Österreichs Fußball-Bundesliga macht ab Montag durch die Möglichkeit von Kleingruppentrainings trotz der Coronavirus-Pandemie einen ersten Schritt auf dem Weg zur Saisonfortsetzung. Geht es nach Salzburg-Trainer Jesse Marsch, so wird der Meister auf dem Platz gekürt. "Ich bin positiv und rechne zu 100 Prozent damit, dass die Saison fertig gespielt werden kann", sagte der USA-Amerikaner am Sonntag.
Seine Mannschaft startet drei Punkte hinter dem LASK in die Meistergruppe, in der für alle sechs Teams zehn Partien anstehen. "Natürlich wollen wir Meister sein, genauso wie der LASK oder auch Rapid, aber wichtiger ist jetzt Menschlichkeit und Zusammenhalt. Wir wollen durch die Spiele wieder ein bisschen den Weg in Richtung normales Leben finden", gab Marsch in der ORF-Sendung "Sport am Sonntag" Einblick.
Erstes Highlight der "Bullen" wäre das Cup-Finale gegen Zweitligist Austria Lustenau, das im besten Fall bereits Mitte Mai noch vor den Bundesliga-Partien stattfinden soll. Viel Zeit bleibt den beiden Teams da in der Vorbereitung nicht. "Es ist nicht einfach mit so einer kurzen Vorbereitung, aber ich glaube schon, dass die Zeit reicht", meinte der 46-Jährige.
Kühbauer: "Sind nur Passagier"
Rekordmeister Rapid ist einer der vielen Vereine, die etwas mehr Zeit haben. Zufriedenstellend ist das für Dietmar Kühbauer aber keinesfalls. "Die Zeit ist definitiv zu kurz, aber wir sind bei der Geschichte nur Passagier. Alle müssen mit den selben Regeln spielen, ob es die besten sind, wird sich zeigen", gab der Rapid-Coach preis. Laut ihm benötige man zwei bis vier Wochen Mannschaftstraining als Vorbereitung garantiert und laut einer Studie gar bis zu sechs Wochen.
Die wird es wohl nicht geben. Dadurch steigt auch das Verletzungsrisiko der Spieler. Deshalb hofft Kühbauer nicht auf ein Durchpeitschen der Saison mit ständigen englischen Runden bis Ende Juni. "Ich glaube schon, dass man die Saison ein bisschen verlängern sollte. Denn jetzt es durchzuziehen und dann vielleicht große Kaderprobleme für nächste Saison wegen Verletzungen zu haben, wäre ein Wahnsinn. Es wäre besser, wenn man auf die Spieler auch ein bisschen schaut", verlautete der Burgenländer.
Die dürfen theoretisch ab Montag erstmals wieder in ihren gewohnten Trainingsstätten mit dem Ball üben, beschränkt ist das Training aber auf Sechsergruppen. "Es ist nicht so einfach. Wir werden viel mit Passformen und Torabschluss machen. In dieser Zeit ist es wichtig, technisch mit dem Ball zu arbeiten, aber auch eine gute Fitness zu finden für den Start der Meisterschaft", gab Marsch Einblick. Die Trainingsinhalte werden in den ersten Tagen auch gar nicht das Wichtigste sein. "Die Jungs sind einfach sehr glücklich, dass sie wieder zusammen Zeit verbringen und wieder Fußball spielen können", so Marsch. Das konnte auch Kühbauer nur unterstreichen. "Es ist für die Spieler eine ganz gute Geschichte und der Beginn einer Rückkehr zum Alltag, auch wenn es nicht der Alltag ist, den wir gerne hätten", erläuterte der 49-Jährige.
Seine Elf wird am Dienstag mit dem Training starten. Kapitän Stefan Schwab und Co. bekommen nach den Einheiten trockenes Gewand und müssen sofort wieder das Stadion verlassen. An die Regelungen der Regierung will man sich genauestens halten. "Wir müssen in jeder Situation aufpassen und viel Respekt zeigen für die Maßnahmen der Regierung", sagte Marsch stellvertretend für alle Liga-Coaches.
Test auch bei der WSG Tirol
Er und seine Spieler wurden bereits auf die Lungenkrankheit Covid-19 getestet. Solche Tests führt etwa auch WSG Tirol durch. Trainer Thomas Silberberger wird seine Kicker erstmals am Donnerstag oder Freitag auf dem Platz sehen. Dem Saisonfinish blickt er gelassen entgegen. "Grundsätzlich habe ich keine Angst, ob es einen Absteiger gibt oder nicht, da wir im Frühjahr gut performt haben", meinte der Tiroler. Zugutekommen könnte seinem Team, dass man es gewohnt ist, vor wenigen Zuschauern zu spielen. "Bei unserem letzten Heimspiel waren 1.000 Zuschauer, das war nahe dran an einem Geisterspiel", erinnerte der WSG-Coach.
Um die Tristesse in solchen Fällen zu bekämpfen, werden dieser Tage in Stadien in Deutschland Pappfiguren mit Fotos von Fans auf den Rängen montiert. "Es ist eine lustige Geschichte, als Marketingaktion in Ordnung, aber es kann die Emotion nie ersetzen, Stimmung nicht bringen", sagte Kühbauer. Offen ist noch, wie viele Personen am Ende tatsächlich im Stadion sein werden bzw. auch wie viele davon zuvor getestet werden müssen. Für Silberberger eine spannende Frage. Laut ihm wäre es nur nötig, die Teams samt "Staff" und die Schiedsrichter zu testen. Damit würde wieder wichtiges Geld eingespart werden.