Mit dem 1:0-(0:0)-Erfolg bei Fußball-Serienmeister Red Bull Salzburg hat Aufsteiger Blau-Weiß Linz am Samstag für die größte Überraschung der laufenden Bundesligasaison gesorgt. Goalgetter Ronivaldo (61.) schoss eine personell völlig veränderte Bullen-Elf nur drei Tage nach deren Champions-League-Triumph bei Benfica Lissabon auf den Boden der Tatsachen zurück. Für Sturm Graz eröffnet sich damit die Chance, am Sonntag mit einem Sieg bei Rapid an die Tabellenspitze zu klettern.

Eine Woche nach dem 2:2 bei Sturm gab Salzburg, das bis dahin alle Partien gewonnen hatte, erneut Punkte ab, zudem endeten mehrere Serien. Erstmals nach 45 Heimpartien gingen die Bullen wieder als Verlierer vom Platz, in der Liga war man bis zum Samstag 37 Spiele ungeschlagen gewesen. Gegen Aufsteiger hatte man 13 Heimspiele nicht verloren. Die taktisch bestens eingestellten und in der ersten Hälfte auch etwas glücklichen Linzer sind nun drei Partien ungeschlagen und schoben sich dank des zweiten Saisonsiegs vorläufig auf Platz neun. "Wir haben nicht den Drive und die Vertikalität gespürt und eigentlich nie über 90 Minuten unser Spieltempo gefunden. So ein Auftritt darf nicht mehr wieder passieren", sagte Gerhard Struber.

Rotation bei Salzburg

Struber schöpfte aus der vollen Kadertiefe, ließ neun Startelfkicker von Lissabon auf der Bank bzw. gönnte dem Quartett Aleksa Terzic, Mads Bidstrup (angeschlagen), Maurits Kjaergaard, Roko Simic eine Pause. Luka Sucic, dessen Knie im März operiert worden war, stand erstmals seit über einem halben Jahr wieder von Beginn an am Platz. Im Tor durfte sich erstmals seit seiner Dänemark-Leihe im Frühjahr wieder Nico Mantl versuchen.

In dieser ungewohnten Formation benötigte Salzburg eine rund fünfzehnminütige Findungsphase, in die ein misslungener Versuch von BW-Stürmer Conor Noß aus guter Position fiel (9.). Dann aber sorgten Sekou Koita mit einem Flachschuss knapp links (15.) und Dijon Kameri knapp rechts am Tor vorbei (17.) für die ersten Abschlüsse der Hausherren. Sucic prüfte Nicolas Schmid aus der Ferne (20.), Koita schoss ebenso über das Tor (27.) wie Dorgeles Nene aus guter Position knapp vor dem Fünfer (43.). Die vielleicht beste Gelegenheit vereitelte Schmid mit einer Fußabwehr gegen Sucic (36.).

Starke Linzer

Blau-Weiß machte es den Bullen mit gut getimter Abwehrarbeit aber zumindest nicht leicht und konnte mit schnellen Umschaltaktionen einige Nadelstiche setzen. Zu Beginn der zweiten Hälfte hatte Noß nach einem Fehlpass von Innenverteidiger Kamil Piatkowski die Riesenchance auf die Führung am Fuß, verfehlte das lange Eck aber um einen guten Meter (52.). Wenig später wurde der Deutsch-Ire fast zur tragischen Figur, als er erst an Mantl scheiterte (58.) und dann knapp über die Querlatte zielte. (59.).

Die haushohen Favoriten ließen in dieser Phase ihre Souveränität völlig vermissen und fingen sich nach einer neuerlichen Fehlleistung Piatkowskis das 0:1 ein. Der Ball gelangte via Noß zu Ronivaldo, der das Spielgerät gefühlvoll von der Strafraumgrenze ins lange Eck schlenzte. "In solchen Spielen kann man als BW Linz nur gewinnen, der Sieg hier ist historisch und gibt uns großen Schub. Man darf uns nie abschreiben, das hat man immer wieder getan. Wir sind aber immer wieder zurückgekommen", analysierte Linz-Coach Gerald Scheiblehner.

Struber reagierte mit einem Vierertausch, eine echte Gegenoffensive der völlig enttäuschenden Gastgeber ließ aber auf sich warten. Mehr als ein harmloser Versuch Nenes, den Schmid locker bändigte (77.), schaute dabei aber lange nicht heraus. Im Finish verteidigten Schmid bei einem Ratkov-Köpfler (93.) sowie leidenschaftlich verteidigenden Linzer dann erfolgreich die Sensation.