Die Äußerungen von Roland Schmid im Präsidentschaftswahlkampf lassen im Rapid-Umfeld einiges an Reibung entstehen. Die beiden Geschäftsführer Zoran Barisic und Christoph Peschek geloben zwar Neutralität, scheinen aktuell aber nicht auf Linie mit dem Kandidaten, der zuletzt auch Coach Dietmar Kühbauer öffentlich anzählte. "Ich sehe schon eine positive Entwicklung", verteidigte Barisic den Trainer.
Schmid hatte gemeint, dass er unter Kühbauer die sportliche Entwicklung vermisse. Der verdiente Ex-Spieler, mit Rapid unter anderem Meister 1995/96, war im Oktober 2018 als Nachfolger von Goran Djuricin engagiert worden. Unter Kühbauer verpasste die Mannschaft allerdings die Qualifikation für die Meistergruppe der besten sechs Bundesliga-Clubs, im Cup-Finale scheiterte man an Red Bull Salzburg. In der aktuellen Saison ist Rapid nach 14 Runden Vierter, hat 14 Punkte weniger geholt als Leader Salzburg.
Rapid ist noch nicht dort, wo man hin will
"Didi Kühbauer ist in einer sehr, sehr schwierigen Phase des Klubs gekommen", sagte Sport-Geschäftsführer Barisic. "Es gibt auch verschiedenste Statistiken, die nur zum Teil wichtig sind für mich, die aber belegen, dass es schon große Unterschiede gibt." Er verwies unter anderem auf den Punkteschnitt, der in diesem Herbst über jenem des Vorjahres liegt. Dazu müsse man anerkennen, dass viele junge Spieler eingesetzt wurden, um Verletzungen zu kompensieren. "Deshalb würde ich schon meinen, dass ich eine positive Entwicklung sehe", betonte der Wiener. Klar sei aber auch, dass man noch nicht dort sei, wo man hinwolle.
Weiters hatte Schmid in Interviews von einer gewissen Überheblichkeit der Rapid-Akteure im Umgang mit anderen Playern in der österreichischen Fußball-Landschaft gesprochen. Mit ihm als Präsidenten solle der Verein eine andere Außendarstellung haben. Peschek konterte den Vorwurf. Es herrsche ein hervorragendes Verhältnis zum ÖFB und zur Bundesliga, mit den anderen Clubs gebe es "ein gutes, konstruktives Miteinander". Freilich gibt es aber unterschiedliche Interessen, die nötigenfalls vehement vertreten werden.
Zwischen Selbstkritik und Objektivität
Peschek: "Wenn die Kritik ist, Rapid ist zu hart aufgetreten, dann nehme ich das zur Erkenntnis, erwarte aber gleichzeitig schon auch die Feststellung, dass es gelungen ist, dass wir die TV-Gelder verdoppelt haben, dass wir bei den Leihspielern eine Regelung gefunden haben und dass beim Strafenkatalog wie auch bei den Kollektivstrafen eine signifikante Veränderung stattgefunden hat." Anlass zur Selbstkritik gebe es immer, dennoch "muss man die Dinge einfach faktenorientiert sehen und sich um größtmögliche Objektivität bemühen".
Ob Peschek im Falle der Wahl von Schmid zum neuen Rapid-Präsidenten am 25. November eine Zukunft in der Geschäftsstelle hat, ist nicht gesichert. Den beiden wird nicht die beste zwischenmenschliche Chemie nachgesagt. "Ich maße mir nicht an, so wichtig so sein, um darüber jetzt öffentlich zu reden. Ich arbeite sehr, sehr gerne für den SK Rapid", sagte Peschek. "Alles andere, was die Eigentümer, die Mitglieder wählen und entscheiden, ist zur Kenntnis zu nehmen."
50 Prozent Eigenbauspieler
Barisic hat von Schmid hingegen schon öffentlich das Vertrauen ausgesprochen bekommen. Der Unternehmer will die Nachwuchsarbeit stärken und unter anderem regeln, dass der Kader zu 50 Prozent aus Eigenbauspielern zusammengesetzt ist - eine Quote, der Experten in und außerhalb des Vereins die Sinnhaftigkeit absprechen. Barisic soll in Sport-Belangen der starke Mann sein. "Wichtig ist, dass ich mich aus dem Wahlkampf heraushalte", umschiffte der Sport-Geschäftsführer eine konkrete Aussage.
Barisic und Peschek versicherten aber, dass Rapid bereits jetzt umfassende Anstrengungen für den Nachwuchs unternehme. Das Budget sei von 2,4 Millionen Euro in der Saison 2014/15 auf aktuell 4 Millionen angehoben worden. Man habe als Club etwa einen Vollzeit-Sportpsychologen und ein eigenes Nachwuchs-Scouting installiert, es gebe einen ernährungswissenschaftlichen Leitfaden und ein Konzept zur einheitlichen Spielphilosophie, das Barisic bereits vor Jahren ausgearbeitet habe und nun adaptieren wolle.