beigeschmack, dass man meist genau weiß, dass mehr drinnen gewesen wäre. Der GAK ist beim 2:3 gegen den FC Red Bull Salzburg mit einem Spektakel in die Bundesliga zurückgekehrt. Extrapunkte für Attraktivität gibt es im Fußball allerdings keine. Selbst dann nicht, wenn man zwischenzeitlich gegen einen vermeintlich übermächtigen Gegner einen frühen 0:2-Rückstand nach sechs Minuten aufholt. Letztlich gewannen die Rotjacken jede Menge positiver wie negativer Erkenntnisse.
Kaltstart: Ein derartiger Horror-Beginn darf natürlich nicht passieren und könnte gegen den Topfavoriten auf den Meistertitel auch ein böses Ende nehmen. „Du trainierst die ganze Woche hart und dann bist du nach sechs Minuten 0:2 hinten“, ärgerte sich Murat Satin. Vor allem in Sachen Tempo erteilte Salzburg dem GAK eine frühe Lektion.
Reaktion: Was sich Messner in der siebenten Spielminute gedacht hat? „Ich kenne meine Mannschaft schon länger, sie hat einen überragenden Charakter“, sagte der Kärntner und meinte damit, dass es nicht zum ersten Mal gelang, einen frühen Schock zu verkraften. Als Beispiel nannte er den frühen 0:1-Rückstand im Cup-Derby gegen den SK Sturm in der Vorsaison, den man in eine Führung verwandeln konnte. Am Ende verlor man jedoch auch damals mit 2:3. Trotzdem: So muss man generell nach einem 0:2 erst einmal zurückkommen, gegen Salzburg umso mehr. „Das spricht für unsere Moral, Mentalität und Leidenschaft“, fand Kapitän Marco Perchtold.
Gefühlschaos: Michael Lang mit einem Traumtor und Neuzugang Romeo Vucic sorgten bis zur 18. Minute für den Ausgleich. „So oft kommt man als Verteidiger nicht nach vorne, also habe ich mir gedacht, ich schieße gleich mit dem ersten Kontakt. Dass er so reingeht, ist natürlich überragend“, jubelte Lang über das schönste Tor seiner Karriere. Traurig, dass es nicht zumindest zu einem Unentschieden gereicht hat, waren beide Torschützen. Vucic: „Gefühlschaos trifft es am besten.“
Wirkungstreffer: Als Aufsteiger den finanziellen Liga-Primus zu ärgern, fühlte sich gut an. Dass dem GAK zumindest Wirkungstreffer gelungen waren, sei laut Perchtold am Feld zu spüren gewesen: „An den Reaktionen der Salzburger Spieler hast du gesehen, dass sie immer versucht haben, sich zu pushen. Das Momentum war dann auf unserer Seite.“
Entscheidungen Natürlich ärgerte es die GAK-Verantwortlichen, dass der VAR auf der einen Seite eingriff und Salzburg einen Handelfmeter bescherte, und inaktiv blieb, als der GAK in der 70. Minute einen Foulelfer reklamierte (Messner: „Für mich war es ein klarer Elfmeter“). Aber natürlich konnte man den Ausgang dieser Partie nicht auf diese Szenen reduzieren. Mit etwas mehr Effizienz hätte Salzburg auch schon früher für klarere Verhältnisse sorgen können.
Standortbestimmung: „Wenn du Salzburg ins Schwitzen bringst, hättest du dir mehr verdient“, meinte Messner. Wenn die Grazer schon keine Punkte gewinnen konnten, nahm man zumindest jede Menge Rückschlüsse mit. „Zweikämpfe, Leidenschaft und Aggressivität müssen in jedem Spiel unsere Basis sein“, forderte Satin. Gelingt diese Herangehensweise auch gegen weniger namhafte Gegner, sollte der GAK für die Comeback-Saison im Oberhaus gut gerüstet sein. Messners Devise lautet unverändert, dass der GAK bis zur Länderspielpause im September weiter in jeder Partie lernen beziehungsweise sich an Tempo und Intensität in der Liga gewöhnen müsse. Für den Kopf war, so komisch das klingt, diese Niederlage aber womöglich trotzdem nicht so schlecht. Messner: „Die Mannschaft und ich haben das Selbstvertrauen gekriegt, dass wir in der Bundesliga bestehen können.“