„Ich bin am Spielfeld ein völlig anderer Mensch, da können die Emotionen mit mir durchgehen“, grinst Klagenfurt-Keeper Simon Spari. Jener Grazer, der beim 2:2-Remis gegen Hartberg sein Bundesligadebüt feierte. „Ich bin zufrieden, mit dem was ich zeigen konnte, auch wenn es aus meiner Sicht zwei Tore zu viel waren.“ Der Kampf ums Leiberl war ihm von Beginn an völlig bewusst, „deshalb bin ich in der Vorbereitung voll auf Angriff gegangen und so kam eben zuletzt die Chance“.
Die Fußball-Leidenschaft entdeckte er in jungen Jahren, wobei gerade der erste Wechsel zu Sturm Graz als damals Achtjähriger ziemlich präsent zu sein scheint. „Ich bin relativ schnell nach Gratkorn retour, weil ich mich in Graz nicht wohlgefühlt habe.“ Ausschlaggebend waren extreme Wachstumsschübe. „Es hat in dieser Phase so gut wie nichts funktioniert. Da ist viel auf mich eingeprasselt.“ In Gratkorn stieg der Motivationspegel unverzüglich in die Höhe, ehe die „Blackys“ erneut beim talentierten Keeper anklopften.
Er wagte abermals den Schritt – durchlief alle Jugendstationen bis zur U18. „Die Zeit war richtig cool, bevor es für zwei Jahre in die A-Jugend nach Deutschland zu Karlsruhe ging.“ Für den 1,96-Meter-Riegel eine „einmalige Chance. Nur die Mama war nicht so begeistert, dass der Älteste, ich habe noch zwei jüngere Geschwister, so schnell ausgezogen ist“, gesteht der Steirer und spielt auf eine lehrreiche Zeit an, „in der ich schnell erwachsen geworden bin und so auch selbstständig. Es war nicht einfach, dann kam Corona und man konnte sich nicht wirklich empfehlen. Aber es war ein super Erlebnis, auch die Momente bei den Profis.“ Nebenher schnupperte er zum ersten Mal in die Arbeitswelt rein, hatte eine Art Lehrjob beim Karlsruher Hauptsponsor EnBW.
„Geduld brauchte ich von der Jugend weg“
Der Weg führte ihn zurück nach Österreich. Nach einem dreitägigen Probetraining bei FAC signalisierte der Verein deutlich: „Den wollen wir haben.“ Er unterzeichnete seinen ersten Profivertrag, nachdem ihn Sturm Graz ziehen ließ. „Der Dreijahresplan, der mir vorgelegt wurde ist voll und ganz aufgegangen.“ Im Sommer schnappten sich die Violetten schließlich den heißbegehrten Goalie, der sich seine enden wollende Geduld nicht mehr nehmen lässt. „Speziell als Tormann ist es eine prekäre Situation, da nur einer spielen kann. Geduld brauchte ich von der Jugend weg, vor allem in der Zeit, als ich viel verletzt war, mich mit Muskelfaserrissen, Außenbandverletzungen im Knöchel oder Schulterblessuren herumschlagen musste. Mein Geduldsfaden ist lang“, versichert der U21-Nationalteamgoalie, der mit Fauxpas „gut umgeht. Jeder macht Fehler, aber es heißt nicht umsonst, aus ihnen zu lernen.“
Dass er als Schlussmann mitunter zwischen der Heldenrolle und dem „Deppen“, wie er es direkt formuliert, dahingleitet, „macht es reizvoll. Du hast nur wenige Situationen im Spiel und in denen musst du voll da sein. Gerade das macht es schwierig auf der Position konstant zu performen. Jeder Fehler wird brutal bestraft.“ Was ihn am meisten stört? „Wenn ich einfache Pässe nicht genau anbringe, das regt mich richtig auf“, sagt Spari, der am liebsten auf den Spuren seines Idols Gianluigi Buffon wandeln will. „Wie er sich gegeben hat, seine Präsenz am Feld und wie er bis über 40 performt hat, war beeindruckend.“
Abseits des Rasens zählt der Tattooliebhaber eher zur ruhigen Sorte, der für jeden Schmäh zu haben ist. Eine Macke sei, dass er manchmal vergisst, „wann ich besser meinen Mund halten sollte“. Die „Herr der Ringe“-Trilogie hat es ihm angetan, noch dazu experimentiert er gern am Herd. „Mein Bruder ist gelernter Koch, da hole ich mir öfter Rezepte“, sagt Spari, der sich nach ausführlichen Diskussionen zum BWL-Studium überreden ließ. „Ein zweites Standbein ist nie verkehrt.“