Das wirtschaftliche Modell des SV Mattersburg "hat funktioniert". Das sagt Rudolf Novotny, der als Vertreter der Profi-Gewerkschaft VdF im für Lizenzfragen zuständigen Senat 5 sitzt. "Man kann jetzt im Nachhinein das Haar in der Suppe suchen, aber es hat noch nie eins geben", sagte er der APA. Der Senat 5 muss die Entscheidung treffen, ob der SVM in der ersten Liga bleibt.
Bis zum nächsten Donnerstag muss der Zehnte der abgelaufenen Saison alle für die Lizenz erforderlichen Unterlagen vorlegen, sonst droht der De-facto-Ausschluss aus dem Profifußball. "Normalerweise geht das Lizenzierungsverfahren von Dezember bis März, jetzt habe ich das Ganze in zehn Tagen", konstatierte Novotny. Der Termin vor dem Saisonstart biete zugleich aber die Chance, für echte Planungssicherheit zu sorgen. "Wenn das im Dezember passiert, dann kannst du dir als Bundesliga eigentlich nur die Daumen drücken. Da kannst du nicht mehr reagieren."
"Mattersburg hat nie ein Lizenzproblem gehabt"
Vor dem Bekanntwerden der Malversationen in der Mattersburger Commerzialbank, deren Chef Martin Pucher auch Klub-Präsident war, sei der Verein in Sachen Lizenz immer ein Musterschüler gewesen. "Mattersburg hat nie ein Lizenzproblem gehabt", verwies Novotny auf die Geschichte. Mit einem kurzen Intermezzo spielt der SVM seit 2003 in der Bundesliga. Seit damals sei "nie ein Liquiditätsproblem aufgetaucht. Wenn man sich auch unsere Umfragen unter den Spieler zur Pünktlichkeit der Gehaltsauszahlungen anschaut, sieht man, die haben dem Klub immer Bestnoten gegeben", führte der promovierte Betriebswirt aus.
Verdacht auf Gaunereien im Zusammenhang mit der Commerzialbank, die jahrelang als Sponsor einen gewichtigen Teil des Klub-Budgets stemmte, sei nie aufgekommen. Auch die Frage, ob Sponsorverträge möglicherweise fingiert sein könnten, sei im Senat 5 nie aufgetaucht. Das für die Lizenzierung zuständige Gremium müsse sich diesbezüglich auf einen Wirtschaftsprüfer verlassen, der vom Verein bestellt wird. "Wenn die Erfahrung zeigt, die machen das ordentlich, dann wirst du keine Zweifel haben."
Novotny weist Kritik am Senat 5 zurück
Kritik am Senat 5 und am Prozedere der Bundesliga wies Novotny zurück. "Das ist schon ein Prüfverfahren mit Qualität. Wenn dich einer täuscht und kriminelle Energie da ist, dann wird es der auch schaffen, dich zu täuschen. Aber wenn wesentlich strengere Prüforgane versagen, dann kann man nicht vom Lizenzentscheidungsorgan verlangen, du hättest es entdecken müssen."
Der Senat 5 sei "Erfüllungsgehilfe der Liga. Du arbeitest für die Klubs, für die Spieler, für die Liga, damit du einen fairen Wettbewerb hast", meinte der VdF-Geschäftsführer. Die Sorgen der Bundesliga seien längerfristig zu sehen, das müsse man verstehen. "Die wollen Klarheit haben, wie schaut es in einem dreiviertel Jahr aus."
Die Frage nach dem "Worst-Case-Szenario"
Novotny und seine Kollegen unter dem Vorsitz von Thomas Hofer-Zeni müssten in der Causa Mattersburg dementsprechend fragen, "was ist das Worst-Case-Szenario". So müsse etwa einbezogen werden, dass der Insolvenzverwalter der Commerzialbank zu einem späteren Zeitpunkt Forderungen an den Verein stellt. Diese wären dann in der Bilanz rückzustellen.
Und falls Mattersburg bis zum 6. August einen gut betuchten Investor an Land zieht, könne sich die Öffentlichkeit darauf verlassen, dass man mehr als genau hinschauen werde. "Genau ist unter den jetzigen Voraussetzungen zu wenig. Wenn das nicht gut geht, liegt die Verantwortung bei der Liga. Dann schade ich Wattens und allen anderen Klubs", betonte Nowotny. "Dann müssten schon geprüfte Pläne und konkrete Informationen über Finanzmittel vorliegen."