Der Aufstieg in die höchste Spielklasse verändert mit einem Schlag die gesamten Rahmenbedingungen eines Klubs. Bei der Austria Klagenfurt herrscht nicht nur die Hoffnung, mit der Bundesliga-Zugehörigkeit neue, zahlungskräftige und treue Sponsoren an Land zu ziehen. Violett soll sich, glaubt man den Verantwortlichen in Waidmannsdorf, in ganz Kärnten als sportliche Modefarbe etablieren.
In erster Linie muss zuvor noch die Identität bzw. die sportliche Ausgangsposition des Klubs vollständig geklärt sein. Die Kaderplanung der sportlichen Führung der Austrianer hat längst begonnen. Einige Spieler werden neu verpflichtet, einige bleiben und andere müssen den Verein verlassen - alles nicht unübliche Vorgänge im Profi-Geschäft. Doch die Kaderplanung der Klagenfurter erfährt durch die Bundesliga-Vorgaben des TV-Verteilungsschlüssels zusätzliche Komplexität.
Dieser setzt sich aus einem Sockelbetrag (30 Prozent), sportlicher Leistung (30 Prozent), Zuschauer-Anteil (20 Prozent) sowie dem Österreicher-Topf (20 Prozent) zusammen. In jedem Fall erwartet die Austrianer eine Erhöhung des Zuschusses - von etwa 400.000 Euro bis 450.000 Euro auf geschätzte 1,5 Millionen Euro.
Anforderungen vorerst zu streng
Für den Zugriff der 20 Prozent des Österreicher Topfes lautet die Richtlinie: Es müssen zwölf Österreicher permanent auf dem Kaderblatt angeführt sein und zusätzlich wird die Einsatzzeit von Österreichern, die jünger als 22 Jahre alt sind, vierfach gewertet. Den vollen Betrag hätten die Austrianer in der vergangenen Saison demnach nicht ausschöpfen können. Und das dürfte sich auf kurze Sicht wohl auch nicht ändern.
"In unserem Gesamtbudget für die kommende Saison wurde mit dem Fernsehgeld eher defensiv geplant. Natürlich haben wir den Österreicher-Topf im Blick. Aber was die Ausbildung von Spielern betrifft, stehen wir am Anfang der Entwicklung", meint Austria-Geschäftsführer Harald Gärtner. Allerdings ist aus dem Umfeld der Klagenfurter zu vernehmen, dass es das Ziel sei, so viele heimische Spieler wie möglich zu entwickeln und mit ihnen zukünftig in der Bundesliga zu spielen. Und: Bei gleicher Qualität soll der Österreicher den Vorzug erhalten.
Nachwuchsarbeit zu lange vernachlässigt
Als großes Problem erweist sich die Vernachlässigung der Nachwuchsarbeit in den vergangenen Jahren. Kurzum: Es fehlt in Klagenfurt der Unterbau, um die Bedingungen des Österreicher-Topfes zu erfüllen. Gärtner: "Nachwuchsarbeit hat bei der Austria mehr als ein Jahrzehnt eine untergeordnete Rolle gespielt. Da haben wir uns jetzt mit Wolfgang Schellenberg und Robert Micheu sehr gut aufgestellt, um die Akademie aufzubauen. Es ist ein wesentlicher Bestandteil der Philosophie, Talente aus Kärnten zu entwickeln und ihnen den Weg in die Kampfmannschaft zu ebnen. Aber das lässt sich nicht auf Knopfdruck umsetzen."
Fakt ist: Mittelfristig wird die Austria Klagenfurt wohl nicht auf den Österreicher-Topf zugreifen können. Während andere Vereine versuchen, jeden Euro mitzunehmen, scheint das den Verantwortlichen keine schlaflosen Nächte zu bereiten. "Wir müssen unser Budget auf etwa sieben Millionen Euro verdoppeln, wollen einen Hauptsponsor und wünschen uns die Abos auf 2500 hochzufahren", lässt Gärtner wissen. Und zum Team? "Wir benötigen 18, 19 gestandene Profis und mit jungen Talenten, die mit Hufen scharren einen 25-Mann-Kader komplettieren. Auch um wettbewerbsfähig zu sein." Und damit Violett tatsächlich zur neuen Modefarbe wird.