Corona lässt zumindest den professionellen Fußball gemäß den nationalen und internationalen Anordnungen zwar gerade noch geschehen, aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Unter den gegenwärtigen meteorologischen Bedingungen allerdings wird das Publikumsverbot wohl kaum jemand schmerzen, denn der Besuch eines Bundesliga-Spiels würde eher einer Strafexpedition gleichkommen als einem vergnüglichen Ausflug. Denn überraschend ist das Alpenland Österreich mitten im Winter von einer Kältewelle heimgesucht worden.
Während es sich also der Zuschauer zu Hause vor dem TV-Sender seiner Wahl gemütlich machen kann, müssen die Kicker in den eiskalten, leeren Stadien frieren. An diesem Wochenende werden die heimischen Profis vor eine besonders harte Probe gestellt. Zwar sind nicht ganz jene für das osttirolerische St. Jakob prognostizierten minus 25 Grad zu befürchten, aber die Marke von zehn Grad unter null könnte da und dort unterschritten werden, etwa in Innsbruck, wo am Samstag die Meister aus Salzburg gastieren.
Die Spielflächen können dann dank der vorgeschriebenen Rasenheizungen wohl allerorts beackert werden, aber aus der eisigen und mitunter noch von heftigem Wind unterstützten Luft gibt es kein Entkommen. Die gefühlte Temperatur liegt dann weit jenseits des kritischen Bereichs und körperliche Höchstleistungen sind bei solchen Bedingungen ganz und gar nicht frei von Risiken.
Der Fußball ist grundsätzlich als Sommersport konzipiert, doch inzwischen auch in klimatisch bedenklichen Zonen zur Ganzjahresbeschäftigung ausgeartet. Das reizt aus ärztlicher Sicht zur Kritik. "Fußballspielen ab minus fünf Grad ist vollkommener Blödsinn", urteilt der Allgemein- und Sportmediziner Robert Schmidhofer. Weil die Berufskleidung naturgemäß anders gestaltet ist als etwa jene von Langläufern, hat der Kick so seine Tücken. "Je kälter es ist, desto größer ist auch die Verletzungsgefahr", meint Schmidhofer.
Belastung für die Lunge
Einer außergewöhnlichen Belastung wird bei extremer Kälte die Lunge ausgesetzt. "Ab minus 10 Grad wird es problematisch", erklärt der Klagenfurter Lungenfacharzt Othmar Haas. Es kommt zu Obstruktionen in den Bronchien, das heißt, diese verengen sich. Kurz gesagt, das Atmen fällt schwerer, der Sportler leidet unter asthmatischen Zuständen. Diese Beeinträchtigungen der Leistungen können individuell vollkommen unterschiedlich ausfallen. "Von Chancengleichheit ist da wohl nicht mehr zu sprechen", sagt Haas, ganz abgesehen von den gesundheitlichen Folgeerscheinungen.
Ab minus 15 Grad wäre bei Haas Endstation. Dies ist übrigens exakt der Grenzwert in der heimischen Bundesliga. Allerdings bedeutet das nicht automatisch ein Spielverbot. In diesem Fall werden die Teams, möglichst unter Einbeziehung der Mannschaftsärzte, befragt, ehe die Entscheidung über Austragung oder Absage fällt.
Spezielle Vorbereitungen für den zu erwartenden Kälteauftritt werden etwa bei Sturm (am Sonntag gegen den LASK) laut Trainer Christian Ilzer nicht getroffen. Ein Frostspiel gab es in diesem Winter bereits, nämlich den Nachtrag zwischen den Grazern und dem WAC. "Einige Spieler haben beim Einatmen schon etwas gespürt", sagte Ilzer.
Sein WAC-Kollege Ferdinand Feldhofer ist Härteres gewohnt. "Die Kälte ist bei uns jetzt nicht wirklich ein Thema. Wir müssen damit umgehen. Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen: ich habe einmal selbst in Russland bei -25 Grad gespielt, das ist wirklich alles, außer angenehm."