Die Punkteteilung nach dem Abschluss des Grunddurchgangs der Fußball-Bundesliga sorgt seit ihrer Einführung zur Saison 2018/19 für Diskussionen. Die Reform brachte zwar mehr Spannung, aber auch eine gewisse Ungerechtigkeit, die vor allem im Vorjahr offensichtlich wurde – damals stieg die Admira ab, obwohl sie über die ganze Saison gesehen mehr Zähler als Altach geholt hatte. Auch deshalb stehen viele der zwölf Bundesliga-Trainer der Punktehalbierung skeptisch gegenüber.
Kurze und prägnante Formulierungen zu diesem Thema kamen von Hartbergs Markus Schopp ("Sportlich gerecht – nein, sinnvoll aus Publikums- und Mediensicht – ja") und Altachs Klaus Schmidt ("Für die Zuschauer ist es attraktiv, für direkt Beteiligte eine mentale Höchstbelastung"). WAC-Betreuer Manfred Schmid fasste zusammen: "Sportlich gesehen ist es sicherlich nicht fair. Wenn man sieht, was das für Auswirkungen haben kann, muss man das schon hinterfragen. Die andere Sache ist das Marketing, weil es so natürlich spannender und kurzweiliger ist."
Auf diesen Zwiespalt wies praktisch jeder Coach hin, so auch LASK-Betreuer Dietmar Kühbauer. "Für den Zuschauer ergibt sich wohl etwas mehr Spannung. Sportlich gerecht finde ich die Punkteteilung nicht, daraus habe ich nie ein Geheimnis gemacht. Jedes Team fällt um Punkte um, die es sich zuvor erspielt hat. Besonders in der Qualifikationsgruppe kann das einen Klub, der eigentlich schon einen guten Polster hatte, noch in Schwierigkeiten bringen."
Dieser Meinung schloss sich auch Rapid-Trainer Zoran Barisic an. "Die Punkteteilung sorgt für mehr Spannung und frühere Entscheidungsmomente, als sportlich gerecht würde ich sie aber nicht bezeichnen, insbesondere im unteren Play-off, wo es doch auch um Existenzen geht."
Austria Klagenfurts Peter Pacult sprach ebenfalls diesen Aspekt an. "Ich halte es aus sportlicher Sicht nicht für gerecht, wenn Punkte abgezogen werden, die man sich im Grunddurchgang hart erarbeitet hat. Vor allem im Kampf gegen den Abstieg, wenn die Nerven ins Spiel kommen, wirbelt das einiges durcheinander", erklärte der Wiener, ergänzte jedoch: "Es besteht kein Zweifel daran, dass es für die Fans um einiges spannender ist, wenn alle Klubs durch die Halbierung näher zusammenrücken."
Austrias Sportdirektor Manuel Ortlechner findet die Teilung in Meister- und Qualifikationsgruppe "nicht unspannend", hat aber ansonsten seine Probleme mit dem Modus. "Sinnvoll ist die Punkteteilung wohl nur, um die Meisterfrage in Österreich nach hinten zu verzögern – grundsätzlich werden zwei Drittel der Meisterschaft nur zur Hälfte gewertet, was ich als ungerecht empfinde."
"Es hat dem Produkt Bundesliga bisher sehr gutgetan"
Salzburg-Sportchef Christoph Freund outete sich ebenfalls als Befürworter der Liga-Teilung. "Das bringt einen zusätzlichen Spannungsbogen", meinte Freund und wies darauf hin, dass man in der Schweiz interessiert auf das österreichische Modell blicke. "Aber ob die Punkteteilung sein muss, das lasse ich dahingestellt, weil auf allen Ebenen sehr viel auf dem Spiel steht." Der Salzburger betonte, dass sich alle Klubs zum aktuellen Liga-Format bekannt hätten. "Und abgesehen von persönlichen Empfindungen hat es dem Produkt Bundesliga bisher auch sehr gutgetan."
WSG-Tirol-Trainer Thomas Silberberger wählte eine pragmatische Herangehensweise. "Dazu wird es immer zwei Meinungen geben. Die Mannschaften, die von der Punktehalbierung profitieren, werden davon begeistert sein. Und die, die davon nicht profitieren, so wie wir, werden anregen, den Modus zu überdenken. Aber er wurde damals so beschlossen – also werden wir damit leben müssen."
Fehlende Gerechtigkeit
Austria Lustenaus Markus Mader gab sich ob der fehlenden Gerechtigkeit skeptisch ("Wie wäre das, wenn wir den ganzen Monat hart arbeiten müssen, aber dann nur die Hälfte vom Lohn erhalten?"), Ried-Trainer Maximilian Senft hingegen unterstützt das aktuelle Format. "Ich sehe den Profifußball als Teil der Unterhaltungsbranche und gleichzeitig Leistungssport. Dementsprechend finde ich die Punkteteilung sinnvoll bezüglich der Steigerung der Attraktivität und Spannung der Liga", erklärte der Wiener und war damit auf einer Wellenlänge mit Sturm-Graz-Coach Christian Ilzer.
Angesichts des Admira-Schicksals in der Vorsaison sei es zwar schwierig, von "sportlich gerecht" zu sprechen. "Aber wir sind mit dem Fußball heutzutage gewissermaßen in der Unterhaltungsbranche, deswegen hat man sich vor einigen Jahren zu diesem Modus entschieden, um mehr Spannung zu erzeugen, und aus diesem Blickwinkel betrachtet ist dieser Modus natürlich auch sinnvoll", meinte Ilzer.