Marko Arnautovic freue sich auf die bevorstehenden Aufgaben unter Neoteamchef Ralf Rangnick und werde mit vollem Elan bei der Sache sein, kündigte der Wiener am Mittwoch im ÖFB-Camp in Bad Tatzmannsdorf an.
"Wir haben die Entscheidung in der Familie getroffen, dass ich weitermache. Schauen wir einmal, wie lange", sagte Arnautovic. An der Physis sollte es nicht scheitern. "Ich kann noch meine Leistungen bringen und bin mit meinem Körper noch lange nicht am Limit."
Der 33-Jährige hob seine Führungsrolle innerhalb der Mannschaft hervor. "Ich habe immer dieses 'Großer-Bruder-Gefühl', dass ich probiere, dem Team zu helfen." Dass der aktuell 98-fache Internationale in den kommenden Tagen als dritter ÖFB-Spieler die 100er-Marke knacken kann, tangiert ihn nach eigenen Angaben wenig. "Es wird spekuliert, dass ich heiß auf 100 Länderspiele bin, aber das ist nicht so. Mich interessiert nicht, ob ich 100 Länderspiele mache oder 90."
Sein Antrieb sei der Drang, mit dem Nationalteam Erfolg zu haben. "Ich habe noch immer den Reiz dazu. Jetzt ist eine neue Ära, mit einem neuen Trainer, die Philosophie hört sich gut an." Rangnicks Aussage bei seiner Antrittspressekonferenz, Arnautovic müsse sich beeilen, um noch große Erfolge mit der Auswahl zu feiern, quittierte der ÖFB-Star mit einem Schulterzucken. "Dann beeilen wir uns halt."
Die Theorie, wonach er Probleme mit den Pressing-Vorstellungen von Rangnick habe, wischte Arnautovic vom Tisch. "Ich mache das, was der Trainer von mir verlangt. Ich bin keiner, der sagt: 'Halt, stopp, ich mache, was ich will.'" Gleichzeitig betonte der Stürmer: "Arnautovic bleibt immer Arnautovic."
Kein "Red-Bull-Nationalteam"
Er respektiere das von Rangnick kreierte System. Spieler mit Red-Bull-Hintergrund seien für das Nationalteam "eine große Bereicherung. Aber das heißt nicht, dass man das Nationalteam Red-Bull-Nationalteam nennen muss". Außerdem gab Arnautovic zu bedenken: "Es ist nicht nur alles Pressing, es geht auch darum, wie wir mit dem Ball agieren. Wir sind eine Mannschaft, die eher den Ball haben will als hinterherzulaufen."
Durch den Teamchefwechsel ortete Arnautovic bei der ÖFB-Auswahl zusätzliche Motivation. "Immer, wenn ein neuer Trainer kommt, ist jeder konzentriert. Jeder gibt mehr, als er eigentlich geben muss. Das hat der Trainer auch angesprochen, dass man nicht übertreibt, dass man wissen muss, wann man nach vorne geht und presst."
Die Erwartungshaltung vor den ersten Länderspielen unter Rangnick sei groß. "Wir freuen uns darauf und werden dann sehen, was das Ergebnis ist." Weniger freudig nahm Arnautovic die Nichtnominierung seines Freundes Aleksandar Dragovic zur Kenntnis. "Es tut mir schon weh, dass er nicht dabei ist, aber das Leben geht weiter. Er wird sehr vermisst."
"Ich bin nicht der Trainer"
Die Teamkarriere von Arnautovic hingegen könnte noch länger laufen, denn ein Karriereende ist nicht in Sicht. "Ich rede ungern über das Alter – was ist Alter? Wenn ich mit 34 spüre, ich kann nicht mehr, sage ich stopp, aber das wird glaube ich nicht der Fall sein." Er fühle sich gut genug, alle vier anstehenden Nations-League-Partien zu bestreiten. "Doch ich bin nicht der Trainer."
Dennoch kommen die Länderspiele laut Arnautovic nicht gerade zum günstigsten Zeitpunkt. Die Termine seien "brutal", meinte der Angreifer. "Egal ob du 30 oder 50 Spiele gemacht hast, nach jeder Saison ist man vom Kopf her müde. Dann kommst du zum Team und musst vier Spiele machen. Aber alle sind top drauf und motiviert."
Der Goalgetter darf auf eine gelungene Club-Saison zurückblicken, schließlich gelangen ihm 14 Serie-A-Tore für Bologna. "Und vergesst bitte die acht Stangenschüsse nicht", sagte er zu den anwesenden Journalisten. "Ich bin zufrieden, doch wenn ich die Statistiken sehe, wie viel Pech noch dazugekommen ist, hätten es noch mehr sein können." Dank seiner Leistungen bei Bologna soll Arnautovic das Interesse von AC Milan, Inter Mailand und Napoli geweckt haben, zu Transferspekulationen meinte er aber lediglich: "Kein Kommentar."