Es klang fast wie ein Bewerbungsgespräch für den Job als Botschafter des FC Salzburg im europäischen Fußballraum, was Jürgen Klopp nach dem Aufstieg seines FC Liverpool ins Achtelfinale der Champions League über den Gegner zu sagen hatte. Ein Schelm, wer denkt, dass bei der Lobpreisung des österreichischen Meisters auch ein klein wenig Taktik im Spiel war, um die Leistung seiner Mannschaft, der „Reds“, noch stärker hervorzuheben. Aber im Grunde hatte der Trainer des Titelverteidigers natürlich recht mit seiner Darstellung. „Hier werden offenbar sehr gute Spieler ausgebildet“, fügte er am Ende noch hinzu, als er auf die Koproduktion der Ex-Salzburger Sadio Mane und Naby Keita beim Tor zum 1:0 im entscheidenden Gruppenspiel angesprochen wurde.

Es ist nur ein kleiner, aber bezeichnender Ausschnitt aus dem Weg, den Salzburg unbeirrt weitergeht. Das zeigt auch die Zuversicht, die Trainer Jesse Marsch noch mitten in der Enttäuschung über das Ausscheiden vermittelte, mit dem nicht mehr ganz diskreten Hinweis, jetzt dann eben den Gesamtsieg in der Europa League anzustreben. Das klang schon fast nach einer Trotzreaktion des Betreuers einer sehr jungen Mannschaft. Und das ist bei Salzburg zweifellos der Fall.

Liverpool musste bestmögliche Leistung abrufen

Viele Jahre war das Team, meistens knapp und manchmal unverdient, in der Qualifikation gescheitert, dafür brachte die Premieren-Teilnahme einen durchschlagenden Erfolg ungeachtet des Verpassens der K.o.-Phase. Den Salzburgern ist es gelungen, ihre an Attraktivität reichhaltige Vorstellung von Fußball in den höchsten europäischen Fußballkreisen zu manifestieren. Darüber hinaus haben sie es geschafft, den Klub, der wegen des Red-Bull-Engagements in sogenannten Traditionszirkeln über viele Jahre als „künstlich gezüchteter Kommerzklub“ verpönt war, auf einen neuen Level zu heben, auf fußballerischer Ebene sowieso, was auch Jesse Marsch anmerkte, aber auch in puncto Popularität. In den internationalen Medien herrschte am Tag nach dem 0:2 Einigkeit darüber, dass der FC Liverpool seine bestmögliche Leistung abrufen musste, um die Salzburger in die Knie zu zwingen.

Die Entwicklung des Teams ist ebenso beachtlich wie erstaunlich. Der Abgang zahlreicher Akteure wurde scheinbar mühelos verkraftet, am Beispiel des schon heiß begehrten Erling Haaland lässt sich am besten verfolgen, wie Salzburg Spieler aufbaut. Ein halbes Jahr musste der 19-jährige Norweger hart trainieren, kam auf fast keine Einsätze. Nun gilt er als internationaler Topstürmer der Zukunft. Gegen Liverpool war der in den vergangenen Wochen nicht ganz fit gewesene Haaland jedoch noch nicht wieder bei 100 Prozent, was auch Marsch zugab. Und 99 Prozent sind gegen so ein Team schon zu wenig, ansonsten hätte er eine seiner Chancen wohl verwertet. Für das neue Ziel Europa-League-Sieg ist es aber unerlässlich, Haaland zumindest bis Sommer zu halten.

Auch andere Spieler wie Enock Mwepu (21), Patson Daka (21), Dominik Szoboszlai (19), Rasmus Kristensen (22) oder Max Wöber (21) gehören zu den mit großer Begabung ausgestatteten Salzburger Hoffnungsträgern. Die asiatischen Laufwunder Takumi Minamino (24) und Hee-chan Hwang (23) verfügen über europäisches Top-Offensivniveau. Das Team ist dem FC Liverpool auf Augenhöhe begegnet, es fehlte ihm jedoch in der entscheidenden Phase an der Erfahrung. Sie machte letztlich den Unterschied aus. Ein Virgil van Dijk oder ein Mohamed Salah haben mit ihren 28 bzw. 27 Jahren hier schon einen markanten Vorsprung. Dazu kommt bei den Engländern die dauerhafte Herausforderung auf höchstem Niveau auch in der Premier League. Hier ist Salzburg von Haus aus benachteiligt, ohne die österreichische Bundesliga kleinzureden. Umso bedeutsamer sind die internationalen Spiele, die von der Mannschaft aber außerordentlich gut für die Weiterentwicklung genützt wurden.

Und wenn Spiele verloren gehen, dann, wie gegen Liverpool oder Napoli, knapp. Salzburg gehört zu den vier besten Gruppendritten und ist damit am Montag (13 Uhr) bei der Auslosung für das Sechzehntelfinale der Europa League gesetzt.