Die Transferzeit ist abgelaufen und damit hat die turbulenteste Phase des Fußballwinters ein Ende gefunden. Ob es ein glückliches ist, wird sich für so manchen Verein erst herausstellen. Doch die soeben ausgeklungene Periode ist es durchaus wert, einer kritischen Prüfung unterzogen zu werden.
Das betrifft nicht in erster Linie die absurden Ablösesummen, deren unbegreifliche Höhen trotz permanenten jahrelangen Beschusses mit der Gefahr des Gewöhnungseffektes jedoch niemals den Status der Normalität erreichen dürfen. Es geht hier vor allem um die Art und Weise des Menschenschachers, zum Beispiel die allseits beliebte Praxis der Leihverträge.
Spielerische Leichtigkeit
Red Bull Salzburg hat die Gesetze des globalen Fußballmarktes mittlerweile fest im Griff. Aber während der österreichische Serienmeister auf internationaler Ebene auch einmal ein bisschen durch die Finger schaut, wie das Beispiel Erling Haaland mit der auf 20 Millionen Euro begrenzten Ausstiegsklausel zeigte, agieren die Salzburger am heimischen Sektor mit ähnlich spielerischer Leichtigkeit wie bei ihrer Darstellungskunst auf dem grünen Rasen.
Die Klubs aus Restösterreich haben keine Chance, den Salzburgern im Finanzsektor Paroli zu bieten. Spieler, die der Meister in seinen Reihen hat, sind für die Bundesliga-Konkurrenz unerschwinglich, also werden sie ge- bzw. verliehen. Die Beteiligten sprechen in diesem Zusammenhang gerne von einer Win-win-Situation. Die Mitbewerber steigern ihre spielerische Qualität, gleichzeitig kommen Akteure, die in Salzburg kein Einserleiberl hätten, zu Spielpraxis.
In dieser Transferperiode wurden einige Leihverträge beendet. Salzburg holte zum Beispiel Mergim Berisha aus Altach und Anderson Niangbo vom WAC zurück. Dies war aus Sicht der Salzburger nach den Abgängen von Erling Haaland und Takumi Minamino durchaus nachzuvollziehen. Dass Niangbo ein paar Tage später nach Belgien verkauft wurde, hinterlässt jedoch einen sehr schalen Beigeschmack.
ÖFB ist gefordert
Die grundsätzliche Problematik bei solchen Vorgehensweisen besteht in der Möglichkeit, Leihverträge auch nach halber Laufzeit, also während der Saison zu beenden, sofern dies im Kontrakt festgelegt wird. Den kleineren Vereinen bleibt gar nichts übrig, einem solchen Passus zuzustimmen. Sonst würden sie den Spieler wohl gar nicht bekommen.
Doch die Konkurrenz gerät auf diese Weise in eine äußerst unliebsame Abhängigkeit. Weitergedacht, mündet solche Praxis in eine Wettbewerbsverzerrung. Der Gegner profitiert zunächst, um sodann wieder geschwächt zu werden. Er wird zum Spielball des Großklubs. Für Salzburg hat sich diese Praxis in den vergangenen Jahren natürlich bewährt und auch zu einem lukrativen Geschäftsfeld entwickelt. Denn der Wert der verliehenen Spieler vervielfachte sich auf diese Art und Weise. Meistens ging die Rechnung auf.
In den Bestimmungen des ÖFB ist als Mindestdauer eine "Saison" festgelegt. Doch das bezieht sich entweder auf den Herbst oder das Frühjahr. Der Fußballbund sollte regulierend eingreifen und festlegen, dass Leihverträge mindestens eine gesamte Spielzeit (Spieljahr) gültig sein müssen. Für einen sind solche Transfers ohnehin immer eine Win-Situation: für den Berater bzw. Manager.