Was hat sich Turgay Gemicibasi bloß dabei gedacht? Diese Frage lag etlichen auf der Zunge. Die Rede ist von der Aktion in der 30. Minute, als der 25-Jährige Salzburgs Nicolás Capaldo im Mittelfeld ziemlich brutal foulte und dafür entsprechend Rot sah. Vielleicht hätte dies am Ausgang der Partie zwar nichts geändert, doch damit schwächte der Deutsch-Türke sein Team zusätzlich. Und das bereits zum dritten Mal in dieser Saison. Insgesamt war es der sage und schreibe zehnte Platzverweis für die Waidmannsdorfer. Austria-Coach Peter Pacult nahm die Entschuldigung seines Schützlings an, „denn Fehler sind menschlich, doch nur mit einer Entschuldigung allein kommt er nicht davon“.

Bis zum Ausschluss gelang es dem Aufsteiger, den Tabellenspitzenreiter zu fordern. Die Violetten, die in der Defensive auf Nicolas Wimmer und Thorsten Mahrer verzichten mussten, fanden Lösungen, das Positionsspiel der „Bullen“ zu unterbinden, und sorgten mit ihrem Umschaltspiel für Nadelstiche. Erst kurz vor der Pause mussten die Hausherren den ersten Gegentreffer hinnehmen. Sučić sorgte nach Vorarbeit von Nicolas Seiwald für den Beginn einer Torgala. Der Torschütze zur 1:0-Führung war es auch nach Wiederanpfiff, der nach einem Stangenschuss des eingewechselten Karim Adeyemi trocken abstaubte und mit seinem ersten Liga-Doppelpack die Vorentscheidung herbeiführte.

„Es zählt das nackte Ergebnis“ 

Und plötzlich lief das Werkl der Salzburger richtig auf Hochtouren – die Spiellaune war unverkennbar. Die Treffer zwei bis sechs fielen innerhalb von 26 Minuten. Die Aussage „wir wollen die Chance zur Revanche“ bekam die Austria zu spüren. Pacult wies mit Nachdruck darauf hin, „dass der Großteil der Gegentreffer vermeidbar war. Da ging es um individuelle Fehler und natürlich hadert man danach. Aber man darf nicht vergessen, dass wir eine Stunde gegen ein Team mit einer unglaublichen Qualität in Unterzahl waren. Sie legen eine unheimliche Wucht an den Tag und zwingen einen zu Fehlern. Und ja, man wird nach so einer Niederlage zu nagen haben. Es zählt das nackte Ergebnis, damit müssen wir umgehen.

Salzburg marschiert unaufhaltsam seinem neunten Meistertitel in Folge entgegen. Die Austria will das 0:6 schnellstmöglich abhaken. „Die ersten 30 Minuten waren okay, danach war es ein komplett anderes Spiel. Das müssen wir rasch wegstecken, denn nun wartet das Derby-Double“, weiß Christopher Cvetko um die Bedeutung dieser Duelle. „Wir werden ein anderes Gesicht zeigen als jetzt in der zweiten Halbzeit.