Österreich hat ab kommenden Sommer einen weiteren Trainer in der deutschen Fußball-Bundesliga. Oliver Glasner wechselt nach der Saison vom LASK zum VfL Wolfsburg, der aktuell Tabellenneunter ist. Dies gab der 44-jährige Oberösterreicher bei einer Pressekonferenz in Pasching bekannt. "Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung", sagt Glasner. Als Spieler hat es nicht gereicht, umso schöner ist es, dass es nun als Trainer geklappt hat."
Der 44-Jährige stellt klar, dass sein Fokus in den kommenden Wochen weiterhin voll auf dem LASK liege. "Ich gebe das öffentliche Versprechen ab, dass ich bis zum Ende der Saison mit 100 Prozent für den LASK und die Mannschaft da sein werde, um unsere großen Ziele noch zu erreichen." Das größte lautet Platz zwei hinter Titelverteidiger Red Bull Salzburg. Damit würde der LASK, der aktuell neun Punkte hinter dem Tabellenführer und sechs Zähler vor dem drittplatzierten WAC liegt, im Sommer in der Champions-League-Qualifikation antreten.
"Sensationeller Trainer"
LASK-Präsident Siegmund Gruber kommentierte den Abschied Glasners "mit einem weinenden und einem lachenden Auge, denn ich hätte Oliver nächste Saison noch gerne als Trainer bei uns gesehen. Schade, dass er geht", sagte der Klub-Boss und sprach von einem "sensationellen Trainer", den man nun nach Deutschland schicken dürfe. "Dieser Trainerwechsel ist dem Erfolg geschuldet."
Glasner führte den LASK vor zwei Jahren wieder in die Bundesliga und schaffte mit Platz vier gleich den Sprung in den Europacup. In dieser Saison kristallisierten sich die Athletiker als erster Herausforderer von Salzburg heraus. Mit einem Punkteschnitt von 1,97 Zählern in bisher 155 Pflichtspielen hat Glasner einen neuen LASK-Rekord aufgestellt. Sein Vertrag wäre noch bis 2022 gelaufen, enthielt aber laut Gruber eine Ausstiegsklausel für die deutsche Bundesliga.
Ablösesumme soll 1,5 Millionen Euro betragen
Zu den Ablösemodalitäten wurde von beiden Seiten "Stillschweigen vereinbart". Medien in Deutschland berichten von einer Ablösesumme in der Höhe von 1,5 Millionen Euro. Glasner wird seinen Co-Trainer Michael Angerschmid und Athletik-Coach Michael Berktold vom LASK mitnehmen, deren Verträge nun ebenfalls mit 30. Juni auslaufen. Dem Vernehmen nach muss Wolfsburg eine siebenstellige Summe überweisen. Glasner verriet indes, dass er an seiner neuen Arbeitsstätte in Niedersachsen auch noch vom ehemaligen Blau-Weiß-Linz-Trainer Thomas Sageder unterstützt werde.
Bezüglich Glasners Nachfolge besteht laut Gruber "keine Notwendigkeit, dass wir nächste Woche schon den Trainer präsentieren", da man erst am 17. Juni in die Saison 2019/20 starte. "Wir planen keinen großartigen Systemumbruch", betonte der LASK-Präsident, der bis zur Vermeldung des neuen Trainers "keine Wasserstandsmeldungen kommentieren" wird. Ein Kandidat soll Wolfsbergs Coach Christian Ilzer sein. "Dieses Gerücht wird immer von außen herangetragen. Ich messe dem keine Bedeutung bei und bin voll auf den WAC fokussiert", meinte Ilzer dazu.
Keine Ausklunft zu Wolfsburg
Glasner will sich bezüglich seines neuen Arbeitgebers vorerst in Zurückhaltung üben. "Wolfsburg befindet sich mitten im Kampf um die Europa-League-Plätze und braucht jetzt nicht den Ratschlag von Oliver Glasner", meinte der Familienvater, dessen Frau und drei Kinder in Oberösterreich bleiben. "Zum VfL Wolfsburg werde ich dann sprechen, wenn ich dort unter Vertrag stehe. Das hat sich Bruno Labbadia mit seinem Trainerteam verdient."
Wolfsburg war 2009 deutscher Meister, 2015 Vizemeister und Pokalsieger, spielte aber in den vergangenen Jahren zweimal als 16. in der Relegation gegen den Abstieg. In dieser Saison wurde dieser Negativtrend gestoppt. Glasner soll den VfL nun endgültig wieder in der Spitzengruppe der Bundesliga etablieren. "Wir bekommen mit ihm einen fachlich hervorragenden Trainer und einen echten Teamplayer", sagte Wolfsburgs Sportchef Jörg Schmadtke.
Der 55-jährige Ex-Torhüter war zur Suche nach einem neuen Coach gezwungen, da Labbadia trotz der bisher überraschend erfolgreichen Saison mit dem VfL seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern wollte. Den 53-Jährigen, der den VfL im vergangenen Jahr in der Relegation gegen Holstein Kiel vor dem Abstieg gerettet hatte, soll die schwierige Beziehung zum Schmadtke gestört haben.
Oliver Glasner statt Marco Rose
Nachdem Schmadtke bereits beim 1. FC Köln lange Zeit erfolgreich mit dem Wiener Peter Stöger zusammengearbeitet hatte, suchte er nun verstärkt im Nachbarland nach einem geeigneten Kandidaten. Der Versuch, Marco Rose von Österreichs Meister Red Bull Salzburg zu verpflichten, scheiterte - der Leipziger wird im Sommer neuer Trainer bei Borussia Mönchengladbach. Schnell stellte sich danach Glasner als Favorit heraus.
"Wir haben uns mit Oliver Glasner bereits länger beschäftigt und seine beeindruckende Arbeit in Linz aufmerksam verfolgt", verriet Schmadtke. Beim Volkswagen-Klub in Wolfsburg trifft der Oberösterreicher auf seinen früheren Tormann Pavao Pervan. Der 31-Jährige war erst im vergangenen Sommer vom LASK nach Wolfsburg gewechselt und vertritt im Saison-Endspurt den verletzten Stammkeeper Koen Casteels.