Trainerwechsel, Modusänderungen, Abgänge von Schlüsselspielern - Red Bull Salzburg hat sich in den vergangenen Jahren unbeeindruckt gezeigt und auch heuer wieder "geliefert". Leise Hoffnungen der Konkurrenz, der Ligakrösus könnte diesmal schwächeln, haben sich einmal mehr in Luft aufgelöst, der achte Meistertitel en suite legt beredtes Zeugnis von der bleiernen Dominanz der "Bullen" ab. Ein Ende ist auch 2021/22 unter Neo-Coach Matthias Jaissle nicht in Sicht.
Noch führt Jesse Marsch das Ruder. Der US-Amerikaner trotzte mit seiner Truppe auch heuer erfolgreich der Konkurrenz, allen voran Rapid, und schloss sein rot-weiß-rotes Kapitel mit dem zweiten Double im zweiten Jahr ab. Der Lohn: Ein Wechsel im Sommer zu RB Leipzig. Es "flutscht" also weiterhin zwischen den Schwestern-Clubs, erstmals gelang nun einem Chefcoach der Sprung zu den Sachsen. Davor wurden bereits 18 Spieler von Salzburg nach Ostdeutschland transferiert. Als bisher letzter Akteur reihte sich der Ungar Dominik Szoboszlai im vergangenen Winter in die Liste ein.
Wie schon in der Saison davor, als Erling Haaland im Winter von dannen zog, musste Salzburg mit Szoboszlai den Abgang eines Schlüsselspielers verkraften, wieder einmal sollte sich das auf den Ausgang der Meisterschaft nicht auswirken. Auch, weil der 20-jährige Szoboszlai-Ersatz Brenden Aaronson keinerlei Anpassungsprobleme zeigte, marschierte man fast mühelos durchs Frühjahr. Als hätte es noch eines Beweises für das bestens geölte Werkl der Salzburger bedurft. Üppige Finanzen, ein international bekannter Name und ein dicht gesponnenes Scouting-Netz sorgen dafür, dass sich um die nationale Dominanz niemand sorgen muss.
Natürlich wird Salzburg vor Beginn der Saison 2021/22 wieder von Fragezeichen begleitet sein. Ein möglicher Abschied des präsumtiven BL-Torschützenkönigs Patson Daka und der Wechsel an der Seitenlinie sind Grund genug. Ist der 33-jährige Marsch-Nachfolger Jaissle auf Profi-Niveau doch ein bisher unbeschriebenes Blatt. Die Zweifel am Liefering-Erfolgscoach dürften angesichts seiner "Red-Bull-DNA" und der vielen richtigen Club-Personalentscheidungen der vergangenen Jahre eher leise sein.
Klar ist, dass Jaissle schon im Sommer unter Druck steht. Denn nach zwei Champions-League-Teilnahmen in Folge wäre ein Scheitern im Quali-Play-off, in dem der Ligakrösus noch dazu gesetzt ist, alles andere als optimal. CL-Einnahmen von rund 35 Mio. Euro - wie in den jüngsten zwei Saisonen - würden den finanziellen Spielraum weit halten. Gleiches gilt für die Transfereinnahmen. Die fielen 2020/21 mit kolportierten ca. 30 Mio. ansehnlich aus, wenngleich sie nicht an die beiden Saison davor (2019/20 ca. 120 Mio. und 2018/19 ca. 60 Mio.) heranreichten.
Ein großer personeller Umbau steht bei den "Bullen" jedenfalls nicht ins Haus. Auch wenn Daka, der Marsch zu Leipzig folgen könnte, und ein, zwei andere Akteure wie etwa Stürmer Mergim Berisha oder Enock Mwepu den Hut nehmen sollten, steht Nachschub bereit. Der hochveranlagte Offensivmann Karim Adeyemi könnte den endgültigen Durchbruch schaffen, die lange dopinggesperrten Sekou Koita (Sturm) und Mohamed Camara (Mittelfeld) werden sich nahtlos einfügen.
Mit dem polnischen Innenverteidiger Kamil Piatkowski (21) hat Salzburg bisher nur einen echten Neuzugang vermeldet. Nötig scheint das auch nicht unbedingt. Ganz abgesehen davon, dass die Verantwortlichen um Sportdirektor Christoph Freund aus einer wahren Armada von verliehenen Spielern wie Jerome Onguene, Masaya Okugawa oder Junior Adamu wählen können. Mit Youngsters wie Benjamin Sesko (17), David Affengruber (20), Luka Sucic (18) oder Nicolas Seiwald (20) stehen schon die nächsten hoffnungsvollen Talente in den Startlöchern.