Es war dem Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler anzusehen, dass es guttat, endlich auch Positives verkünden zu dürfen. Und wie: Die Kugel rollt wieder. In 14 Tagen schaffte man es nämlich, die Kurve zu kriegen – der Fußball wird nun definitiv zum Leben erwachen. Denn der Beamtenschaft aus dem Gesundheits- und Sportministerium sowie der Fußball-Bundesliga und dem Österreichischen Fußballbund gelang es, gemeinsam ein Regelwerk zu etablieren, das es der Bundesliga ermöglicht, die Meisterschaft zu beenden.
Das soll nun schon ab 29. Mai (mit dem Finale des Cups) und vier Tage darauf mit der nächsten Runde der Meisterschaft beginnen – bereits am Freitag erfolgt der Start ins Mannschaftstraining; aber genau werden das die Klubs heute in ihrer Sitzung besprechen und wohl auch beschließen. Möglich machte dies ein Schwenk der Regierung in der Frage, wie nach einem positiven Fall zu reagieren ist – und ein „Präventivkonzept“ der Liga, das dank der begleitenden medizinischen Überwachung eine eventuelle Covid-Ausbreitung unterbinden soll.
Keine Privilegien für den Fußball
Kernpunkt der Idee: Der Fußball bekommt keine „Privilegien“ oder gar eine Sonderstellung, es wird keine „Lex Bundesliga“ geben, wie es ÖFB-Präsident Leo Windtner formulierte. Sondern: Der Fußball wird zum „Modellversuch“, wie es Gesundheitsminister Rudolf Anschober ausdrückte. „Er ist Pilot und Modell, wo wir uns ansehen, wie gut das funktionieren kann. Wir definieren auch eine wissenschaftliche Begleitung, der Start der Liga soll ein Lernprozess sein – mit Ergebnissen, die auch für andere Mannschaftssportarten gelten sollen.“ Und der Profisport ist nur der Anfang: „Die Erfahrungen gelten dann auch im Amateurbereich.“ Dieser erfährt nun auch mit der neuen Verordnung am 15. Mai – im üblichen zweiwöchigen Rhythmus – eine Erleichterung: Denn Sportstätten sind ab sofort nicht mehr gesperrt – unter Einhaltung eines Zwei-Meter-Abstands darf man wieder trainieren; der ÖFB nahm das zum Anlass, noch am Dienstag Empfehlungen an alle Vereine auszusenden, wie vor allem, was man ab Freitag auch im Amateur- und Kinderbereich trainieren darf.
Schlüsselrolle für Mannschaftsärzte
Die Bundesliga ist da schon einen Schritt weiter – und weist den Mannschaftsärzten eine Schlüsselrolle zu: Diese müssen vor dem ersten Mannschaftstraining testen, danach die Mannschaft dauerhaft begleiten, sie befragen und den Status auch dokumentieren. So wurde auch die Grundlage geschaffen, dass sich im Fall einer Erkrankung nicht die gesamte Mannschaft, sondern nur der Erkrankte selbst in Quarantäne begeben muss. „Wir schaffen mit diesem Konzept einen Schirm rund um eine abgegrenzte Personengruppe und liefern Daten, die auch für die Allgemeinheit nützlich sein können, denn es gibt eine dauerhafte, begleitende Anamnese aller Beteiligten“, erklärte Liga-Vorstand Christian Ebenbauer. Klar ist aber allen: Mit dieser Vorgangsweise wird allen Klubs viel Verantwortung übertragen. „Vorsorge und Eigenverantwortung stehen im Mittelpunkt! Jeder ist verantwortlich, dass das gelingt“, meinte Anschober.
Dieser Tatsache sind sich auch die Klubs durchaus bewusst; bei aller Freude, die quer durch die Liga zu vernehmen war. „Die Verantwortung, die nun speziell auf die Spieler zukommen wird, werden sie ohne Probleme meistern, davon bin ich überzeugt“, meinte etwa WAC-Trainer Ferdinand Feldhofer.
Und auch Hartbergs Tormann Rene Swete sagte: „Die Freude darüber ist groß, dass die Saison fertig gespielt werden kann. Aber wir sind uns auch alle bewusst, dass wir eine große Verantwortung tragen.“ Offen bleibt, wann Zuschauer kommen dürfen. Anschober: „Das kann keiner sagen. Aber Anfang April hätten wir nicht gedacht, dass jetzt Fußball möglich ist.“
Michael Schuen