Bis Freitag muss der Fußball-Bundesligist beim Lizenzausschuss der Liga seine finanzielle Situation melden. Nach dem Rückzug von Ex-Bankenchef und Vereinsboss Martin Pucher herrscht jedoch ein Führungsvakuum.
Von der von Pucher anvisierten "geordneten Übergabe" ist nichts zu sehen. Für den Präsidenten des Burgenländischen Fußballverbands, Gerhart Milletich, ist die Lage bedrohlich. Es sei "unrealistisch", dass der SVM auch künftig in der Bundesliga zu sehen sein wird, sagte Milletich am Montagnachmittag zur APA. "Das entspricht meiner Einschätzung. Weil niemand da ist, der handlungsfähig ist", sagte der Verbandschef. Am Sonntag hatte nach Pucher auch Vereins-Vizepräsident Richard Woschitz sein Amt zurückgelegt. Er habe keine validen Informationen über den Zustand des Vereins, merkte sein Anwalt an.
Es kursieren Gerüchte, wonach der SV Mattersburg den Spielern noch Gehälter schuldig ist, die bis 30. Juni zu zahlen gewesen wären. Vonseiten des Vereins herrscht nach wie vor Funkstille. Laut Trainer Franz Ponweiser versuchen die übrigen Vorstandsmitglieder des Clubs, das Budgetloch zu füllen. "Jeder versucht, seine Kontakte spielen zu lassen", sagte Ponweiser am Freitag. Viele Kleinsponsoren sind selbst wirtschaftlich eng mit der Commerzialbank verbunden und auch die Club-Konten werden bei der behördlich geschlossenen Bank vermutet.
Die burgenländische Polizei erhöhte inzwischen ihre Präsenz im Bezirk Mattersburg. Die Wohnorte betroffener Personen sowie die Bankfilialen selbst würden derzeit verstärkt überwacht, teilte die Landespolizeidirektion am Montag auf APA-Anfrage mit. Der "Kurier" berichtete am Sonntag, dass Martin Pucher unter Polizeischutz stehe. Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) kritisierte am Montag indes, warum über Pucher und einen zweiten Verdächtigen noch keine Untersuchungshaft verhängt wurde.
Beim SV Mattersburg stellt sich zunehmend die Liquiditätsfrage. Im Fall eines Konkursantrags muss der Verein aus der Bundesliga absteigen. Für Milletich ein Szenario, das durchaus eintreffen kann. Doskozil erklärte bei einer Pressekonferenz, dass sich das Land nicht engagieren könne, um "mit Steuermitteln einen Fußballverein zu führen".
Gerettet werden soll auf jeden Fall die in Mattersburg stehende Fußball-Akademie. An der Nachwuchsschmiede hält der Verein 35 Prozent der Anteile. "Es sind rund 100 Kinder und Jugendliche betroffen. Wir wissen derzeit nicht, wie es im Herbst weitergehen wird", sagte BFV-Präsident Milletich. Landeshauptmann Doskozil hat bereits angemerkt, dass die Akademie gerettet und als neues Landessportzentrum für das Nordburgenland erhalten bleiben könnte. Darum bemühe man sich intensiv.