Mit Spielwitz, Spielfreude und Aggressivität, gewissermaßen mit den Basics, zurück zu alter Stärke. Jene Tugenden, die Austria Klagenfurt in jüngster Vergangenheit so stark erfolgreich haben, wollen die Violetten im zweiten Derby der Saison auf den heimischen Rasen bringen. Die drei Trainingstage in Catez (Slowenien) nutzten die Kärntner, um endlich wieder „Rasen zu spüren. Ist ja quasi fast schon neues Terrain gewesen. Auf Kunstrasen kannst du nie so stehen bleiben, die Bewegungen und Drehungen wie gewohnt ausführen. Von dem her war es extrem wichtig für uns“, sagt Chefcoach Peter Pacult.
Ob es tatsächlich bereits Früchte getragen hat, „wird man heute sehen“, meint Mittelfeldregisseur Christopher Cvetko diplomatisch. Dass die „Wölfe“ im Augenblick „nicht befreit sind“, steht außer Frage. Eine Tatsache, die den 25-Jährigen allerdings nicht beschäftigt. „Fakt ist, dass vermutlich beide Teams nach den letzten zwei Niederlagen nicht übermäßig vor Selbstvertrauen strotzen und dass beide unbedingt gewinnen wollen. Heute wird es drauf ankommen, wer gewisse Dinge richtig macht“, verdeutlicht Cvetko und betont, „dass es für beide ein extrem wichtiges Spiel ist“. Er fordert diesbezüglich mehr Aktivität, mehr Wirken in den Zweikämpfen und selbstbewusstes Handeln.
Jener Umstand, dass Austria Klagenfurt erstmals seit Mitte September aus der oberen Tabellenhälfte gerutscht ist, bereitet ihm insofern keine Sorgen, „da wir nicht von Haus aus den Anspruch haben, immer oben mitzuspielen. Wenn es klappt, ist es super, und ja, wir wollen dahin, doch wenn nicht, ist es keine Tragödie. Wir sind das zweite Jahr in der Bundesliga. Und um ganz ehrlich zu sein, ist es nicht wirklich förderlich, wenn man ständig damit konfrontiert wird.“
Pacult versichert, „dass wir vor heimischer Kulisse eine ansprechenden Leistung zeigen wollen und müssen. Die Jungs sind extrem fokussiert und ich hoffe, dass wir die Leistungen aus dem Training umsetzen können“, erwartet sich der Wiener heute ein couragiertes Auftreten. „Es wird an uns liegen, ihre Verunsicherung auszunutzen und sie nicht zu stärken.“ Der Kampf um die Kaderplätze bleibt vor dem Derby weiterhin offen, „aber es kann natürlich jeder im Training beweisen, dass der Trainer falsch liegt“.
Mit der Unterstützung der eigenen Fans wollen die Waidmannsdorfer zusätzliche Kräfte freisetzen. „Wir werden die Fans im Rücken benötigen und das könnte am Ende den Unterschied ausmachen“, so Cvetko. Auf das Grün im Klagenfurter Stadion darf man jedenfalls gespannt sein. „Nur ein Wembley-Rasen wird es wohl nicht sein.“
Allerletzte Chance für den WAC
Wirklich leicht von der Hand geht derzeit beim WAC nicht viel. Dabei hatten sich die Wolfsberger für das Frühjahr sehr viel vorgenommen, wollten mit einer Aufholjagd in den letzten sechs Grunddurchgangsspielen noch die Qualifikation für die Meisterrunde schaffen. Doch mit der 1:2-Niederlage letzte Woche gegen die WSG Tirol, der sage und schreibe siebenten im neunten Heimspiel, erlitt das Unternehmen Top Sechs gleich einmal einen herben Dämpfer. Aufgrund der auch für die Spieler unerklärlichen Heimschwäche muss man das Auswärtsspiel in Klagenfurt daher fast schon als Vorteil betrachten.
Schenkt man der Statistik Bedeutung, muss man von einem Duell auf Augenhöhe ausgehen. Fünf Mal standen sich die beiden Mannschaften in der Bundesliga gegenüber, je zwei Siege und ein Unentschieden stehen seitdem zu Buche. Heimsieg gab es jedoch erst einen und den holte der WAC mit einem 2:1 im Oktober 2021. Ganz und gar nicht mit den statistischen Auswertungen beschäftigt sich hingegen Mario Leitgeb: „In einem Derby gibt es keinen Vor- oder Nachteil.“ Nicht nur die ausgeglichene Bilanz (10:10 Tore), sondern vor allem die Tabellensituation verspricht, wenn auch nicht spielerisch, dann aber zumindest emotional, ein hochbrisantes Duell.
Sechs Punkte ist die Elf von Trainer Robin Dutt von Rang sechs entfernt, vier von den siebentplatzierten Austria. „Beide Teams sind nicht optimal in das Frühjahr gestartet, wollen den ersten Sieg feiern. Es wird eine hitzige Partie“, glaubt der Kapitän der Lavanttaler, der heute von seiner Mannschaft ein Gesicht fordert, das den Ansprüchen des WAC gerecht wird. „Fakt ist, dass wir besser spielen müssen, als zuletzt gegen Tirol. Ich glaube aber, dass das nicht schwer ist“, hadert Leitgeb noch ein wenig mit der schwachen Vorstellung letzte Woche.
Von Druck will der 34-jährige Mittelfeldspieler jedenfalls nichts wissen, aber „die Ausgangssituation für beide Seiten ist klar. Wir wissen, dass das Spiel unsere allerletzte Chance ist, an den ersten Sechs dranzubleiben. Bei einer Niederlage ist der Zug wohl endgültig abgefahren. Es wird darauf ankommen, wie wir Spieler mit der Situation umgehen.“
Trotz des Umfallers gegen die WSG ist Dutt für heute guter Dinge, dass seine Spieler das Ruder herumreißen wird können. „Wir produzierten zuletzt viele technische Unzulänglichkeiten und falsche Laufwege, die zur Niederlage geführt haben. Wir haben uns jetzt aber wieder voll fokussiert und ich bin überzeugt, dass die Spieler voll mitziehen werden und sich ihrer Aufgabe bewusst sind“, ist der Deutsche, der wie schon zuletzt auf Abwehrchef Dominik Baumgartner (Operation am Meniskus) verzichten muss, von einer Leistungssteigerung überzeugt.