Die Meistergruppe ist für Aufsteiger Austria Klagenfurt zum Greifen nah. Vor der letzten Runde des Grunddurchgangs spricht Cheftrainer Peter Pacult über ...
... Bundesligazahl als Trainer. Zu wenige. Ich denke da an die Entlassung bei Rapid. Und ich will das Jahr in Leipzig nicht missen, doch sportlich ist es nicht so aufgegangen. In Dresden bin ich als Feuerwehrmann geholt worden und hab’s geschafft. Was danach passiert ist, war enttäuschend. Man wusste bei mir immer, was man bekommt, wenn man den Spieler oder Trainer Pacult holt. Schlimm war das nicht erfolgreiche Comeback beim FAC. Zwischen 2014 und 2021 hätte ich dem ein oder anderen Verein weiterhelfen können, wenn man sich über die Person Pacult drübergetraut hätte. Wenn du einmal in einer Schublade drinnen bist, ist es schwer herauszukommen.
... seinen Charakter. Ich bin nicht einfach, aber ein Gerechtigkeitsfanatiker. Wenn ich der Meinung von etwas bin, kann passieren was will, aber ich bleib dabei. Ich erwarte von mir selbst viel, bin aber kein unzugänglicher Typ. Am Anfang meiner Karriere hat es immer geheißen, dass ich schwierig bin, deshalb habe ich mir so eine Art Schutzpanzer zugelegt. Als Spieler war ich definitiv nicht angenehm, auch in Bezug auf Gegenspieler. Ich habe angeeckt, musste mir aber als Jugendlicher Anerkennung erarbeiten, mich beweisen und für den Erfolg hart kämpfen. Ich habe oft die Rechnung präsentiert bekommen und bin für Aktionen geprügelt worden. Da wurde mal die Prämie gestrichen oder ich war der Sündenbock. Das hat alles abgehärtet.
... Prinzipien. Die sind relativ einfach bei mir. Und zwar, dass man sich mit seinem Beruf auseinandersetzen muss. Die heutige Generation hat viel mehr Ablenkungen als damals, aber man muss immer wissen, worauf man den Fokus legt.
... Wertschätzung. Die bekommt man nur, wenn man Erfolg hat. Jetzt meinen auf einmal viele, sie haben es ja gewusst, dass er es drauf hat. Da sieht man, wie schnelllebig der Fußball ist.
... Fehlentscheidungen. Davon habe ich genügend getroffen. Aber ich denke, dass ich öfter die richtigen Entscheidungen gewählt habe. Eine falsche ist mir genau in Erinnerung. Die war im Pokalviertelfinale mit 1860. Wir lagen kurz vor Schluss 1:0 in Führung. Ich wollte es über die Zeit bringen und in dem Moment, als ich zwei Verteidiger auswechseln will, kassieren wir den Ausgleich. Ich habe trotzdem getauscht und hatte somit die ganzen Stürmer auf der Bank sitzen. Letztlich haben wir in der Verlängerung verloren. Da habe ich mich gleich hinterfragt, was ich da für einen Blödsinn gemacht habe. Auf der anderen Seite hat damals niemand Atdhe Nuhiu zugetraut, gegen Aston Villa zu spielen. Ich habe mich für ihn entschieden und war von ihm überzeugt und er hat es uns zwei Mal mit dem Ausgleich gedankt. Letztlich gehören Fehlentscheidungen dazu, aber man soll sie nicht zwei Mal treffen.
... VAR. Ich war zu Beginn ein Befürworter, aber Austria Klagenfurt kann mit diesen Entscheidungen nicht mehr umgehen. Inzwischen sind wir sechsmal bestraft worden. Das ist zu viel des Guten. Auch die Besetzung des VAR war nicht immer glücklich. Das müsste etwas besser überdacht werden. Ich kann derzeit mit diesen Entscheidungen nicht mehr leben.
... Emotionen. Die habe ich viel besser im Griff, wie als junger Trainer. Aber es gibt gewisse Situationen, in denen ich emotional noch immer wie in früheren Jahren bin. Dann gehe ich bis zum bitteren Ende, steigere mich richtig hinein und lasse nicht locker. Diese Eigenschaft könnte ich verbessern, aber muss ich eigentlich nicht mehr.
... die Mannschaftskasse. Kassenwart ist Christopher Cvetko. Ich musste nach dem Kreisspiel auch schon blechen, das sind zwei Euro. In einer Saison kommen da insgesamt ein paar hundert Euro zusammen. Am Tag werden es 15 bis 20 Euro sein.
... horrende Transfersummen. Meiner Meinung ist das aus dem Ruder gelaufen. Wenn ich an die 222 Millionen bei Neymar denke, das ist ja kein Mensch wert. Es ist lächerlich, wenn man hört, dass jemand den Privatflieger nimmt, um zum Friseur zu fliegen. Ich bin gespannt, wie es sich aufgrund der Krise entwickeln wird.
... modernen Fußball. Ich sag's so, wenn ich den Begriff ‘Pressing’ hernehme, müsste man Ernst Happel noch ein größeres Denkmal bauen. Er hat das damals schon gespielt, nur hat es ‘Forechecking’ geheißen. Es sollte schnörkellos gehen, sprich so schnell wie möglich in die Spitze. Das Herz war das Mittelfeld. Im Endeffekt war er den damaligen Trainern weit voraus und ist Vorreiter, von dem, was jetzt passiert. Ich habe viereinhalb Jahr unter ihm trainiert, da weiß ich schon, wovon ich rede. Es gab damals Trainingsphilosophien und Trainingssteuerung, nur wird heute alles anders genannt. Von der Art und Weise hat sich nicht so viel geändert.
... Held der Jugend. Ich würde es nicht Held nennen, aber Kurt Jara hat mir getaugt. Er war als Spieler sehr unangenehm, hatte eine coole Spielart und auch immer seine Meinung.
... Rapid. Dort hatte ich schöne Erfahrungen als Spieler und Trainer. Das Spiel am Sonntag ist eines wie jedes andere, nur mit besonderen Vorzeichen.
... Meistergruppe. Wäre ein super Erfolg und nicht unverdient. Die Mannschaft könnte sich für eine starke Saison belohnen. Sollte es nicht reichen, haben wir trotzdem eine hervorragende Saison bislang gespielt. Es kommt, wie es kommt.
... Patrick Greil. Ein ganz toller Mensch, der sich sehr gut weiterentwickelt hat. Dass er uns abhanden kommen wird, war fast klar. Dass die Meldung genau jetzt kam, war ein Schachzug von Rapid. Wobei, ob es einer war, wird man sehen.