Jürgen Werner ist zurück in der Fußball-Bundesliga - wenn auch in vorerst inoffizieller Mission. Als Teil jener 17-köpfigen Investorengruppe, die die Wiener Austria in bessere violette Zeiten führen soll, ist der 60-Jährige in nicht unwesentlicher Rolle tätig. Werner ist nicht nur Geldgeber der Violetten, sondern soll auch als sportlicher Wegweiser am Verteilerkreis fungieren. Der Posten als Sport-Vorstand winkt. Aktuell kann Werner aber nur im Hintergrund agieren.
"Ich werde vorerst als Berater auftreten. Ich hoffe, das ich einen positiven Bescheid bekomme und dann kann das Abenteuer beginnen", sagte Werner am späten Montagabend an der Seite der Klubspitze. In einer außerordentlichen Generalversammlung hatte der ehemalige Vizepräsident des LASK zuvor den Mitgliedern des Vereins seine Pläne skizziert. Derzeit befindet er sich jedoch im Disput mit der Liga.Werner wurde im vergangenen Juni wegen Verstößen gegen Liga-Bestimmungen mit einer 18-monatigen Funktionssperre belegt.
Eine offizielle Rolle darf der ehemalige, langjährige Spielervermittler demnach nicht einnehmen. Dabei hat Werner mit der Austria einiges vor. "Wir wollen versuchen, eine Kultur zu schaffen, die die DNA der Austria wiedergibt, die man auf und außerhalb des Spielfelds sehen soll", sagte der Oberösterreicher. Er wolle seine internationalen Kontakte nutzen. Auch bei der Verlängerung mit Sturm-Juwel Muharem Huskovic (18) war Werner offenbar im Hintergrund involviert.
Intensivpatient Austria Wien
Mit Blick auf den neben ihm sitzenden Manuel Ortlechner merkte Werner aber dezidiert an, dass er nicht den "sportlichen Obergscheitl" spielen wolle. Die Chemie mit Austrias Sportdirektor dürfte ohnehin stimmen. Ortlechner war als Spieler einer der Klienten von Werner. Man besitze "in 99 Prozent der Punkte dieselbe Schnittmenge", erklärte dieser.
Mit dem Einstieg der "Viola Investment GmbH-Freunde der Austria" habe man "die Austria aus dem Koma erweckt. Aber sie ist immer noch ein Intensivpatient", merkte Werner mit Blick auf den finanziell schwer angeschlagenen Klub an. Mehr denn je war deshalb in erster Linie seine Rolle als Investor gefragt.
In dieser nahm sich Werner beim Medientermin kein Blatt vor den Mund. Er rechnete vor: 13,5 Millionen Euro würde der Verein in den nächsten zwei Jahren bis Ende 2023 benötigen. Zehn davon sind durch den Verkauf von 40 Prozent der AG-Anteile an die Viola GmbH gedeckt. Weitere 2,5 Millionen Euro sollen jene 9,9 Prozent bringen, die bis zur maximal zulässigen Grenze von 49,9 Prozent noch zu haben sind. Die dann noch fehlende Million muss anderwärtig aufgetrieben werden.
Vier Investorengroppen zeigten Interesse
Vorstand Gerhard Krisch und Präsident Frank Hensel konnten nur zustimmen. Wie Hensel ausführte, sei die GmbH offen für neue Gesellschafter. Es würden schon Gespräche geführt. "Wir versuchen, das relativ zügig umzusetzen", sagte der gebürtige Deutsche. Mehr als 50 Prozent ihrer AG-Anteile kann die Austria laut Liga-Statuten nicht verkaufen. Das Kippen der 50+1-Regelung werde vom Verein auch nicht angestrebt, betonte Hensel. "Das ist Sache der Bundesliga. Wie jeder Verein der ersten und zweiten Liga werden wir uns da nach der Liga richten." Eine solche Neuerung stufte der Austria-Präsident prinzipiell "in weiter Ferne" ein.
Werner soll jedenfalls dafür stehen, dass die Wiener auf dem Spielermarkt ein gutes Händchen beweisen. Die Qualitäten des Ex-Nationalspielers werden geschätzt. Vier Investorengruppen hätten sich für die Austria interessiert, von zweien sei er kontaktiert worden, ob er bei den Wienern sportliche Verantwortung übernehmen will. Schlussendlich, verriet Werner, habe er seine Partner davon überzeugt, mit einer eigenen Gruppe einzusteigen. Ein Punkt sei auch das eigene Ego gewesen. "Ich will es noch einmal beweisen, dass ich es kann", sagte das ehemalige LASK-Mastermind. Zu den Linzern sind die Kontakte nach der Causa um unvereinbare Paralleltätigkeiten ruhend gestellt.
Auch kritische Stimmen
Dass Werner die Austria nicht kennt, darf bestritten werden. Als Aktiver habe ihn der legendäre Klubchef Joschi Walter einst zweimal zu den Violetten lotsen wollen. Ihm sei die Konkurrenz mit Herbert Prohaska und Co. aber zu groß gewesen. Als Spielerberater wurde Werner ein enger Draht zum ehemaligen Austria-Sport-Vorstand Thomas Parits nachgesagt. Auch wenn Werner aufgrund seiner jüngsten Schlagzeilen vom einen oder anderen Mitglied kritisch beäugt wird, so ist seine Expertise nicht ungern gesehen. Von alleine werde es jedoch nicht gehen, betonte er: "Ein Jürgen Werner kann nicht die Hand auflegen und dann ist die Austria wieder die, die sie einmal war. Es wird eine schwere Aufgabe."