Die heimische Fußball-Bundesliga setzt ab März 2021 auf den "Video Assistant Referee". Wie der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) und die Liga am Donnerstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Wien mitteilten, habe man sich darauf geeinigt, die technische Unterstützung für die Schiedsrichter zum Beginn des Finaldurchgangs 2020/21 einzuführen. "Es ist ein wichtiger Schritt, um im internationalen Kontext auf der Höhe zu sein", erklärte ÖFB-Präsident Leo Windtner, der im Hinblick auf die finanzielle Dimension von einem "gewaltigen Aufwand" sprach. Eine Million Euro kostet das Projekt in der Einführungsphase, diese Kosten wird der Fußball-Bund übernehmen. 1,5 Millionen Euro müssen dann im laufenden Betrieb pro Saison veranschlagt werden. Diese Kosten wird die Bundesliga übernehmen. Ursprünglich hatten Liga und ÖFB die Einführung des VAR für 2022/23 anvisiert. Nach Gesprächen mit den Schiedsrichtern sowie den Erfahrungen aus anderen Ländern wird das Projekt aber vorangetrieben. Es sei aber eine "Investion zum Wohle und für die Zukunft des österreichischen Fußballs".

"Wir haben festgestellt, dass sich viele Nationen unserer Größenordnung aktiv involviert haben. Für uns ist es wichtig, dass wir nicht Vorreiter, aber auch nicht Nachzügler sind", betonte Windtner bei einer Pressekonferenz. 2017/18 waren Deutschland und Italien die ersten der Top-Ligen, die auf den VAR setzten. Inzwischen haben Spanien, Frankreich und England nachgezogen. Auch in der Schweiz kommt das System seit Sommer 2019 zum Einsatz. In vergleichbaren Ligen setzt man auch in Belgien, den Niederlanden, Polen, Griechenland und Tschechien schon jetzt auf den VAR.

Eine nützliche Investition

"Es ist viel Geld, aber eine nützliche Investition für den österreichischen Fußball", sagte Windtner. "Es sorgt auch dafür, dass unsere Schiedsrichter durch den regelmäßigen Einsatz des VAR auch für den Einsatz bei Endrunden und internationalen Bewerben optimal vorbereitet sind." Er sei in diesem Frühjahr von den Schiedsrichtern gebeten worden, das Thema voranzutreiben. Ein Grundsatzbeschluss wurde dann im ÖFB-Präsidium gefasst. Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer berichtete von einer "einstimmigen Entscheidung" der Clubs für den Video-Assistenten.

Schiedsrichter Julian Weinberger sprach wohl stellvertretend für seine Kollegen von einem "tollen Tag. Das ist eine neue Ära in der Bundesliga". Die Unparteiischen waren in den vergangenen Monaten nach diversen umstrittenen Entscheidungen vermehrt in die Kritik gekommen. Die Trainer plädierten dezitiert dafür, den VAR ehest bald einzusetzen. "Wir müssen auch für unsere Schiedsrichter eine klare Entscheidung treffen", meinte beispielsweise Austria-Coach Christian Ilzer.

Der Fußball wird gerechter

Für Ebenbauer macht der Video-Assistent den Fußball gerechter. Er gehe davon aus, dass der VAR pro Spiel fünfmal für Checks genutzt werde. Diese sollen "im Rahmen", also unter einer Minute bleiben. Der Video-Schiedsrichter soll nur bei offensichtlichen Fehlentscheidungen in Bezug auf Tore, Rote Karten, Elfmeterentscheidungen und Spielerverwechslungen eingreifen. Pro Spiel bedeutet es einen Mehraufwand im Personal: Zum Video-Schiedsrichter kommen noch dessen Assistent sowie zwei technische Operatoren. Den Pool der Kandidaten sollen vorrangig aktive, aber auch Schiedsrichter nach Ende ihrer aktiven Karriere bilden.

Schulungen

Die Schiedsrichter werden ab kommendem Frühjahr auf das neue System vorbereitet. Zunächst werden sie in einem theoretischen Training auf die grundsätzliche Vorgangsweise eingeschult und anschließend in "Offline-Trainings" mit den technischen Gegebenheiten vertraut gemacht. Danach kommen simulierte Szenen und kurze Spielsituationen auf dem Feld hinzu. Abgerundet wird die Ausbildung ab September 2020 mit dem VAR-Einsatz in Testspielen im Nachwuchs- und Damenbereich.

"Das sind realistische Ziele, die wir veranschlagt haben", sagte der für den Spielbetrieb der Liga zuständige David Reisenauer. Noch offen sei, ob die Video-Schiedsrichter in einer eigens dafür eingerichteten Zentrale oder in Übertragungswägen direkt vor dem jeweiligen Stadion arbeiten werden. Die Liga will vorerst Erfahrungsberichte sammeln. Nicht geplant ist die Einführung der Torlinientechnologie. "Das ist eine finanzielle Hürde, die wir uns derzeit nicht leisten können", meinte Ebenbauer.