Der Meistertitel scheint in Österreich bereits fix vergeben. Salzburgs erster Verfolger Sturm Graz hat sechs Punkte Rückstand und wenig Hoffnung. "Kampfansagen machen null Sinn", betonte Sportdirektor Andreas Schicker.
"Man muss bei sich selbst bleiben und es richtig einschätzen", begründete Schicker bei der Auftaktpressekonferenz der Liga am Dienstag in Wien seine Bescheidenheit. Schon am Freitag (20.45 Uhr/live ORF 1) prallen die heimischen Giganten in Wals-Siezenheim im Cup aufeinander. Schickers Salzburger Konterpart Christoph Freund erinnerte an das Finale 2018, eine Anomalie, die an Sturm gegangen war. "Das war ein richtiges Fußballfest", sagte Freund, der gegen die "Blackys" eine "echte Standortbestimmung" erwartet.
Der Optimismus bei Salzburgs Erfolgsmanager ist groß. Es gab viel Zeit, nämlich die mit 88 Tagen längste Winterpause der Liga seit 23 Jahren, Neuzugänge wie den israelischen Youngster Oskar Gloukh und die Rückkehr so manchen Verletzten. Da lasse sich auch der "schmerzhafte" Abgang von Abwehrchef Maximilian Wöber zu Leeds United in die Premier League verkraften. "Wir haben eine richtig gute Energie in der Mannschaft", war Freund überzeugt.
Auch Sturm holte sich mit Austria Lustenaus Stürmer Bryan Teixeira (22 Jahre) und Arsenal-Leih-Goalie Arthur Okonkwo (21) neue, junge Kräfte. Letzterer soll den im Sommer abgehenden langjährigen Schlussmann Jörg Siebenhandl ersetzen. Dann wird auch Mittelfeldmann Ivan Ljubic von dannen ziehen, und nicht schon jetzt, wie Schicker am Dienstag bestätigte. So wie Siebenhandl wird der 26-Jährige u. a. mit dem LASK in Verbindung gebracht. Auch Manprit Sarkaria bleibe dem Klub erhalten, erklärte der Sportdirektor.
Der Liga-Auftakt genau eine Woche nach dem Cup hat es genauso in sich, mit Rapid gastiert der Tabellenvierte in Graz. Für die vier Punkte vor Rang sieben liegenden Grün-Weißen, die im Cup beim WAC antreten, ist es der Auftakt zu einem intensiven Restprogramm im Grunddurchgang. Salzburg ist dabei ebenso Gegner wie die WSG Tirol und neuerlich der WAC, auch im abschließenden Wiener Derby geht es gegen einen Kontrahenten, der unbedingt in die Meistergruppe will. Der neue Geschäftsführer Sport Markus Katzer gab sich nach "extrem stressigen" ersten Arbeitswochen aber optimistisch. "Ich hoffe, dass das Frühjahr sehr leiwand wird", spielte er auf die Aussage des ebenfalls neu im Amt befindlichen Geschäftsführers Steffen Hofmann an. "Ich habe ein gutes Gefühl."
Noch vier Punkte vor Rapid bzw. sieben hinter Sturm überwinterte der LASK auf Platz drei, die Meistergruppe dürfte ein relativ problemlos zu erreichendes Ziel sein. Im Sturm hat man sich leihweise bei Sparta Prag "bedient", in den Tests zeigte der 20-jährige Nigerianer Moses Usor schon sein Können. Die Fans fiebern nach Jahren des Paschinger Exils indes der Eröffnung der "Gugl neu" entgegen, am 24. Februar gegen Lustenau ist es so weit. "Ein Jahrhundertprojekt", freute sich Sportkoordinator Dino Buric, das sich selbst in Vertragsgesprächen als "gutes Argument" einsetzen ließe.
Spannung ist garantiert
Weitere Hoffnungen auf die Top sechs dürfen sich vor allem die WSG Tirol, die so wie Rapid bei 24 Punkten hält, aber auch Austria Klagenfurt (21), die Wiener Austria (20), Austria Lustenau (18) und der WAC (17) machen. Spannung scheint diesbezüglich garantiert. Am ruhigsten ging die insgesamt ohnehin entspannte Transferphase bisher die WSG an, die bis Dienstag als einziger Bundesligist keinen Zu- und Abgang zu vermelden hatte. "Wir werden nicht träumen, unser Ziel ist noch immer der Klassenerhalt", gab Sportdirektor Stefan Köck an. Es wäre für die Wattener im vierten Oberhausjahr bereits die zweite Meistergruppenteilnahme.
Am unteren Ende der Tabelle zeichnet sich hingegen ein hartes Frühjahr für Schlusslicht Hartberg (11) an, auch die SV Ried (13) und Altach (15) werden wohl zu kämpfen haben. Ried musste noch dazu erst am Montag das monatelange Verletzungs-Aus von Goalie und Rückhalt Samuel Sahin-Radlinger hinnehmen. Sportdirektor Thomas Reifeltshammer will reagieren, ihm schwebe eine "österreichische Lösung mit etwas Routine vor", wie er sagte.