Als Sturm-Trainer Christian Ilzer nach dem 2:1-Auswärtssieg bei Austria Klagenfurt sagte, dass er sehr zufrieden sei, auf einen so großen Kader zurückgreifen zu können, sah man leichtes Strahlen in seinen Augen. Immerhin konnten die Grazer die Ausfälle von Otar Kiteishvili, Niklas Geyrhofer, Lukas Jäger, Alexandar Borkovic und Kapitän Stefan Hierländer verkraften, ohne einen Punktverlust in Kärnten zu verzeichnen. Das lag auch daran, dass auf die Joker Verlass war.
In einem Spiel, das auch für Ilzer "kein Hochgenuss" war, gab es nach 13 Minuten den ersten Aufreger. Nicolas Wimmer stoppte den aufs Tor ziehenden Jakob Jantscher außerhalb des Strafraums, Schiedsrichter Gerhard Grobelnik zückte die Gelbe Karte. Video Assistant Referee Sebastian Gishamer schritt aber ein: Weil Wimmer der letzte Abwehrspieler der Kärntner war, sah er die Ampelkarte.
"Vor dem Ausschluss hätten wir einen Freistoß kriegen müssen", sagte Klagenfurt-Trainer Peter Pacult, der im Zuge der Situation selbst Gelb gesehen hatte. Es handelte sich um die insgesamt bereits zehnte glatt Rote Karte für einen Klagenfurter Akteur in dieser Saison – noch nie zuvor ist dies einem Klub seit Bestehen der Bundesliga 1974/75 gelungen. Turgay Gemicibasi sah zudem zusätzlich zu zwei Roten Karten einmal Gelb-Rot – Sport-Geschäftsführer Matthias Imhof gar zweimal.
Imhof vergibt an Schiedsrichter Grobelnik eine 6
Dieser zeigte sich mit der Schiedsrichterleistung nach der Partie alles andere als zufrieden. "Er bekommt von mir eine 6", vergab der Deutsche an Gerhard Grobelnik die schlechteste Note im deutschen Schulsystem. "Er hat in den entscheidenden Situationen klare Fehlentscheidungen getroffen." Ilzer konnte verstehen, "dass die Austria hadert, was die Rote Karte betrifft, aber man kann sie geben".
Trotz der Unterzahl gingen die Hausherren jedoch in Front. Gemicibasi, der diesmal nicht vorzeitig unter die Dusche geschickt wurde, traf sehenswert per Freistoß (48.). "Wir haben ein super Spiel gemacht", meinte der Torschütze. "Es wäre schön, wenn wir einmal zu elft zu Ende spielen könnten. Wir müssen daraus lernen." Denn nur fünf Minuten später glich Jakob Jantscher aus. Der kurz zuvor eingewechselte Luca Kronberger bediente den Topscorer der Schwarz-Weißen ideal. "Ich habe das Gefühl gehabt, dass uns Luca helfen kann. Er war sehr präsent, ein absoluter Aktivposten und hat es sehr gut gemacht", sagte Ilzer später lobend in Richtung des Winterzugangs von der Admira.
Dass der Sturm-Trainer an diesem Nachmittag ein Näschen für seine Joker hatte, bewies er auch in der 76. Minute als er Anderson Niangbo für Rasmus Höjlund in die Partie brachte. Der Leihspieler von Gent köpfelte die Kugel nach einem Freistoß von Jantscher wuchtig in die Maschen und ließ die Grazer Fans im Wörthersee-Stadion jubeln. "Der Sieg war hart erkämpft", sagte Jantscher. "Wir haben viele einfache Fehler gemacht. Aber letztlich war der Sieg verdient."
Peter Pacult: "Gehen als unverdienter Sieger vom Platz"
Pacult sah das naturgemäß etwas differenzierter. "Leider sind wir heute wieder die Geleckten", sagte Pault, der sich auch beim Ausgleich durch Jantscher benachteiligt sah. "Beim Ausgleich spielen wir im Sturm-Strafraum klar den Ball. Der Schiedsrichter gibt Freistoß und im Gegenzug fällt das 1:1. Es ist schade, meine Mannschaft hat sich mehr verdient. Wir gehen als unverdienter Sieger vom Platz."
Der vierte Saisonsieg Sturms gegen den Aufsteiger bedeutete auch den sechsten Erfolg für den diesmal nicht überzeugend auftretenden Vizemeister in der achten Begegnung der Meistergruppe. "Das ist schon eine beachtliche Leistung. Es war extrem schwierig, gegen einen unangenehmen Gegner. Auch die lange Überzahl hat wenig geändert, aber wir sind zufrieden mit dem Ergebnis", sagte Ilzer, der am Sonntag gegen den WAC auf ein paar Rückkehrer hofft.