Wer hätte gedacht, dass die Strafstoß-Orgie aus dem Cup-Achtelfinale direkt ins Liga-Derby übergeht? Wohl die wenigsten. Während der WAC im Cup nach 20 Strafstößen als Sieger vom Feld ging, profitierten die Waidmannsdorfer dank Ben Bobzien diesmal vom Punkt. Dass nach diesem Heimsieg von Austria Klagenfurt die anschließenden Reaktionen völlig konträr ausfielen, war wenig überraschend. WAC-Coach Didi Kühbauer brachte es aus seiner Sicht direkt auf den Punkt: „In der ersten Hälfte waren wir nicht existent und schlecht. Mit diesem Auftreten kann ich null anfangen.“

Zum ersten Mal in seinem Leben habe er in der Kabine gemeint, dass er nicht laut werden musste, „denn wenn nicht jeder gespürt hat, was da abgegangen ist, dann weiß ich auch nicht.“ Dennoch macht er kein Geheimnis daraus, „dass wir mit zwei sehr harten Elfmetern bestraft wurden. Eigentlich hätte man keinen pfeifen dürfen, aber vielleicht hat es zu meinem Team dazu gepasst. In Hälfte zwei haben sie gezeigt, dass sie es können, wurden aber nicht mehr belohnt.“ WAC-Abwehrakteur Nicolas Wimmer machte es auch kurz:

Die 4952 Zuseher im Stadion sahen jedenfalls von Beginn an eine Begegnung, deren Unterhaltungswert in die Höhe schnellte. Innerhalb von zehn Minuten avancierte Bobzien, der bei sechs Saisontreffern hält, zum vielleicht neuen Elfmeterkönig. „Ich freue mich über die Tore, aber noch mehr über unsere Teamleistung. Nach ihrer Systemumstellung haben wir uns schwerer getan, Ballsicherheit aufzubauen. Die Hektik am Ende haben wir aber gut überstanden“, präzisiert der Deutsche.

Traum-„Brett“ von Altunashvili

Auch die dritte VAR-Entscheidung in der ersten halben Stunde fiel zugunsten der Hausherren aus. Der vermeintliche Anschlusstreffer von Angelo Gattermayer (27.) wurde nämlich wegen Abseits aberkannt. Nach Wiederanpfiff demonstrierten die Gäste ihren Offensivdrang mit drei neuen Kräften. Und schließlich war es Sandro Altunashvili (70.) mit einem regelrechten Traum-„Brett“, der für den Anschlusstreffer sorgte – und zwar volley aus rund 25 Metern. In der Nachspielzeit wurden die Lavanttaler durch Sankara Karamoko und Markus Pink noch zweimal gefährlich, doch die drei Punkte blieben letztlich in Klagenfurt.

In den Reihen der Violetten, die erstmals seit September 2022 ein Derby für sich entschieden konnten, blickten einem nur lächelnde Gesichter entgegen. Auch die legendäre „Kabinenparty“ war kaum zu überhören. Für Peter Pacult war es nun der erste Erfolg gegen Kühbauer – aber bekanntlich halten ja beide wenig von Statistiken.

„Am Mittwoch haben sie gefeiert, und jetzt eben wir“

„Ein schwer erkämpfter Dreier ist immer schön. Wir hatten vor der Pause noch die Möglichkeit aufs 3:0, deshalb glaube ich, war unser Sieg völlig verdient. Nach dem Seitenwechsel hatten wir scheinbar Angst vor dem Gewinnen. Für uns war es jetzt aber enorm wichtig, Punkte zu machen. Am Mittwoch haben sie gefeiert, und jetzt eben wir. Ich kann meiner Mannschaft zu diesem Sieg nur gratulieren und will mich auch bei den Fans bedanken. Der Sieg war hart erarbeitet, am Ende zählt das Resultat.“ Ein Teil davon ist Mittelfeldmotor Tobias Koch, der nach der intensiven Partie Energie ohne Ende hatte. „Wir waren als Kollektiv stark und haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wir sind wirklich sehr erleichtert.“