Es wird intensiv gearbeitet, verhandelt und um Entscheidungen gerungen. Das ist nachvollziehbar, denn die heimische Fußball-Bundesliga hat mitten in der verspäteten Sommerpause, und noch ehe die Klubs ihre Vorbereitung für die nächste Saison in Angriff nehmen, ein äußerst heikles Problem zu bewältigen. Die große Frage lautet: Kann der SV Mattersburg nach dem Wegfall der von einem Mega-Skandal erschütterten Commerzialbank weiter erstklassig bleiben?
Offenbar sieht die Lage für die Burgenländer nicht mehr so schlecht aus, wie es zu Beginn dieser Woche noch den Anschein hatte. Die nunmehrigen Hauptverantwortlichen im Verein waren die gesamte Woche über emsig darum bemüht, neue Geldgeber aufzutreiben. Schließlich hatte der Senat 5 den gestrigen Freitag als Frist festgelegt, Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer eine rechtsverbindliche Erklärung vom so plötzlich in Not geratenen Klub eingefordert.
Es geht um nicht weniger als die Lizenz zum Spielen, denn der SV Mattersburg war gezwungen, praktisch über Nacht ein neues Budget aufzustellen. Ganz erfolglos dürften die Bemühungen wohl nicht verlaufen sein, denn tatsächlich wurden am Freitagabend, wie aus Bundesliga-Kreisen zu erfahren war, Unterlagen beim zuständigen Gremium eingereicht, womit die Hoffnung der Burgenländer auf eine Fortführung des Spielbetriebs in der höchsten Liga neue Nahrung erhielt.
Gibt es den Durchbruch?
Ob die übergebenen Dokumente für einen entscheidenden Durchbruch ausreichen, wird sich nach eingehender Prüfung weisen. Die Liga braucht auf jeden Fall Klarheit, schließlich wäre gemäß den derzeitigen Bestimmungen die eigentlich abgestiegene WSG Tirol berechtigt, erstklassig zu bleiben, sollte Mattersburg zum Zwangsabstieg verurteilt werden. Doch der bedrohte Verein lässt nichts unversucht, um nach dem Abgang ihres Langzeitpräsidenten Martin Pucher, gegen den u. a. wegen Untreue ermittelt wird, für den Fortbestand in der höchsten Liga zu sorgen.
Unterdessen hat sich Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil in der Causa Mattersburg neuerlich zu Wort gemeldet und gemeint, dass im Bilanzskandal um die Commerzialbank die Klubfunktionäre am Zug seien, die wirtschaftliche Situation zu erklären, was offenbar nun auch erfolgt ist. Das Land habe jedenfalls „kein Interesse“, einen Bundesligaverein zu führen.
Ex-Kapitän sprang ein
Nach dem Auffliegen des Bilanzskandals bei der Commerzialbank und der damit verbundenen Sperre aller Konten war Ex-Bank- und Klubchef Martin Pucher sofort zurückgetreten. Auch der laut dessen Anwalt mit dem Geldinstitut in keinerlei Verbindung stehende Vizepräsident Richard Woschitz warf daraufhin relativ rasch das Handtuch. Seit Wochenbeginn war der nach Saisonende als Spieler verabschiedete langjährige Ex-Kapitän Nedeljko Malic als Helfer in der Not eifrig um Sponsorensuche bemüht.
Der Commerzialbank Mattersburg bzw. deren Ex-Chef Pucher wird vorgeworfen, Bankbilanzen mit fingierten Krediten und Einlagen in enormem Umfang aufgeblasen haben. Unter anderem wurden Guthaben bzw. Kontostände bei anderen Banken verbucht, die dort zumindest so aber nicht existiert haben. Außerdem sollen Kredite an Unternehmen später als Sponsoring an den Fußballklub gegangen sein.
Sollten es die Mattersburger Fußballverantwortlichen nun also doch noch schaffen, sich aus dem Schlamassel herauszuziehen, hätte die WSG Tirol die gewünschte Planungssicherheit, freilich für die 2. Liga.