Alles Gute zum heutigen halbrunden Geburtstag. Wie geht es Ihnen? Wo leben Sie?
Gustl Starek:
Sie erreichen mich gerade auf meinem Zweitwohnsitz in Südspanien, in Marbella. Wir  überwintern hier gerne, das Golfen ist meine große Leidenschaft. Ich bin gesund, mir geht es wie einem jungen Hund, ich kann wirklich nicht klagen! Die zweite Jännerhälfte haben wir auf Mauritius verbracht, natürlich mit Golfeinheiten. Mein Hauptwohnsitz ist aber Wien-Döbling.

Die zweite Augusthälfte 1990 war für den damaligen Sturm-Trainer Gustl Starek eine spannende Zeit ...
Starek: Ja, wir waren nach dem 6:1-Sieg gegen DSV Alpine kurz Tabellenführer und fuhren voller Hoffnung in die Südstadt. Ernst Ogris begeht ein schweres Foul an unserem Verteidiger Walter Kogler und schlägt ihm die Lippe durch. Der Schiedsrichter sieht nichts, zeigt keine Reaktion. Ich habe dann die Austauschtafel wie eine Frisbee-Scheibe gegen den Linienrichter geschossen, der sofort gewachelt hat. Der Schiri hat mich des Feldes verwiesen. Die Verantwortlichen von Sturm Graz (Hugo Egger, Charly Temmel, Kjeld Seneca, Anm.) haben mich sanktioniert, ich habe den blauen Brief erhalten. Innerhalb von drei Stunden habe ich alles zusammengepackt, das Auto war voll und ich fuhr nach Wien. Nach zwei Tagen war ich aber wieder zurück: Die Mannschaft unter der Führung von Otto Konrad hatte das Training verweigert und so meine Rückkehr erzwungen.

Auch Ihr zweites Trainer-Engagement beim GAK im Spätsommer 1996 begann nicht alltäglich.
Starek: Ja, Peter Svetits hat mich kontaktiert, mit der Bitte, kurzfristig für Ljubko Petrovic einzuspringen. Der Serbe hatte in der Halbzeitpause bei einem UEFA-Cup-Spiel in Belgien seinem Landsmann Boban Dmitrovic eine richtige Watschn verpasst, wegen seines schlampigen Spiels. Ich habe diese Herausforderung sehr gerne angenommen, wir haben Germinal Ekeren nach dem 1:3 auswärts zu Hause 2:0 besiegt und trafen dann auf Inter Mailand. Das Ausscheiden war eine Riesenenttäuschung für mich, ein Aufstieg hätte mir auch in meiner Karriere als Trainer geholfen. Nach einem 0:1 in Mailand hatten wir im Rückspiel in Kapfenberg knapp vor Schluss die ganz große Chance auf das entscheidende 2:0, als der Schweizer Ciriaco Sforza auf der Linie rettete und wir dann das Elfmeterschießen verloren haben.

Die Legende besagt, dass Sie einmal bei einem Spiel in der Gruabn Ihre Hose herunter gelassen haben. Stimmt das wirklich?
Starek:
Ich habe niemals am Sturmplatz meinen Allerwertesten hergezeigt. Angeblich habe ich das überall in Österreich gemacht. Das ist ein Märchen, ich habe bloß einmal in Innsbruck eine halbe Arschbacke gezeigt. Nach meiner schweren Kreuzbandverletzung wurde ich im Sommer 1970 von Bayern München an Rapid verliehen, wir gastierten in Innsbruck, es war das Spiel der zwei Erstplatzierten. Bald nach Spielbeginn hat mich Heinz Binder provoziert und gewürgt. Für ihn gab es keine Sanktionen, ich wurde vom Schiri ausgeschlossen. Dabei hatte ich  mich bloß von Binders Würgegriff befreit. Statt in die Kabine zu gehen, habe ich mich frustriert auf die Bank gesetzt, im Wissen, die eigene Mannschaft geschädigt zu haben. Ich  wurde von den Zuschauern hinter mir beschimpft und um sie zu beruhigen, habe ich ihnen meinen halben Hintern gezeigt und auf die Arschbacke geklopft. Die Anfeindungen wurden schlimmer und ich habe meine Geste wiederholt. Dann ist die Polizei gekommen, die geschulten Offiziere haben mich aber weder gehalten noch gerissen und deeskalierend eingegriffen. Ich habe mich ein bisserl aufgeführt wie ein Irrer und wurde für zehn Spiele gesperrt.

Es gibt eine Anekdote, die Herbert Prohaska gerne über Sie erzählt und bei der auch Mandi Steiner heute noch schmunzeln muss.
Starek:
Das war beim Länderspiel gegen Ungarn in Budapest, als wir im Rückstand waren und Teamchef Leopold Stastny einen Austausch ankündigte. Ich rechnete fix damit, ins Spiel zu kommen und habe meinen Trainingsanzug ausgezogen und  mich fertig gemacht. Stastny zeigte dann auf Steiner und hat einen Defensivspieler eingetauscht. Und ich habe mich wieder auf die Bank gesetzt! (Anm.: Die 1:2-Niederlage vom 24. September 1975 war auch das Ende der Ära Stastny.)

Bleibt neben dem Golfen noch Zeit für den Fußball?
Starek:
Ich habe hier in Spanien alle Sender, insbesondere die Spiele in Österreich, Deutschland und England interessieren mich sehr. Ich würde so gerne noch spielen, mit weniger Undiszipliniertheiten hätte ich viel mehr erreicht. Ich hatte nicht die Gabe, zu verlieren. Rückblickend kann ich nur feststellen, dass ich in Graz als Trainer eine wunderschöne und auch erfolgreiche Zeit erlebt habe.